"LEICHTE UND KOMPAKTE MITTELKLASSE":
Erste Eindrücke vom Terra ED 8x32
DATEN
- Sehfeld 7.7 o = 135m, SSW 60 o
- Pupillenlängsabstand 16.5mm
- Dioptrien-Verstellbereich ± 4 dpt
- Naheinstellgrenze 1.5m
- wasserdicht (100 mbar)
- Gewicht "nackt" laut Hersteller 510g, mit Riemen und Okularschutzdeckel gemessen 585g
- Preis: Deutschland (Jülich) € 399, Schweiz (Fachhandel) CHF 400 - 450
ALLGEMEIN
Design genau analog zu den bisherigen 42er Modellen ((erstes BILD)).
Verarbeitung gut bis sehr gut, haptisch angenehme und trocken wie nass erstaunlich rutschfeste Armierung, deren Griffigkeit gegenüber den 42er Modellen deutlich erhöht wurde. Leicht und handlich.
Das Zubehör entspricht den bisherigen Modellen: Standard Zeiss-Riemen und Okularschutzdeckel, Objektivschutzdeckel mit Schnappverschluss an den Riemenösen befestigbar - allerdings halten die Deckel, einmal aufgesetzt, nicht sehr gut und lösen sich leicht - sowie einfacher samtähnlicher Beutel mit Kordel, statt eigentlicher Fernglastasche.
MECHANIK
Knickbrücke recht schwergängig (für mich positiv), Verstellbereich für Augenabstände von 56-74mm.
Die Augenmuscheln liegen gut am Auge und sind noch etwas schwergängiger als bei den 42er Terras, aber die Raststufen - ganz drin, 1/4 raus, 3/4 raus, ganz raus - sind kaum mehr wahrnehmbar; die Muscheln gehen aber schwer genug, sodass sie sich vermutlich beim Gebrauch kaum verstellen (ob das über längere Zeit so bleibt?).
Die Fokussierung ist schnell, ebenfalls wie bei den 42ern, für meine Begriffe etwas zu schnell, was beim Scharfstellen dazu führen kann, dass man manchmal etwas "zurückrädeln" muss. Das Fokussierrad dreht weich und ohne Spiel und völlig gleichmässig, die Verstellung erfolgt in beiden Tuben gleich, alles ohne Geräusche oder Rucke !! ( wenn nur Swarovski ... aber ich fange wohl lieber gar nicht an :-) )
Reichlich Ãœberhub.
Der Dioptrieausgleich am rechten Okular geht recht schwer, eine Arretierung ist nicht vorhanden (alles wie bei den bisherigen Terras).
OPTIK
Die Inspektion von der Okularseite wie auch von der Objektivseite her ergibt nur positive Eindrücke. Alles ist sauber und ordentlich verarbeitet - dass man in nüchternem Zustand nicht mit einer hellen Lampe vom Objektiv her ins Glas leuchten soll, falls man bei Entdeckung möglicher Staubkörner zu Depressionen neigt, ist ja hier schon mehrfach gesagt worden ... :-)
Das Einblickverhalten (ohne Brille) ist ausgezeichnet und dürfte auch mit Brille befriedigen (Längsabstand 16.5mm). Das zur Verfügung stehende Gerät ist in jeder Hinsicht sehr gut kollimiert / justiert.
Das Sehfeld ist im Konkurrenzvergleich nicht Spitze, aber mit 135m doch sehr angenehm.
Die Mittenschärfe ist gut, der Eindruck ist für mich ähnlich wie bei den 42er Terras: in "normalen Gebrauch" bietet das Terra 8x32 ein schönes, helles, recht scharfes Bild, die volle Schärfe muss wegen der sehr schnellen Fokussierung manchmal durch ganz feines Drehen "rausgeholt" werden, der Kontrast ist gut, die Brillanz des Bildes ganz ordentlich. Die Randschärfe ist erwartungsgemäss nicht überragend, und so ist das 8x32, wie seine grösseren Brüder, sicher weniger ein Glas fürs Stativ als vielmehr eines für den beweglichen Einsatz. Das Schwenkverhalten ist gut, hier stört die Randunschärfe nur wenig, die Verzeichnung ist merklich, ein GE für mich dafür kaum wahrnehmbar.
Wie schon bei den 42ern ist die CA für ein Glas dieser Preisklasse erstaunlich gut korrigiert.
Die Resistenz gegen Streulicht und das Vehalten bei Gegenlicht sind trotz einigen Reflexen sehr ordentlich, nur bei ganz anspruchsvollen Bedingungen (Beobachtung gegen tiefstehende Sonne, die sich in einem Gewässer spiegelt, über dieses Gewässer hinweg in Richtung Sonne) zeigen sich stärkere Effekte und dann auch "glare", aber das ist bei der Konkurrenz (s.u.) und auch bei vielen teureren Gläsern nicht immer besser.
Im Gelände zeigt das Terra 8x32 einen leicht warmen Farbton, der sich beim Papiertest bestätigt. Hier lässt sich ein Unterschied zu den 42er Terras feststellen, die ein leicht "kühleres" Bild zeigen, wiewohl auch deren Bild, verglichen mit anderen Gläsern, eher dem wärmeren Bereich zuzuordnen ist. Ein noch wärmeres Bild zeigen z.B. die Trophy D Gläser (insbes. 8x42, 8x32).
Ich vermeide hier absichtlich die Begriffe "gelblich" bzw. "gelbstichig", um nicht missverstanden zu werden, diese Begriffe behalte ich vor für Gläser mit klar gelblichen Bildern, z.B. sog. "blauvergütete" wie die alten Habicht, wo dann schon eigentlich die Farbtreue des Bildes kompromittiert ist; das ist bei den Terras in keiner Weise der Fall.
FAZIT
Gegen welche Konkurrenz tritt das neue Terra 8x32 an ?
Nicht gegen die 8x32 Gläser im Markt, die entweder viel teurer (z.B. Leica Ultravid, Kowa Genesis, Zeiss Victory FL, Swarovski Habicht, Swarovski CL), oder deutlich teurer und auch grösser/schwerer sind (z.B. Nikon HG-L, Swarovski EL-SV, Zeiss Conquest HD, Pentax DCF, Meopta MeoStar), und wohl auch nicht gegen "Billiggläser" der 8x30 Klasse (unzählige), sondern eher gegen andere leichte Gläser in der Preisklasse zwischen € 250 und 550, also z.B. diverse Gläser von Minox, Vixen, Nikon (E II, Monarch 7), oder auch ein Kite Lynx, DDoptics Fieldstar oder Eschenbach Trophy D.
((Zweites BILD))
Das E II ist hier ein Sonderfall: unter den genannten das einziges Porro, nicht wasserdicht und optisch auf viel höherem Niveau, allerdings auch teurer.
Das Trophy D hat fast dasselbe Sehfeld wie das Terra, die Bildschärfe ist aber in meinem Empfinden etwas höher, die Fokussierung dafür bei einem mir zugänglichen Exemplar nicht ganz so ruckfrei. Das Monarch ist noch etwas kleiner und leichter, hat 10m mehr Sehfeld als das Terra, die Randschärfe ist dafür eher schlechter, und das Verhalten bei Gegenlicht auch. Dasselbe gilt für das Kite Lynx. ***
Plus- und Minuspunkte des Terra aus meiner Sicht (immer aus der Perspektive "Mittelklasseglas"):
+ Qualität, Verarbeitung, Design
+ optisch gut: Sehfeld, anständige Schärfe, guter Einblick, wenig CA
+ handlich, leicht
+ Zeiss-Service
- weniger gutes Zubehör als Konkurrenz (z.B. Tasche)
- nur 2 Jahre Garantie
Das Terra kommt natürlich bei weitem nicht an teurere Gläser wie ein Conquest HD und einige andere der oberen Mittelklasse ran, aber bietet für den Preis aus meiner Sicht eine gute, v.a. sehr ausgewogene Leistung, sowie das Prestige der Marke Zeiss, das ja nicht ganz vernachlässigt werden kann.
Ich hatte ja mal Zweifel geäussert, ob das Terra-Konzept für Zeiss wirklich erfolgreich sein würde; mit ein Grund für den Zweifel war die Vermarktung unter dem Label "Lifestyle". Mittlerweile muss ich davon ausgehen, dass die Terra-Linie Erfolg hat, und Zeiss vermarktet sie nun ja auch unter der Bezeichnung "Einstiegsklasse". Das dürfte gut zutreffen.
For whatever it's worth.
Pinac
*** Es gibt drei 8x32 er Gläser verschiedener Marken auf dem Markt, die vermutlich ziemlich identisch sind:
- Nikon Monarch 7
- Kite Lynx
- Ddoptics Fieldstar
Bei den ersten beiden bin ich mir sicher. Nicht nur sind mit einer Ausnahme alle technischen Daten identisch, auch der Blick ins Glas von der Objektivseite her zeigt denselben Aufbau, dieselben Strukturen, Blenden, Prismen, usw. (das Fieldstar kenne ich hingegen zu wenig, um Verlässliches auszusagen).
Nikon gibt das Sehfeld mit 145m an, Kite mit 150m, Ddoptics mit 154m. Ob das Ddoptics tatsächlich andere optische Baussteine verwendet, die das weitere Sehfeld ermöglichen, weiss ich nicht. Das Nikon und das Kite hingegen geben für mich das gleiche Bild, ein 5m weiteres Sehfeld vermag ich beim Kite auch bei wiederholten Versuchen nicht festzustellen (entweder mein Fehler, oder die technischen Angaben von Kite sind etwas "optimistisch").
