Ich stimme allen zu, die (wie Herr Frank Distel) ein 8x32 jedem Kompaktfernglas 8x20 oder 10x25 vorziehen, und zwar in erster Linie wegen des deutlich größeren Sehfeldes (SSW um bis über 60° gegenüber nur ca. 49° bis knapp 54°) und in zweiter Linie wegen des ruhigeren Bildes aufgrund des größeren Gewichts.
Aber Sie suchen ja speziell ein winziges und leichtes Glas, und wenn das die vorrangigen Kriterien sind, dann ist 8x20 und 10x25 interessanter als 8x32. Ich selbst schätze solche Kompaktferngläser trotz ihrer eingeschränkten Sehfelder sehr und würde niemals darauf verzichten. Da ich sowohl 8x20 als auch 10x25 aus eigener Praxis kenne, empfehle ich nur 8x20. Denn 10fache Vergrößerung ist bei dem geringen Gewicht nicht gut ruhig zu halten. Und außerdem: Wenn schon klein, dann wirklich klein. 8x20 ist eben doch noch ein bißchen kompakter als 10x25.
Daher einige Hinweise zu den aktuellen 8x20-Topmodellen:
1. Swarovski ist optisch sehr gut, sieht sehr edel aus und ist in der Kompaktheit und im Gewicht zusammen mit dem Leica Ultravid ganz vorn. Aber die Nahgrenze ist deutlich weiter als bei den Konkurrenzmodellen. Das wäre für mich fast ein K.O.-Kriterium.
2. Das Leica Ultravid ist ein rundum fast perfekt gelungenes Kompaktfernglas, wirklich superklein und leicht, im Gegensatz zum Vorläufer Trinovid wasserdicht und nicht mehr am Bildrand unscharf. Wenn Kompaktheit und geringes Gewicht Priorität haben, dann ist dieses Modell derzeit nicht zu schlagen. Es ist das Lieblingsfernglas meiner Frau, wenn Sie das Fernglas selbst tragen muß - andernfalls bevorzugt sie das Ultravid 8x32, wenn ich es trage oder wenn sie zu Hause die Vögel im Garten beobachtet.
3. Das Zeiss Victory ist schon deutlich größer, vor allem im zusammengelegten Zustand, in dem man es deshalb in einer entsprechend größeren Gürteltasche tragen muß. Es ist auch ein bißchen schwerer. Ich bemängele die asymmetrisch links liegende und bei meinem Exemplar ziemlich schwergängige Fokussierwalze, die für einen Rechtshänder ungünstig liegt. Anderen gefällt hingegen an diesem Modell, daß es eine einachsige Knickbrücke hat, mit der angeblich (was ich nicht nachvollziehen kann) die Einstellung auf die eigene Augenweite einfacher sein soll. Ich sehe diesbezüglich keinen Unterschied zu den zweiachsigen Knickbrücken, die ein kompakteres Falten ermöglichen. Der mit dem Nachteil größeren Volumens und größeren Gewichts gewonnene Vorteil dieses Glases ist der um knapp 4° größere scheinbare Sehwinkel.
4. Das Nikon HG-L ist zusammengefaltet noch ein klein wenig dicker und wieder ein zweiachsiges Kompaktglas. Es ist aufgrund des fast so großen Sehfeldes wie beim Zeiss und der besten Randschärfe mein Favorit. Es ist wegen der Silberverspiegelung der Prismen (statt dielektrischer Verspiegelung bei den drei vorgenannten Modellen) eine Spur weniger hell und farbneutral (mit sehr zart röticher Tendenz), was aber nur beim direkten Vergleich bemerkbar ist. Ich schätze an diesem Glas auch die sehr kurze Nahgrenze und die sehr geschmeidig und spielfrei laufende Fokussierwalze. Daß sie wie beim Swarovski am objektivseitigen und nicht am okularseitigen Ende der Knickbrücke liegt, ist evtl. gewöhnungsbedürftig.
Für die 10x25-Modelle der vier genannten Hersteller gilt in etwa dasselbe, doch rate ich Ihnen von 10x25 ab.
Walter E. Schön