Dominique schrieb:
-------------------------------------------------------
>
Quote
Ich bin ehrlich: ich erfreue mich an der
> Haptik und technischen Finesse jedes Mal wenn ich
> ihn nutze wohl wissend das er etwas
> overstretched
>
> Vielleicht dürfen wir einmal akzeptieren, wenn
> jemand auch Spaß und Freude am Design hat und
> dieses in seiner Auslegung die Funktion nicht
> überstrapaziert, dann ist das doch keine Missetat.
> Sicher, auf den Punkt gebracht benötigt das eine
> oder andere "Werkzeug" das eine oder andere
> Merkmal nicht, ließe sich auf sein Funktionswesen
> auf das Wesentliche reduzieren.
> Freude am Objekt ist eine menschlich emotionale
> Kultur (?).
> Der HS ist nun ein Wesen, welches auch mit dem
> Auge die Dinge adaptiert, muss ich nicht weiter
> ausführen.
> BB ist meiner Meinung nach bei seinen
> Konstruktionen aber weit, sehr sehr weit von dem
> entfernt, was umgangssprachlich als Gimmick
> bezeichnet wird.
> Und gewiss, die BB Produkte machen Spaß, sie
> kommen auch Abseits der Betrachtung von reiner
> Praktikabilität in meiner Verwirklichung der
> komfortablen Bedienung nach.
xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx
Lieber Dominique
Eine derart emotional, so stark auf visuellen Effekt und Haptik ausgerichtete Auffassung von Technik muss jemanden, der zeitweise mit konstruieren seinen Lebensunterhalt verdiente, zwangsläufig zum Widerspruch provozieren. Ausser vielleicht für gewisse Lifestyleprodukte, muss doch beim Konstruieren als Erwerbstätigkeit ein nüchtern messbarer Mehrwert nachweisbar sein.
Was wir aber hier im JF vorwiegend debattieren, heisst ja nicht zufällig im Branchenjargon Sportsoptics. Denn Sport so wie wir ihn eben in Katar erlebt haben, ist primär ein Geldgenerator ohne bleibenden Mehrwert. Sportsoptics musste gleich wie etwa mechanischen Uhren zu (technisch durchaus anspruchsvollen) Lifestyleprodukten umfunktioniert werden, um trotz der Langlebigkeit und geringen verbleibenden Innovationsmöglichkeit dieser Produkte einer Marktsättigung zu entgehen.
Natürlich kann man Begeisterung an visuell auffälliger Technik (was sind fast alle unsere Autos anderes?) nachvollziehen, sogar auch respektieren, aber akzeptieren ist doch etwas zu viel verlangt. Zu gegensätzlich, lieber Dominique sind hier unsere Auffassungen! Technik begrenze ich bewusst auf den produktiven Geist, für das emotionale Erleben reserviere ich mir (ganz ressourcenschonend) eine möglichst technikfreie Natur.
Für mich gilt immer noch FORM FOLLOWS FUNCTION als Definition echten Designs. Alles andere ist bloss Styling. Als Beispiel dafür:
Der noch heute verbreitete, weltweitkopierte Quasi-Industriestandard einer kürzlich anderswo im JF erwähnten chirurgischen Fix Ex Klemme besteht aus zehn Teilen. Da unglücklich konzipiert kostet sie rund 100 Euro aufwendig herzustellen. Diese unvorteilhafte Konstruktion konnte sich nur behaupten, weil Medizin allgemein zu wenig kostenbewusst funktioniert. Die radikal kostenoptimierte Konstruktion kostet hingegen bloss etwa 15% davon, weil sie aus nur 4 (überdies kraftfluss- und fertigungsgerechten) Teilen besteht. Welche der beiden Ausführungen eleganter wirkt, spricht vermutlich für sich selbst. Für den Laien vielleicht nicht so offensichtlich, steckt in solchen Vereinfachungen enorm viel Überlegung.
Sich auf das wesentliche zu beschränken, dieses überhaupt zu erkennen, ist weit anspruchsvoller, als mit einer spektakulären Materialanhäufung zu beeindrucken.
Kollegial grüsst
HW
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.12.22 11:30.