Darf ich noch eine weitere Bezeichnung nennen und als die Aufgabe am besten treffende zum allgemeinen Gebrauch vorschlagen? Ich bemühe mich seit etwa dreieinhalb Jahrzehnten, die im Fotobereich übliche Bezeichnungen „Sonnenblende” und „Gegenlichtblende” durch die treffendere Bezeichnung „Streulichtblende” zu ersetzen – trotz gelegentlicher Erfolge leider noch nicht mit durchschlagender Wirkung. Denn die rohrförmige Blende hilft ja nicht nur gegen Sonnenlicht, und bei echtem Gegenlicht (d.h. wenn sich die Lichtquelle innerhalb des Gesichtsfeldes befindet) ist sie sogar wirkungslos. Die einzig wirksame „Gegenlichtblende” ist dann der Objektivschutzdeckel, aber den sollte man zum Beobachten bzw. zum Fotografieren abnehmen.
Ich habe erst Ende letzten Jahres, als offiziell (und auch mir) von den neuen kleinen Leica Ultravid 8x20 und 10x25 noch nichts bekannt war, einige längere Telefongespräche mit dem Sportoptik-Productmanager von Leica geführt und ihm geklagt, daß alle mir bekannten Kompaktferngläser hoher Qualität (in alphabet. Folge: Leica, Nikon HG, Swarovski, Zeiss) bei schräg von vorn einfallendem Licht deutliche Schleier und Reflexe zeigen, also sehr streulichtempfindlich sind. Und da das Minigehäuse nicht viel Möglichkeiten besserer Streulichtabschirmung bieten kann, hatte ich vorgeschlagen, ausziehbare Streulichtblenden von mindestens 2 bis 3 cm Länge anzubringen, und ich hatte auch beschrieben, wie ich mir aus innenseitig schwarz mattierten Kodak-Filmdöschen für ein (Nikon-)Kompaktfernglas Streulichtblenden selbst gebaut und deutliche Verbesserungen im Kontrast bei schrägem Gegenlicht festgestellt habe. Das Gegenargument war, daß dies der Designer wohl ablehnen würde.
Nun frage ich mich, ob Ferngläser für Designer oder für Anwender konzipiert werden sollen, und ich plädiere eindeutig für letzteres. Der Designer sollte vielmehr die Aufgabe haben, einen solchen anwenderfreundlichen Wunsch so umzusetzen, daß das Fernglas mit derartigen Streulichtblenden gut aussieht und gut zu handhaben ist (ja, auch gute Handhabung ist ein Designmerkmal; viele Designer denken aber offenbar nur oder vorrangig ans gute Aussehen).
Als nun die ersten Fotos von den neuen Leica Ultravid-Modellen 8x20 und 10x25 zu sehen waren, war mal wieder klar, daß hier eine gute Chance vertan wurde: Bei dieser Bauform mit der gegenüber den Trinovids sehr viel kürzeren Knickbrückenplatte wäre es doch leicht gewesen, auf den nunmehr ungewöhnlich lang frei herausragenden Rohren Schiebe-Streulichtblenden zu realisieren. Daß ausgerechnet so ein Versäumnis Leica passiert, verstehe ich nicht. Nicht, weil ich darauf hingewiesen hatte, sondern viel mehr, weil Leica einer der ganz wenigen Kamerahersteller ist, der zahlreiche Kleinbild-Wechselobjektive (der M6/M7 und R8/R9 sowie auch früherer Modelle) mit eingebauter Schiebe-Streulichtblende ausgestattet und deren Vorzüge in der Werbung hervorgehoben hat. Gelten etwa bei Ferngläsern andere optische Gesetze fürs Streulicht als bei Fotoobjektiven? Gerade der sehr kleine tatsächliche Sehwinkel (der bei Kleinbild-Teleobjektiven erst etwa ab 400 mm Brennweite ähnlich eng wird) ist doch prädestiniert für hohe Wirksamkeit von Streulichtblenden!
Weil eingangs das Wort „Ghostwriter” gefallen ist: Da hat doch kürzlich ein Herr Nachtweih fünf Forumsteilnehmer als Pseudonyme für ein und denselben „Ghostwriter” verdächtigt, von denen sich in dieser Diskussionsrunde nun schon drei zu Wort gemeldet haben (Herr Henseler, Herr Mackenbrock und jetzt ich). Mal sehen, ob der angeblich im Hintergrund die Strippen ziehende „Ghostwriter” sich nun auch noch unter seinen beiden anderen Namen zu Wort meldet, um auf seine fiese Art das Forum zu manipulieren. Herr Nachtweih, hoffentlich verpassen Sie das nicht!
Walter E. Schön
