Dem Ratschlag einiger Vorredner, bei einem Kompaktglas eine niedrigere Vergrößerung zu wählen, möchte ich nicht grundsätzlich widersprechen. Ich glaube aber, dass Sie Ihre individuellen Interessen und Fähigkeiten berücksichtigen sollten. Wenn Sie eine ruhige Hand haben und bereit sind, den Umgang mit einem Kompaktglas etwas zu üben, können Sie durchaus lernen, auch bei 10facher Vergrößerung mit den Komforteinschränkungen eines Taschenmodells gut klarzukommen.
Vor etwa 3 Jahren habe ich mir nach einem exzellenten vergleichenden Bericht von Herrn Schön über Kompaktferngläser der Spitzenhersteller ein Nikon 10x25 HG gekauft. Nach anfänglichen Problemen bis hin zum Gedanken an Verkauf, benutze ich es längst liebend gern und kann mir ein Leben ohne dieses hochvergrößernde Kleinod kaum mehr vorstellen. Wenn es gelingt, sich an die Handhabung zu gewöhnen, halte ich sein deutlich höheres Gewicht und auch die objektivseitig liegende Fokussierwalze für nützliche Vorzüge dieses Modells gegenüber denen anderer Fabrikate.
Ich habe mir angewöhnt, das Glas nicht mit den Fingerkuppen zu halten, was bei jedem Kompaktglas viel zuviel Bildunruhe hervorruft, sondern es mit beiden Händen, die gabelartig hintereinanderliegen, zu umfassen.Das Glas verschwindet dabei fast in den ineinanderliegenden Händen. Die Daumen sind unterhalb der Mittelbrücke gekreuzt und stützen das Glas an dieser ab. Die Daumenkuppe der fokussierenden Hand liegt seitlich neben und unter dem Fokussierrad auf einer kleinen Abflachung der Mittelbrücke und stützt sie von unten gegen den Druck des oben über dem Fokussierrad liegenden Mittelfingers. Während der kleine Finger dieser objektivnäheren Hand über einem Objektiv zu liegen kommt, und mit seinem Überhang einen gewissen Streulichtschutz bewirkt, bildet der Zeigefinger der nicht fokussierenden anderen augennäheren Hand eine Art Stirnstütze. Wenn ich das Glas auf diese Weise entspannt aber griffsicher ansetze, kann ich damit ohne Probleme ruhig und ausdauernd beobachten. Ein 10fach Glas muß öfter nachfokussiert werden, was mir dank der Lage und des weichen Laufs der Fokussierung bei den Nikon-Kompaktgläsern mit dem Mittelfinger bei der beschriebenen Haltung viel besser ohne Wackeln gelingt, als bei den oft klein geratenen und nicht so geschmeidig gehenden Knöpfchen anderer Fabrikate. Deren stirnnahe Lage finde ich beim Fokussieren mittlerweile eher unbequem und verwacklungsförderlich.
Da die kleine Austrittspupille der Kompaktgläser eine sehr genaue Anpassung an die Augenweite erfordert, falte ich mein Glas fast nie zusammen (das Nikon ist dann leider deutlich dicker als die Modell der Konkurrenz), sondern verstaue es richtig eingestellt in einer flachen passenden Tasche - so bin ich auch schneller beobachtungsbereit. Ich kann mir nicht vorstellen, mein Nikon jemals wieder herzugeben, es sei denn, im Zuge der Umstellung auf niedrigdispergente Gläser und dielektrische Verspiegelung der Prismen würden Bildqualität und Transmission nochmals wesentlich gesteigert. Einzig das etwas kleinere Sehfeld bedaure ich, das dafür aber fast randscharf ist. (Wenn das Kite Collibri in punkto Sehfeld so deutlich besser sein sollte, wie es die Firmenangaben erwarten lassen, wäre das ein nicht unbeträchtlicher Vorteil. Aber Sehfeld ist nicht alles...)
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.04.08 19:49.