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Re: Lichtverschmutzung und Filtereinsatz am Beispiel von M3

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19. Juli 2008 11:51
Hallo Herr Sommerfeld,

schmalbandigere Filter, die die Linienelemente der Beleuchtung gezielter herausfiltern, wären sicher besser geeignet. Mir sind bei meiner Recherche leider noch keine solchen Filter untergekommen. Allerdings hatte ich mir einmal entsprechende Angebote für Interferenzfilter eingeholt. Als Einzelanfertigungen wären sie wohl definitiv zu teuer. Sie lägen preislich irgendwo im deutlich fünfstelligen Bereich, solange keine Serienfertigung mit entsprechenden Stückzahlen erreicht wird.

Mehrere Filterscheiben hintereinander zu setzen, wäre sicher keine so gute Idee. Denn es ergibt sich die Schwierigkeit, daß sich die Transmissionen der Filter multiplizieren. Bei drei Filtern mit 95% Transmission im Maximum läge die Transmission zwar noch bei 85%, in Bereichen, wo sie evtl. nur 70% Transmission haben, multipliziert sich das auf nur noch 30% Transmission. Da wäre es dann doch besser, ohne Filter zu arbeiten.

Mit einem Spektralphotometer lassen sich die Spektrallinien der Beleuchtungen aus einer sternarmen Himmelregion sicherlich gut bestimmen. Für das VC 200L habe ich jedoch auf Anhieb keinen passenden Spektrografen gefunden.

Die Leuchtmittel strahlen zwar besonders hell in den Spektrallinien, die die angeregten Edelgase, Natrium- oder Quecksilber-Atome aufweisen, sie erzeugen jedoch auch ein gewisses Kontinuum durch additive Leuchtstoffbeimischungen.

Es hilft leider nur eines: Licht aus!

Die Erdatmosphäre hat übrigens selbst einen natürlichen Himmeluntergrund. Sehr schwach allerdings. Er begrenzte früher in der Fotografie ebenfalls die Reichweite. Man kann diese natürliche Helligkeit heute leider nicht mehr so ohne weiteres nachweisen, es sei denn man weist die Linien in einem Spektralphotometer nach.

Wenn ich es recht in Erinnerung habe, wurde in Ausgaben von SuW in den Siebzigern noch über Reichweitenrekorde der damals neu errichteten Großobservatorien berichtet. Der beste Wert eines Großteleskops lag meiner Erinnerung zufolge in der Größenordnung von 26 Vmag. Heute liegen die photometrischen Auswertungen von Sternhaufen mit den Teleskopen in Spanien und auf den Kanaren (Teneriffa und Calar Alto), trotz Einsatz adaptiver Optik und hochempfindlicher Detektoren typisch bei 20-21 Vmag. Nur noch selten darunter. Diese Reichweiten schafft heute praktisch nur noch das HST außerhalb der Erdatmosphäre.

Ich habe vereinzelt neuere Literatur zur Photometrie von planetarischen Nebeln in den helleren Galaxien gefunden. Unter Einsatz von schmalbandigen O-III Filtern, Teleskopen der 4m-Klasse und darüber sowie Belichtungszeiten im Stundenbereich kommen die Beobachter in entlegeneren Regionen noch immer bis zu Helligkeiten um 24-25 Vmag. Wobei solche Angaben zur Helligkeit extragalaktischer, planetarischer Nebel mit Vorsicht zu genießen ist, da sie ohnehin nur im O-III oder Wasserstoff leuchten.

Die eingesetzten O-III Filter der Observatorien sind darüberhinaus nicht zu vergleichen mit den handelsüblichen Filtern, wie sie beispielsweise Astronomik anbietet. Die Profis kalibrieren ihre Filter auf Bandbreiten von weniger als 3nm. Müssen dann jedoch die Rotverschiebung der bewegten Galaxien wieder berücksichtigen. Zuvor misst man also die Spektren der Galaxien und eicht anschließend die Filter nach der Rotverschiebung. Es handelt sich um Einzelstücke die teils je nach beobachteter Galaxie neu erstellt oder durch spezielle Techniken, wie Kippen des Filters oder Aufheizen auf die jeweilige Position der Linien gebracht werden, um so die Rotverschiebungen der O-III Linien wieder zu kompensieren. Das sind recht aufwendige Kalibrationsprozesse.

Solche Rotverschiebungen finden wir auch in den galaktischen Nebeln, die bevorzugt für Amateure von Interesse sind. Weswegen handelsübliche Standardfilter breitbandiger ausgeführt sind (und damit auch preiswerter).

Wenn man all das mal vorsichtig und unter allerlei Vorbehalt hochrechnet, kommt man auf eine Zunahme des bestrahlten Nachhimmels zwischen 2-4 Größenklassen, was mit Schätzungen zur visuellen Grenzgröße anhand der Polsequenz in etwa gut übereinstimmt. Das ist nicht wenig, entspricht das doch einer Zunahme der Himmelsaufhellung um den Faktor 100 bis 10.000 durch den Menschen. Tendenz: steigend.

Dass damit auch kulturell ein sozial-wirtschaftliches Debakel in der beobachtenden Astronomie entsteht, dürfte anhand der Kosten für den Betrieb von modernen Teleskopen und Weltraumteleskopen ebenfalls deutlich werden. Denn eigentlich hätten die teuren Giganten der Teleskope ja eine verbesserte Reichweite als früher haben müssen. Was nicht der Fall ist. Im Grunde entstehen daher vornehmlich auch Kosten durch Maßnahmen gegen die zunehmende Himmelsaufhellung. Wenn man sich alleine mal ansieht, was die Errichtung des VLT der ESO, der Aufbau der dortigen Infrastruktur in einer entlegenen Gegend, Betriebskosten durch Reise-, Transportmittel und Energieversorgung kosten, explodieren die Kosten, gemessen an der erzielbaren Reichweite, praktisch und verpuffen obendrein wirkungslos.

Gruß

Thilo Bauer



13-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.07.08 12:27.
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T. Bauer 3318 18. Juli 2008 19:41

Re: Lichtverschmutzung und Filtereinsatz am Beispiel von M3

Bernd Sommerfeld 1469 19. Juli 2008 09:16

Re: Lichtverschmutzung und Filtereinsatz am Beispiel von M3

T. Bauer 1678 19. Juli 2008 11:51

Re: Lichtverschmutzung und Filtereinsatz am Beispiel von M3

Bernd Sommerfeld 1510 20. Juli 2008 08:20

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T. Bauer 1764 20. Juli 2008 12:27

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Bernd Sommerfeld 1397 23. Juli 2008 06:24

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T. Bauer 1889 23. Juli 2008 18:20

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T. Bauer 1481 20. Juli 2008 19:45



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