Hallo BoB,
dein Summenbild erfüllt schon einmal eine wichtige Voraussetzung für die folgende Nachverarbeitung: das Histogramm schlägt nicht links an, also fehlt nicht wichtige Information in den Tiefen.
Prinzipiell ist es besser, zunächst Rohdaten zu addieren oder zumindest 16 Bit Tifs. Da der Deep-Sky-Stacker nicht mehr weiter entwickelt wird und die Rohdaten neuerer Kameramodelle nicht „versteht“, wandele ich die Rohdaten über Photoshop CS5 in Tifs um (CS5 wiederum versteht die Rohdaten neuerer Kameramodelle nicht, aber glücklicherweise bietet Adobe seinen immer wieder aktualisierten DNG-Konverter an, mit dem man die Rohdaten ins DNG-Format überführen kann, was auch der raw-Konverter von CS5 versteht.
Nach Öffnen des DNG eliminiert der raw-Konverter (acr) von Photoshop bis auf wenige Ausnahmen die hotpixel. Sogenannte „darks“ (manche Kameras bieten interne Dunkelabzüge an, aber die Belichtungszeit verdoppelt sich) mache ich bei Kometen überhaupt nicht mehr. Generell gilt: nicht nachschärfen, bzw keine nachgeschärften Daten verwenden, den entsprechenden Regler auf 0 setzen.
Nachschärfen nur (eventuell) ganz zum Schluss (das finale, ungeschärfte Ergebnis immer behalten!).
Nächster Schritt: Abspeichern des DNG als Tif. Anschließend werden die Tifs (je mehr, desto besser, aber bei Kometen muss man natürlich bedenken, dass die Aufnahmen zeitlich nicht zu weit auseinanderliegen dürfen, bei Neowise waren das zeitweise nur ca. 5 Minuten bei 300mm Brennweite) mittels des Deep-Sky-Stackers (Freeware) addiert. Eine wichtige Korrektur sind die objektivspezifischen, speziell auf Vignettierung.
Am besten, man fertigt die dafür notwendigen „flats“ manuell an: man spannt an einem trüben Tag mit grauem oder weißem Himmel ein weißes Baumwolltuch vor das Objektiv der Kamera, wählt die gleiche Blende und Entfernungseinstellung wie bei den Astroaufnahmen und macht einige Fotos. Hierbei kann man gleich eine ganze Serie anfertigen und die Bilder (ebenfalls als Tif!) addieren, um das Signal-zu-Rauschen zu verbessern.
Es lohnt sich, denn solche flats korrigieren besser als objektivspezifische Korrekturen, welche die diversen Pixelgrafikprogramme anbieten.
Die flats müssen genau die gleiche Pixelanzahl aufweisen wie die Astroaufnahmen, sonst verweigert der Deep-Sky-Stacker die Arbeit.
Nun kommt die Nachverarbeitung des Summenbildes (16 Bit Tif), z.B. in Photoshop. Auch ein Tif kann man mit dem Raw-Konverter von Photoshop öffnen, nämlich mit dem Befehl „Öffnen als“.
Im Raw-Konverter kann man die Datei viel schonender bearbeiten, z.B. etwas das Luminanzrauschen reduzieren sowie niederfrequentes Farbrauschen. Außerdem einen Weißabgleich machen. Oder z.B. die Sättigung gewisser Farben ändern.
Dann die Datei mit dem eigentlichen Programm weiter bearbeiten. Ein entscheidender Schritt ist dabei die Gradationskurve. Um „davor“ - „danach“ vergleichen zu können, arbeite ich immer mit der Ebenentechnik. Siehe den screenshot. Durch das Aufsteilen der Gradationskurve unten sowie das abflachen oben wird der Kometenschweif besser sichtbar, ohne das Lichter (Kometenkopf!) ausbrennen, das Rauschen wird aber wieder stärker sichtbar.
Deshalb das Ergebnis – nach wie vor als 16 bit Tif! – unter neuem Namen abspeichern, wieder mit dem Raw-Converter öffnen und das Luminanzrauschen reduzieren. Dann weiter in dem eigentlichen Programm bearbeiten. Die Sache läuft also iterativ ab.
Zur Demo habe ich den screenshot der Änderung der Gradationskurve und das Ergebnis der ersten Iteration beigelegt. Wie schon gesagt, die Möglichkeiten für 8 bit jpegs sind sehr begrenzt.
Es gibt natürlich spezielle Programme, die noch ganz andere Möglichkeiten bieten („PixInsight“), aber es ist natürlich immer die Frage, wieviel Zeit man am PC verbringen möchte…
Viel Erfolg!
Andreas