Ja, das kann ein Problem sein. Die Pupillen öffnen sich relativ schnell (wenige Minuten), wenn das Auge geringe Helligkeit sieht. Die Umschaltung von Zapfen auf Stäbchen und insbesondere die chemische Adaption durch verstärkte Produktion der für die Lichtempfindlichkeit der Rezeptoren maßgeblichen Photopigmente dauert sehr viel länger (die chem. Adaption bis zu ca. 40 Minuten).
Wenn das Fernglas ans Auge gehalten wird und die Augenmuscheln evtl. seitlich einfallendes Störlich gut abschirmen, wird sich bei Betrachtung eines dunklen Motivs die Pupille in weniger als einer Minute schon weitgehend und in wenigen Minuten vollständig auf das „richtige” Öffnungsmaß weiten, so daß man auch dann den Vorteil eines Fernglases mit großem Öffnungsdurchmesser nutzen kann, wenn man sich selbst an einem Ort wesentlich größerer Helligkeit aufhält. Man sollte nur vermeiden, vor der Beobachtung z.B. zum hellen Himmel oder (noch schlimmer!) gegen helle Lichtquellen wie Lampen, den Vollmond, die untergehende Sonne, Sonnenreflexe auf Wasserflächen usw. zu blicken. Denn das Schließen (genauer: Verkleinern) der Pupille erfolgt viel schneller als das Öffnen beim Blick ins Dunkle, so daß man sich die Adaptions auf diese Weise erschwert.
Wenn man also mindestens vielleicht 30 Sekunden Zeit zur Dunkeladaption während des Blicks durchs Fernglas auf das dunkle Motiv hat, dann dürfte sich ein größerer Öffnungsdurchmesser für eine Austrittspupille bis mindestens 5 mm sicher lohnen; für Austrittspupillen bis 7 mm dürfte die erforderliche Adaptionszeit wohl länger sein, doch kann ich dazu keine exakten Zahlen liefern. Man müßte man entsprechende Versuche anstellen. In der mir zur Verfügung stehenden Literatur konnte ich über den zeitlichen Verlauf der Adaption (Pupillengröße in Abhängigkeit von der Adaptionszeit bei verschiedenen Leuchtdichten) keine Diagramme oder Tabellen finden.
Walter E. Schön
