Leider stehen wir kleinen Steuerzahler da doch sehr machtlos in einer Zuschauerposition.
Gestern habe ich im WDR5-Radio einen Bericht gehört über eine Studie in Deutschen Chefetagen. Das ernüchternde Resultat war, dass nicht derjenige die besten Chancen hat aufzusteigen, der die besseren fachlichen Kompetenzen hat. Vielmehr sind schauspielerische Fähigkeiten und der Selbstdarstellungstrieb gefragt. Nur so wären die krassen Managementfehler wie z.B. bei Karstadt erklärbar. Bei Behörden und Politik ist es nicht viel anders. Der selbe Sender brachte vor einigen Tagen eine Reportage über die Entstehungsgeschichte der Kölnarena und des neuen Kölner Stadthauses in Deutz. Was da im Dunstkreis des ehemaligen Köner Stadtdirektors (wie hies er gleich?), der Oppenheimbank und diesem Herrn Esser abgelaufen ist, spottet jeder Beschreibung - und der Kölner ist noch stolz auf seinen Klüngel, auch wenn er dafür kräftigst zur Ader gelassen wird.
Erschreckend hoch auch der Anteil der Strafftäter bzw. Vorbestraften in höheren Positionen von Politik und Wirtschaft (obwohl deren Anwälte sicher den Grossteil aller gerechten Verurteilungen verhindern). Gäbe es wirklich Gerechtigkeit, dann könnte man wohl z.B. fast die gesamten Führungsebenen der einflussreichsten Kölner Firmen (deren Namen ich lieber mal nicht nenne, damit dem Herrn Jülich sein Forum nicht allzusehr zweckentfremdet wird) sowie der Verwaltung in den Klingelpütz* verlegen.
Aber das sind eben teilweise die Repräsentanten unseres Staates die auch als Vorbilder fungieren sollten. Und dann wundert man sich, wenn der kleine Mann auch mitunter mal seinen Vorteil sucht?
Derjenige, der ehrlich ist, bekommt doch allzuoft noch einen Tritt in den Hintern:
Vor einem Jahr hatte ich einen kleinen Parkplatzrempler verursacht, wobei ich nachts einem geparkten Pkw eine kleine Schramme zufügte - jeder ordentliche deutsche liebe Familienpapa hätte wahrscheinlich das Weite gesucht. Da ich anderhalb Jahre zuvor bereits einen kleineren Unfall verursacht hatte, hat mich meine Haftpflicht dafür richtig bluten lassen. Neben der obligatorischen Herabstufung des Schadensfreiheitsrabatts drückte man mir zusätzlich eine 20%ige Prämienerhöhung auf's Auge. Andernfalls wolle man mir den Vertrag kündigen...
Aber vor zwei Monaten hatte ich dann mal das Glück, dass ich "Unfallopfer" wurde (ein kleiner Kratzer im Lack bei meiner alten Karre). Die Versicherung bezahlte mir neben dem geforderten Gutachter problemlos den Schaden per Verrechnungscheck: Alles zusammen eine Summe von über 1000,-EUR für einen Kratzer. Jetzt habe ich im Prinzip auch die Wahl, ob ich den Betrag wirklich einer Autoreparaturwerkstatt in den Rachen werfe, oder mir lieber bei Herrn Jülich was Schönes dafür kaufe - bezahle ich doch schon horrende Prämien meiner Versicherung, weil Andere sicherlich bereits so verfahren haben.
Meine Entschuldigung aber an Herrn Otto Kindler, dem wir mit seinem Schaden leider auch nicht wirklich helfen konnten, den wir aber hier keinesfalls als (potenziellen) Versicherungsbetrüger hinstellen wollen. Er hat ja schliesslich nur eine einfache und berechtigte Frage gestellt. Trotzdem: Ich liebe es, wenn ein Thema so schön abgleitet...
Gruss:
Thomas
*PS: Klingelpütz = bekannter kölner Knast