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Vom randscharfen 7x42 zum heliozentrischen Weltbild.

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13. April 2008 13:22
Der Übersichtlichkeit halber meine Antwort auf: "Niveau, Charakter und Utopien beim Thema Randschärfe - ein Plädoyer für Vielfalt" von 'konfokal' an dieser Stelle.

Aus dem eigentlichen Diskussionsgegenstand, der Schärfentiefe und des Schärfeabfalls am Rand bei einem 7x42 Fernglas, ist nun wieder eine generelle Randschärfedebatte erwachsen. Das war nicht meine Absicht und dahin zielte meine Argumentation auch nicht. Vielleicht können wir abschließend doch noch einmal kurz zurück zum eigentlichen Thema kommen, dafür müssen wir jedoch das Feld des optischen Dschihads verlassen.

Mir ging es ganz konkret darum, anlässlich der Beratung des Herrn Trommer, die möglichen Vorzüge und weitere, derzeit m. E. oft zu wenig genutzte Potentiale eines Fernglases der Spezifikation 7x42 für den reiferen und Komfort schätzenden Beobachter aufzuzeigen, der sich ein solches Glas nicht nur verdienen konnte – und es auch hat (!), sondern dieses sogar in ausgezeichneter Weise dazu einsetzen könnte, seine altersbedingte Verringerung der Akkommodationsfähigkeit der Augen in Grenzen zu kompensieren, oder die daraus entstehenden, störenden Effekte bei der Beobachtung zu mildern.
Was ist so schlecht an der Idee, der Kundengruppe ’30 oder 40 plus’, die dann schon die Hälfte bis zwei Drittel ihrer ursprünglichen Akkommodationsfähigkeit eingebüßt haben kann, und weiteren 30 Lebensjahren bis zum vollständigen Verlust dieser ’entgegensehen’ muß, genau dafür ein handliches Allzweckglas anzubieten, welches Ihre Bedürfnisse, und damit wohl auch die einer sehr großen Käufergruppe*, aufs Beste befriedigen könnte.
*(Annahme d. Verf.; basierend auf persönlichen Beobachtungen zur Alters- und Einkommensstruktur der Beobachtergruppe, die im Hochpreissegment Spitzenqualität kauft)

Ein solches Allzweckglas 7x42, dass seine konstruktionsbedingten Vorteile der großen Schärfentiefe und der großen Austrittspupille konsequent in ein sehr helles, sehr ruhiges, recht weites und auch in Randnähe recht scharfes Bild umsetzt, fände ich persönlich toll. Ansätze dieser Art existieren ja in älteren Modellen verschiedener Hersteller, denen eine Auffrischung der flankierenden optischen Eigenschaften und der Mechanik gut zu Gesicht oder zu Gewicht stünde. Das Warten auf das Nikon 7x42 EDG, neue Swaros, vielleicht auch neue Zeiss (worüber ich mich sehr freuen würde) lohnt sich da und es bleibt spannend. Soviel zum ursprünglichen Thema.

Die im Laufe der weiteren Diskussion über Randschärfe im Allgemeinen vorgetragenen Argumente zu nationalen Märkten, traditionellen Korrekturphilosophien, Bedürfnissen des Durchschnittsmenschen, sowie ökonomischen und technologischen Grenzen kann ich nur teilweise nachvollziehen, da dazu keine belastbare Statistik oder gesicherte Fakten dargestellt wurden. Einige Aspekte leuchten mir jedoch ein und verstehen Sie mich nicht falsch - Standardgläser von Leica und Zeiss benutze ich neben Swarovski, Nikon und Canon natürlich auch sehr gern, aber eben nicht ausschließlich.
So verstehe ich sehr gut, wenn ich, ohne es noch als Instrument wahrzunehmen, durch das Zeiss 15x60 den Sternenhimmel betrachte, dass dieses Maß an optisch kompromissloser (auch ziemlich randscharfer) Perfektion für bestimmte Anwendungen natürlich nie von der breiten Maße gefordert wurde, oder diese nicht bereit war, den Preis dafür zu zahlen oder das Gewicht eines solchen Instruments zu schleppen, da sie doch mit den ordentlichen Kompromissen der hochwertigen Standardgläser sehr gut (und vor allem leichter und günstiger) bedient wurden. Aber das ist ein extremer Vergleich und es ist seitdem einige Zeit verstrichen. Warten wir als nächstes ab, ob es den EDG, oder anderen gelingt, in der ’Brot-und-Butter-Klasse’ einige der derzeit vorherrschenden Einschätzungen zu Markpotentialen, Kundenwünschen, oder technologischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten zu relativieren.

Mich würde es freuen, wenn deutsche Hersteller auch einige randscharfe Modelle verkaufen könnten, da ich die überragende Mittendefinition aufgrund meines individuellen – eigentlich recht guten – Sehvermögens und dem Spektrum an Beobachtungsaufgaben, welches ich mit einem Allzweckglas(!) bewältigen möchte, wahrscheinlich nur in weniger als 5 Prozent der Anwendungen wirklich gewinn- oder genußbringend nutzen kann. Randunschärfe nehme ich bei etwa 75 Prozent der Anwendungen als mehr oder weniger störend war.


Geehrter Konfokal, nun kann ich Ihnen in vielen Aspekten folgen, vor allen in denen philosophischer Natur. Ausnehmen möchte ich davon eigentlich nur Teile des korrekturphilosphischen, wie gerade dargestellt. In folgenden Punkten, konnten Sie mich jedoch nicht überzeugen.
Ich glaube nicht, daß alle derzeit machbaren Optionen schon auf dem Markt sind. Der Gewichtsnachteil randscharfer Gläser muß vielleicht nicht notwendiger Weise so hoch wie oft dargestellt ausfallen. Ein 8x42 HG-L ist nur noch etwa 40 g schwerer als das entsprechende Zeiss oder Leica, mit geringen Abstrichen beim Sehfeld. Die EDG sollen im Bereich der 8,5x42 EL liegen, die wiederum beim subjektiven Sehfeld noch ordentlich drauflegen. Es sind anscheinend schon heute nicht mehr unbedingt die enormen Unterschiede, wie sie zum Beispiel bei den aktuellen 32ern mit 150 g existieren. Was kann die Zukunft da noch bringen?

Worauf ich eigentlich hinaus will ist folgendes. Nehmen wir Dinge erst einmal als gesetzt an, unterziehen wir sie oft nicht mehr regelmäßig einer kritischen Überprüfung. Nun ändern sich einige Dinge jedoch im Lauf der Zeit.

1. Ich bin voll der Hoffnung, dass eine systematische Marktstudie, mit ordentlichen Fragebögen bei Händlern oder im Internet, mit Blindtests von Optiken bei Händlern oder auf Messen, vielleicht sogar beim Hersteller selbst die aktuellen Bedürfnisse der Kunden und Trends in ihrem Verhalten sicher ableiten könnte. Vielleicht gibt es noch neue, bisher unerschlossene Marktpotentiale im Zuge des demographischen Wandels. Fast alle großen Konzerne richten heute schon darauf ihre Geschäftsfelder aus.
2. Ich bin voll der Hoffnung, dass die technologischen und betriebswirtschaftlichen Möglichkeiten des 21. Jahrhunderts Chancen bieten, einige der bekannten Probleme bei der Lösung von Zielkonflikten besser als bisher zu bewältigen.
3. Ich bin voll der Hoffnung, dass uns die Hersteller, ohne dass wir es im Vorfeld erahnen oder es uns gar vorstellen können, immer wieder mit herausragenden Leistungen wie einem Zeiss 15x60, einem Swaro 8,5x42 oder einem Steinway Flügel überraschen, und damit auch wirtschaftlich erfolgreich sein können.

Die Gefahr, die ich sehe, ist die, dass wir unser Denken und unsere Ansprüche – wie auch unsere Augen - über Gebühr, mithilfe unserer kognitiven Akkommodationsfähigkeit auf das heute Machbare, auf das vermeindlich Mögliche beschränken. So interpretiere ich Friedrich Schiller auch. Sind wir uns denn so sicher, in dem was wir als mittenscharfzentrisches Abbild der optischen Welt und der daraus abgeleiteten Schlüsse annehmen? Oder sollten wir dies nicht gründlich hinterfragen?

Mir kommt dabei Galilei in den Sinn, den Sie ja vor einiger Zeit auch sehr passend im Zusammenhang mit erkenntnistheoretischen Schwierigkeiten bemüht hatten. Hier allerdings in Brechtscher Spielart. Der mochte es bekanntlich auch gelegentlich etwas schärfer.
Danach befragt, warum er denn nun doch keine Ruhe gibt und wieder mit seinen Beobachtungen begonnen hat, antwortet Galilei:

„Um mit einiger Zuversicht die Rotation der Sonne zu beweisen. Meine Absicht ist nicht, zu beweisen, dass ich bisher recht gehabt habe, sondern: herauszufinden, ob. Ich sage: lasst alle Hoffnung fahren, die ihr in die Beobachtung eintretet. Vielleicht sind es Dünste, vielleicht sind es Flecken, aber bevor wir Flecken annehmen, welche uns gelegen kämen, wollen wir lieber annehmen, dass es Fischschwänze sind. Ja, wir werden alles, alles noch einmal in Frage stellen. Und wir werden nicht mit Siebenmeilenstiefeln vorwärts gehen, sondern im Schneckentempo. Und was wir heute finden, werden wir morgen von der Tafel streichen und erst wieder anschreiben, wenn wir es noch einmal gefunden haben. Und was wir zu finden wünschen, das werden wir, gefunden, mit besonderem Misstrauen ansehen. Also werden wir an die Beobachtung der Sonne herangehen mit dem unerbittlichen Entschluß, den Stillstand der Erde nachzuweisen! Und erst wenn wir gescheitert sind, vollständig und hoffnungslos geschlagen und unsere Wunden leckend, in traurigster Verfassung, werden wir zu fragen anfangen, ob wir nicht doch recht gehabt haben und die Erde sich dreht! // augenzwinkernd: // Sollte uns aber dann jede andere Annahme als diese unter den Händen zerronnen sein, dann keine Gnade mehr mit denen, die nicht geforscht haben und doch reden. Nehmt das Tuch vom Rohr und richtet es auf die Sonne!“

In diesem Sinne,
Jan Münzer

PS Ihrer Anregung zu dynamischer Beobachtung aus dem Schultergürtel heraus greife ich gern auf. Nur werde ich diese, aufgrund einer kleinen körperlichen Einschränkung, vorerst nur kopfschüttelnd als ’Wackeldackel’ ausüben können, da ich neulich – eher unfreiwillig – vom galoppierenden Pferd gestiegen bin. Nach hinreichender Wiederherstellung wende ich die beschriebene Technik einmal an. Mal sehen, wie die scheue Tierwelt auf meine Ganzkörpersakkaden reagieren wird, und der Rest der Gesellschaft. Tun Sie mir einen Gefallen, falls Sie hier länger nichts mehr von mir lesen sollten, telefonieren Sie doch bitte die einschlägigen Anstalten im Berliner Umland ab und holen Sie mich gegebenenfalls da heraus.
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Vom randscharfen 7x42 zum heliozentrischen Weltbild.

Jan Münzer 2239 13. April 2008 13:22

Genesungswünsche und anderes

konfokal 996 16. April 2008 18:55

Swarovski EL 8,5x42 Swarovision macht die beschriebene Vision wahr!

Jan Münzer 1031 17. August 2008 14:00

Re: Swarovski EL 8,5x42 Swarovision macht die beschriebene Vision wahr!

Frank 940 17. August 2008 19:59

Aber wie geht...

Gerd Albert Stender 1008 17. August 2008 20:17

Beide Pferde und inzwischen auch der Reiter wohlauf. + aber richtig themenfremd +

Jan Münzer 1003 17. August 2008 20:52



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