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Oberwerk 10x42 SE

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05. Juni 2023 16:22
Hallo an alle im Forum,

vor ein paar Wochen bat mich Holger (Holger Merlitz) mir ein Glas anzuschauen, das er vor kurzem neu erworben hatte und in dejustiertem Zustand bei ihm ankam.
Das Oberwerk 10x42 SE.
Nach Rücksprache mit dem Liefertanten wären die Versandkosten zu hoch und er solle das FG
doch in Deutschland justieren lassen und Oberwerk die Rechnung zukommen lassen.
Soweit die Vorgeschichte.
Ich hatte vor längerem einmal in einem englischsprachigen Forum etwas über die Oberwerk SE
Serie gelesen, ich glaube es ging um das 8x32 SE.
Soweit ich mich erinnere, war man durchaus angetan.
Natürlich gab es auch Zweifler, aber ich denke, dass waren eher Birder, die das Glas nie in den Händen gehalten haben.
Es handelt sich um einen chinesischen Nachbau der gleichnamigen Porro-Serie von Nikon.
Es gab ein 8x32 SE, ein 10x 42 SE und ein 12x50 SE.
Ebenso gibt es jetzt die gleichen Spezifikationen von Oberwerk.
Dies soll kein ausführlicher Reparaturbericht werden, deswegen fasse ich mich diesbezüglich kurz.
Beim Original von Nikon wird die binokulare Justage über Exzenterringe in den Objektiven erreicht.
Beim Oberwerk justiert man über das Verkippen der Prismen, - leider.
Die dafür vorgesehenen Schrauben befinden sich unter der verklebten Gummiarmierung.
Ich hatte sie schnell gefunden und die anschließende Justage war nicht sonderlich kompliziert.
Als Holger seine Anfrage gestellt hatte, habe ich das Glas natürlich gleich gegoogelt.
Anhand der Fotos vermutete ich einen Klon des Levenhuk Sherman Pro10x42 zu erkennen.
Ein Glas, das ich selber besitze und das für den Preis (ca.220€) eine ordentliche Leistung bietet.
Als das Oberwerk dann ankam, fiel mir allerdings die Ähnlichkeit zu einem anderen Fernglas auf, das ich mir vor Jahren einmal gekauft hatte und den klangvollen Namen Visionary V-1 8,5x42 trägt.
Tatsächlich sehen sich die beiden Gläser rein äußerlich zum verwechseln ähnlich, siehe dazu die Fotos.
Die inneren Werte hingegen unterscheiden sich in vielerlei Hinsicht.
Während das Visionary eine schon sehr gute Randschärfe aufweist, legt das Oberwerk noch mal eine Schippe obendrauf.
Die Randschärfe des Oberwerk ist schon wirklich beeindruckend und kommt dem Original von Nikon sehr nahe.
Auch ein schönes Detail beim Oberwerk ist, dass die Prismen geschwärzt sind, zumindest der Teil,
den man beim Durchschauen durch die Objektive sehen kann.
Sicherlich einer der Gründe, warum der Kontrast und die Streulichtunterdrückung überdurchschnittlich gut sind.
Die Farbtemperatur beim Oberwerk geht einen Hauch ins grüne, für meinen Geschmack sehr angenehm und den Zeiss SF Gläsern nicht unähnlich.
Das Visionari ist etwas neutraler und das Nikon hat meines Erachtens eher einen leichten Rot/Rosa-Ton.
Die chromatischen Aberrationen sind beim Oberwerk sehr gut korrigiert, was die Vermutung nahelegt, dass hier wirklich ED- Objektive verbaut wurden.
Das Nikon hat zwar kein ausgeprägtes Problem mit CA`s, dennoch sind sie deutlicher zu sehen als im Oberwerk.
Das Visionary liegt irgendwo dazwischen.
Die Vergütung ist beim Oberwerk Dunkellila, beim Visonary Grün, beim Nikon, je nach Lichteinfall
grünlich bis Lila.
Die Bildhelligkeit ist bei allen dreien sehr gut und so dicht beieinander, dass sich hier keine nennenswerten Unterschiede für mich ergeben.
Einer der wichtigsten Eigenschaften eines Fernglases ist für die meisten Menschen wohl die Schärfe.
Hier überzeugt das Oberwerk auf ganzer Linie.
Selbst beim Nachvergrößern ist das Bild gestochen scharf und kontrastreich.
Das kann das Nikon natürlich auch, aber ehrlich gesagt hätte mich alles andere auch gewundert.
Das Visionary kommt da nicht ganz heran, allerdings merkt man das wirklich nur beim Nachvergrößern und nicht bei der normalen Benutzung.
Auch hier ist Schärfe und Kontrast auf hohem Niveau.
Beim Sehwinkel hat Oberwerk allerdings ein bisschen geschummelt.
Exakt nachmessen lässt sich das auf die Schnelle für mich nicht, aber man kann im Vergleich deutlich sehen, dass die 60° des Nikon nur marginal überschritten werden.
Oberwerk gibt 65° an.
Vergleiche ich das mit anderen Gläsern, mit 65/66° dann sieht man sehr deutlich, dass die 65° von Oberwerk nicht erreicht werden.
Ich würde mal 61-62° schätzen.
Sei es drum, damit könnte ich leben, konnte ich beim Nikon ja auch.
Bei der Naheinstellgrenze hätte ich mir ein bisschen mehr gewünscht, ich komme etwa auf 7m.
Beim Nikon sind es 5m, auch nichts für den Entomologen, aber bei einem Porro sind da ohnehin
physiologische Grenzen gesetzt.
Ich habe ein Nikon EII 8x30, da komme ich bis auf 2m an die Mücken ran, aber da bekommt man schon Kopfschmerzen vom Schielen.
Der Vollständigkeit halber hier noch das Gewicht: Alles mit meiner Küchenwaage gemessen.
Das Nikon ist mit 720g fast schon ein Leichtgewicht.
Das Oberwerk wiegt stolze 155g mehr und kommt auf 875g.
Das Visionary wiegt erstaunlicherweise noch mal 55g mehr(warum auch immer) und kommt auf 930g
Alle drei Gläser liegen dank ihrer ergonomischen Form sehr gut in der Hand.
Der Mitteltrieb des Nikon ist für meine Hände am besten zu erreichen und geht auch am geschmeidigsten.
Der Fairness halber muss allerdings auch gesagt werden, dass sowohl das Visionary als auch das Oberwerk O-Ring Dichtungen in den Okulartuben haben, die sie im Idealfall wasserdicht machen,
in den meisten Fällen aber den Mitteltrieb schwergängiger.
Ich glaube mal gelesen zu haben, dass einige Benutzer des Nikon SE Probleme hatten mit Blackouts.
Ich bin für diesen Effekt nicht besonders anfällig, weswegen mich das beim Nikon nie gestört hat.
Ich weiß aber worum es geht und kann diesen Fehler provozieren.
Obwohl das Oberwerk eine, zumindest beim normalen Beobachten ähnliche Okularkonstruktion hat
wie das Nikon, scheint es für Blackouts nicht so anfällig zu sein.
Gerne hätte ich Holgers schönes Oberwerk komplett zerlegt und mir die Okulare mal genauer angeschaut, hab es aber dann doch gelassen:-))
Bestimmt hat Holger eine Erklärung dafür, warum das Oberwerk weniger anfällig für Blackout ist.
Die Drehaugenmuscheln des Oberwerk sind für meinen Geschmack etwas zu leichtgängig und könnten in der ausgedrehten Stellung fester einrasten, sind aber durchaus angenehm beim Ansetzen des Glases.
Beim Fokussieren zwischen Nah und Fern gibt es kein lästiges Nachjustieren des Dioptrieausgleiches, was ich leider bei vielen anderen chinesischen Ferngläsern bemängeln muss.
Leider ist es schwierig die Oberwerk SE Gläser zu beschaffen.
Einen Händler hier in Deutschland zu haben, wäre natürlich wünschenswert, zumal wenn, wie in diesem Fall etwas mit dem Glas nicht in Ordnung ist und man es problemlos umtauschen könnte.
Hat ja nicht jeder einen Kumpel, der das auf die Schnelle richten kann:-)
Der Preis ist mit 279 Dollar nicht gerade ein Schnäppchen, zumal Transport und Zoll noch dazu kommen.
Würde das Glas hier in Deutschland für 260-280€ angeboten, würde ich vermutlich zugreifen.
Alles in allem ist das mal wieder ein schönes Porro mit wirklich überzeugender Optik/Mechanik.

Ich hoffe doch, dass das mit der Dejustage ein Ausrutscher war.
Mal sehen, ob sich irgendwer erbarmt, das gute Stück zu importieren.

Viele Grüße

Holger
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Oberwerk 10x42 SE Anhänge

Holger U 2024 05. Juni 2023 16:22

Re: Oberwerk 10x42 SE

Manfred Gunia 520 05. Juni 2023 18:27

Re: Oberwerk 10x42 SE

Holger U 477 05. Juni 2023 19:04

Re: Oberwerk 10x42 SE

Manfred Gunia 421 05. Juni 2023 22:20

Durchs Fernglas müssen Sie im Nahbereich mehr „schielen“

Dominique 454 05. Juni 2023 22:39

Re: Oberwerk 10x42 SE

Holger Merlitz 625 06. Juni 2023 08:11

Re: Oberwerk 10x42 SE

Hans 444 29. Juli 2023 12:32

Re: Oberwerk 10x42 SE

Holger Merlitz 369 14. August 2023 15:49

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Klaeser 274 16. August 2023 18:58

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Holger Merlitz 371 17. August 2023 08:02

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Klaeser 297 19. August 2023 06:02

Re: Oberwerk 10x42 SE

AstroPhil 460 08. Juni 2023 13:50

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Holger Merlitz 512 09. Juni 2023 06:56

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AstroPhil 468 09. Juni 2023 21:15

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Holger U 551 19. Juni 2023 17:17

Re: Oberwerk 10x42 SE

AstroPhil 375 22. August 2023 16:47

Re: Oberwerk 10x42 SE

Andy 207 05. März 2024 10:40

Re: Oberwerk 10x42 SE

MikeS55 185 06. März 2024 09:47



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