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Re: Dämmerungstest-Messergebnisse

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27. Dezember 2004 19:34
Guten Abend,

soeben bin ich nach ein paar Tagen in Essen nach München zurückgekehrt und habe jetzt Ihre Meßergebnisse gelesen. Um daraus die bei Ihrem Test vorgelegene Leuchtdichte zu ermitteln, reichen die Filmempfindlichkeit und die Belichtungszeit allein nicht aus, sondern ich muß auch noch wissen, für welchen Blendenwert Sie diese Zeit gemessen haben. Ich vermute, daß es Blende 1,4 = offene Blende war, aber da Sie nichts darüber sagen, möchte ich mich vergewissern, ob das stimmt.

Falls die Zeiten für Blende 1,4 galten, war die Leuchtdichte L1, bei der die Lesbarkeit mit dem 10x40 Victory endete, etwa 0,12 cd/mˆ2, und die Leuchtdichte L2, bei der Sie gerade noch mit dem 10x56 Victory lesen konnten, etwa 0,06 cd/mˆ2.

Diese Werte können nur die Größenordnung angeben, denn ein Belichtunsmesser ist nicht so genau wie ein spezielles Meßgerät. Sie können ja bestenfalls auch nur auf ca. ±1/4 Blendenstufe genau ablesen, wahrscheinlich eher nur auf ±1/2 Blendenstufe). Außerdem geht bei TTL-Messung noch die Transmission des Objektivs und eine eventuelle Abweichung der effektiven von der abgelesenen Blende ein. So könnte z.B. bei Einstellung auf Blende 1,4 die effektive geometrische Blende auch 1,5 sein (das läge noch in der zulässigen Norm-Toleranz), und bei z.B. einem 6linsigen Objektiv mit vier Linsengruppen, also acht Glas-Luft-Flächen, könnte die Transmission vielleicht bei etwa 94% liegen. Mit diesen Ungenauigkeiten muß man sich abfinden, so daß man grob sagen kann:

L1 = ca. 0,12 -0,3/+0,6 cd/mˆ2 oder zwischen 0,09 cd/mˆ2 und 0,18 cd/mˆ2

L2 = ca. 0,06 -0,15/+0,3 cm/mˆ2 oder zwischen 0,045 cd/mˆ2 und 0,09 cd/mˆ2

Bei etwa 0,1 cd/mˆ2 erreicht die Pupillengröße nach ausreichender Adaptionszeit (5 bis 10 Minuten reichen) eine Größe von ca. 5,5 mm (Durchschnittswert aus Reihenmessungen, im Einzelfall sind natürlich Abweichungen nach unten und oben möglich), so daß wir davon ausgehen können, daß die Augenpupillen groß genug waren, um die größere Austrittspupille des 10x56 voll zu nutzen. Dafür spricht auch Ihr Ergebnis, wenn man Transmissionsunterschiede zwischen beiden Ferngläsern ignoriert (beide sind Zeiss Victory, aber dürfte der Unterschied sich im Bereich von max. 1% bewegen). Denn das Flächenverhältnis ist (56/40)ˆ2 = 1,96 = ca. 2, so daß das lichtstärkere Glas fast genau die doppelte Bildhelligkeit bietet, was exakt dem Unterschied von einer Zeit- oder einer Blendenstufe entspricht.

Nun noch ein Wort zum Zapfen- und Stäbchensehen: Das sog. photopische Sehen mit den farbempfindlichen Zapfen erfolgt bei Leuchtdichten über ca. 10 cd/mˆ2. Darunter erfolgt das sog. mesopische Sehen mit Zapfen (in abnehmender Wirksamkeit) und den „farbenblinden” Stäbchen (mit zunehmender Wirksamkeit) bis ca. 0,01 cd/mˆ2. Erst darunter erfolgt das sog. skotopische Sehen ausschließlich mit den Stäbchen.

Die von Ihnen festgestellte Grenzhelligkeit liegt also noch im Bereich des mesopischen Sehens, jedoch nahe der unteren Grenze. Das heißt, daß Sie wohl noch Farben schwach wahrgenommen haben sollten, aber die „farbenblinden” Stäbchen dennoch den weit überwiegenden Bildeindruck geliefert haben. Das Bild muß also schon recht farbschwach, aber noch nicht ganz farblos gewesen sein. Die Sehschärfe ist, da die Stäbchen ein weit geringeres Auflösungsvermögen als die Zapfen liefern (sie sind nicht so dicht wie die Zapfen angeordnet), dabei schon stark zürückgegangen. Wieder als Durchschnittswerte von Messungen an vielen Testpersonen kann man die Sehschärfe bei ca. 0,1 cd/mˆ2 auf etwa 1/4 bis 1/5 derjenigen bei Tageshelligkeit annehmen. Das heißt, daß Sie mit demselben Fernglas bei voller Tageshelligkeit dieselbe Schrift auf dem Plakat aus ca. der 4- bis 5fachen Entfernung hätten lesen können.

Wie schon aus dem von mir hier angegebenen Bereich für das mesopische Sehen von ca. 10 cd/mˆ2 bis hinunter zu ca. 0,01 cd/mˆ2 hervorgeht, erfolgt der Übergang vom Zapfen- zum Stäbchensehen nicht schlagartig (wie Ihre Frage „Versagt das 10 x 40 Victory deshalb, weil auf einmal das Stäbchensehen dominiert und die Auflösung des Auges nachläßt?” nahelegt), sondern sehr, sehr allmählich über drei Dekaden oder – fotografisch ausgedrückt – über ca. 10 Blendenstufen hinweg. Das bedeutet, daß bezüglich der Rezeptoren des Auges kein nennenswerter Unterschied zwischen beiden Ferngläsern festzustellen ist. Ich bin sicher, daß Sie mit dem lichtstärkeren Fernglas die Farben nicht nennenswert „bunter” und mit dem anderen nicht nennenswert „blasser” gesehen haben, sondern der wesentliche Unterschied nur die Detailerkennbarkeit war.

Ich hoffe, daß Ihnen diese Interpretation Ihrer Meßergebnisse ein wenig hilft.

Sollten die Meßwerte nicht für Blende 1,4, sondern eine andere Blende ermittelt worden sein, lassen Sie es mich bitte wissen, damit die die obigen Angaben korrigieren kann.

Walter E. Schön

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Dämmerungstest-Messergebnisse

Eduard König 1814 26. Dezember 2004 09:03

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Achim 1098 26. Dezember 2004 13:53

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Achim Grossmann 1046 26. Dezember 2004 13:57

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Walter E. Schön 1042 27. Dezember 2004 19:34

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Eduard König 1080 28. Dezember 2004 10:13

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Harry van de Pol 893 28. Dezember 2004 11:01

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Walter E. Schön 1103 28. Dezember 2004 12:00



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