Sie können bei der Jupiterbeobachtung sehr schnell erkennen, wie sich ein Farbfehler auswirkt und einen Eindruck davon bekommen, daß der berüchtigte 150/1200 FH für diesen Beobachtungsbereich denkbar schlecht geeignet ist.
Warum?
Die Beobachtung erfodert halt auch Kontrast, Auflösung alleine ist nicht so sehr das Thema, Sie müssen feinste Farbabstufungen im Bereich < 0,5 µm Wellenlängen erkennen können, sowohl was die Farbe als auch was die Intensität angeht. Wenn Sie dies alles mit einer blauen Soße zukleistern, dann werden Ihnen eine Menge Details verborgen bleiben. Wenn Sie dann bei vorhandenem Kurz-FH diesem eine Korrekturoptik spendieren, wird das Jupiterbild sofort deutlich besser und bewegt sich nahe der optischen Achse in einem Qualitätsbereich, dem man einen FH mit mindestens doppelter Brennweite zuordnen würde.
Das gilt auch für Tagsehen, auch da zeigt das System mit geringem Farbsaum mehr Details als das System mit einem kräftigen Farbsaum.
Völlig unabhängig von dieser Argumentation kommt aber noch etwas Entscheidendes aus der Praxis hinzu. Es scheint einen reziproken Zusammenhang zwischen gewagten Öffnungsverhältnissen und der technischen Ausführung zu geben, anders formuliert, das Konzept ist nicht nur sehr gewagt, sondern auch noch schlecht gefertigt. Es finden sich alle Sorten von Fehlern, angefangen von Keilfehlern, mangelhafter Zentrierung, schlechten Oberflächen usw.
Noch ein Satz zur Farbmetrik und zum menschlichen Auge. Wir haben viele Jahre lang Farbmischanlagen für Farben (Flexo und Lacke) produziert. Das sind Maschinen mit Pumpen, Ventilen, Schrittmotoren, Waagen und einer Menge Steuerungs- und Messelektronik.
Damit wurden dann möglichst genau Farben aus einem Grundfarbensystem von 12 bzw. 22 Farben gemischt. Eine Abfüllung betrug z.B. 15.000 Gramm und ein erfahrener Maschinenführer konnte erkennen, ob statt der vorgesehenen 8 Gramm! Schwarz oder Blau versehentlich 9 oder sogar 10 Gramm abgefüllt wurden. Die eingesetzten Messgeräte, normalerweise Densitometer mit Filtern waren die erfahrenen Leuten immer unterlegen.
Auf diesem Niveau bewegen sich aber auch erfahrene Planetenbeobachter.
Werner Jülich