Mein Swarovski AT80 HD hat mir in den letzten Jahren überdeutlich gezeigt, wie entscheidend für die Beobachtunsgfreude das gegeignete Stativ ist, Neiger eingeschlossen.
Das ursprünglich eingesetzte Manfrotto 055 mit weissem Swarovskiaufkleber ist im ausgefahrenen Zustand ohne herausgezogene Mittelsäule nur bis maximal 60 fache Vergrößerung sinnvoll zu gebrauchen, denn schon ein leichter Windhauch regt das System aus Stativ-Neiger-Spektiv zu höherfrequenten Zitterbewegungen um in horizontaler Richtung und zu langsameren Pendelbewegungen größerer Amplitude in eine Richtung schräg zur Senkrechten an. Die Richtung der Pendelbewegung hängt nach meinen Beobachtungen nicht von der Ausrichtung des Spektivs in eine bestimmte Richtung ab.
Versuche mit zusätzlicher 2 KG-Last, zentral hineingehängt und freischwebend unter dem Neiger, haben weit weniger Erfolg, als man meinen sollte, die lästigen hochfrequenten Bewegungen bleiben erhalten, die niederfrequenten Pendelbewegungen werden reduziert und können wie erwartet durch die Länge des hereingehängten Zusatzgewichtes verstimmt werden.
Verkürzt man die Höhe durch das Zusammenschieben eines Auszugelementes, so bleibt das Zittern erhalten, die niederfrequenten Pendelbewegungen sind verschwunden.
In diesem Zustand ist der Einblick sowohl am Tag als auch in der Nacht unbequehm und ermüdend. Der Tipp, sich einen kleinen Stuhl mit ins Gelände zu nehmen, überzeugt mich nur zum Teil. Nicht immer erlaubt das Gelände, nicht immer die gewünschte Beweglichkeit, den Einsatz eines Stuhles.
Ich habe den Neiger zerlegt und vermessen. Er ist für unsere Zwecke ein preiswerter Kompromis, mehr nicht.
Es lag nahe, nach Besserem Ausschau zu halten.
Ein Kollegen stellte probeweise seine Manfrotto Ausrüstungen zur Verfügung.
Ich habe die Gelegenheit genutzt.
Manfrotto pro 475 mit 405 Getriebekopf.
Diese Kombination hat mich sehr überzeugt, besonders der Getriebkopf arbeitet vorbildlich und ohne das befürchtete Wackeln durch Getriebespiel.
Mit 6 KG Gewicht ist diese Kombination aber an der äußersten Grenze der Mobilität angekommen, weite Strecken möchte man diese nicht mehr tragen.
Saturnbeobachtungen mit 131facher Vergrößerung sind ohne Zittern möglich, ja mit etwas Übung sollte man auch weich mitführen können. Sehr überzeugend. Mit dieser Kombination aus Stativ und Neiger habe ich mit meiner Nikon F5 und dem Swarovski Kameraadapter 800 technisch einwandfreie Aufnahmen fabriziert, was mir mit meiner Originalausstattung nur selten gelungen ist.
Manfrotto 441 Carbon. Im Vergleich zum pro 475 spart man 3 KG Gewicht, eine verlockende Alternative. Diese Variante ist etwas steifer als mein Original, aber leider zu weit entfernt vom pro 475 mit dem Getriebeneiger. Die langsamen Pendelschwingungen sind unverändert vorhanden, die hochfrequenten sowieso, stammen diese doch vom Neiger. Nach intensivem Vergleich würde ich die 441 Carbonbeine nicht als einen preisgerechten Fortschritt sehen, das Material reduziert nur Gewicht, ohne die Steifigkeit des Dreibeins wesentlich zu verbessern.
Es bleibt schwierig.
Einerseits hat mich das pro 475 mit dem Getriebeneiger überzeugt, andererseits steht das Mehrgewicht im Raum. Meine Entscheidung wird nicht überraschen, ich habe das pro 475 bestellt als stabile Ergänzung zum vorhandenen 055.
Für längere Exkursionen werde ich natürlich beim 055 bleiben, aber wenn die Nikon zum Einsatz kommt, wenn der Himmel wartet, sind die Vorzüge des pro 475 unübersehbar.
Erich von Hagen
