Ein Erklärungsversuch, vorwiegend bezogen auf Mitteltrieb mit nach aussen beweglicher Spindel.
1. Schmierfett (auch Oel) verharzt nach meinem Verständnis aus chemischen Gründen: Polimerisation, Oxidation, vielleicht beschleunigt mit Buntmetall als Katalisator, der Kohlenwasserstoffmoleküle. Vermutlich verdunsten allmählich auch leichter flüchtiger Bestandteile.
2. Schmierfett kann zu einer erstaunlich harten und dennoch zähen Masse verharzen. Dann könnte man es sich es wie eine zusammenhängende Hülse (bei einer Gewindespindel) zwischen Bolzen und Mutterngewinde vorstellen, die, da nach aussen eine grössere Verbindungsfläche aufweisend, fest mit dem Mutterngewinde verbunden bleibt und das Spindelgewinde dann im Harz gleiten muss.
3. Da die Verharzung ein kaum reversibler chemischer Prozess darstellt, muss, wie eigene Erfahrung vermutlich deshalb bestätigt, eine Behandlung nur mit Lösungsmittel und/oder dünnflüssigem Schmiermittel, eine rein physikalische und daher nur vorübergehende oder nur beschränkte Wirkung zeigen. Denn wenn das Lösungsmittel verdunstet ist, kehrt das Harz in den vorherigen Zustand zurück. Wenn aber sich das dünnflüssige Schmiermittel für sich alleine allmählich, oder im Verbund mit Lösungsmittel (einstoffliche Kombinaion: Petrol) beschleunigt das Harz angelöst hat, entsteht dadurch nur ein niedriger viskoses Harz, das vielleicht noch zäher an der Gewindespindel haftet als vorher.
4. Die Ideallösung bleibt die Zerlegung, Komplettreinigung und Neuschmierung mit einem der heute eindeutig besseren Schmiermitteln, des Fokussiertriebs (das aufgeführte gilt ja weitgehend analog auch für Einzelokular-Fokussierungen).
Wenn aber Gründe (nicht zuletzt Aufwand) gegen eine Zerlegung sprechen, sollten minimal invasive flüssigkeitsbasierte Massnahmen konsequenterweise Schmiermittel verwenden, die das Harz nicht permanent anlösen, sondern eher als Trennmittel zwischen Harz und Spindel wirken.
Das könnten also sein:
Flüssige Schmiermittel (synthetische?) und oder Suspensionen damit mit Partikeln aus PTFE („Teflon“) ; Molybdändisulfid, Grafit,...
Diese müssen dann durch längeres Bewegen des Fokussiertrieb möglichst weit von der Anbringungsstelle in die Tiefe des Fokussiertriebstriebs hineingearbeitet werden. Allenfalls lässt sich mit längerdauerndem Bewegen des Fokussiertriebs nach Applikation eines lösenden Mittels auch einen Teile des Harzes aus dem Fernglas heraus befördern.
5. Das anderswo in diesem Blog empfohlene Ballistol besteht aus einem dünnflüssigen, vermutlich mineralischen Oel, dass nach dem bisher Erwähnten quasi als Weichmacher für das Harz dienen würde. Der Lösungmittelanteil wirkt vorübergehend in die gleiche Richtung. Der Zusatz eines Salzes, soll in der ursprünglich angestrebten Anwendung chemisch Ablagerungen von kupferhaltigen Geschossmäntel im Stahllauf von Feuerwaffen entfernen. Also eine beabsichtigte lokale elektrochemische Korrosion, die dort mit dem Abbau allen vorhandenen Kupfers aufhört. Das dabei entstehende Korrosionsprodukt könnte im Falle einer Fokussierspindel aus blankem Messing möglichweise positiv wie ein in der Harzhülse eingelagerte Trockenschmierschicht wirken. Weil dieses Kupfersalz aber hygroskopisch ist, und im Fokussiertieb quasi unbeschränkt Kupfer vorhanden sein kann, könnte diese Korrosion unkontrolliert andauern. Wie weit dazu auch ein Eisenwerkstoff anwesend sein muss, kann ich nicht beurteilen,
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 10.09.16 13:20.