Willkommen! Anmelden Ein neues Profil erzeugen

Erweiterte Suche

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Juelich-Logo

 
Impressum
 
Forumregeln
 
Lupen
Mikroskope
Schulung
Messtische
Mess-Software
Mikroskopierdienst
Mikroskopservice
Sonderanfertigungen
 
Ferngläser
Spektive
Teleskope
Globen
 
Sonderposten
Veranstaltungen
Forum
Testberichte
 
AGB
Impressum
Haftungsauschluss
Datenschutzerklärung
Kontakt

 

20. Oktober 2009 22:12
Hallo Herr Bauer,

danke für Ihre Tips und Ausführungen. Es ist in der Tat so,
das mit steigender Zahl der Subs eben auch der Aufwand an Darks , Flats, Bias etc. exorbitant steigt. Allein das Gewinnen der Kalibrierungsdaten (gerade bei 2200s) nimmt enorm Zeit in Anspruch , mal von der anschließenden Bildbearbeitung ganz zu schweigen.

Bezüglich der "effektiven Belichtungszeit" scheint es keinen einheitlichen Terminus zu geben. U.a. wird auch die Nettobelichtungszeit (abzüglich Delay Zeiten etc.) gemeint. Insofern sorry für mein Missverständnis. Das nächste mal frage ich vorher bei Ihnen nach.

Was auch nicht zu vernachlässigen ist, ist der Einfluss des Dithering, da sonst ebenfalls der gute Himmel (sich sogar negativ auswirkt) nichts nützt und auch nicht die längere Belichtungszeit.

Sehr gut erklärt von Mischa Schirmer:

Berechnung des Belichtungszeitverlusts
Um zu bestimmen, wie viel S/N verloren geht, falls nicht gedithert wird, kann man folgende Formel verwenden:

Formel im Anhang

Hierbei ist kD das Verhältnis zwischen dem Rauschen in einem geflatfieldeten und dunkelstrom-subtrahierten Bild und dem Rauschen einer einzelnen Dunkelstromaufnahme. mD ist die Anzahl der Dunkelstrombilder, und n stellt die Anzahl der Objektbilder dar. Um den Verlust in Belichtungszeit zu berechnen, muss man das Quadrat des obigen Ausdrucks nehmen.

Bstimmung von kD
Um kD zu bestimmen, benötigt man ein Programm, welches das Rauschen (rms, Standardabweichung) in einem Bild bestimmen kann. Im Fall eines Objektbilds muss dies an einer Stelle geschehen, an der keine Sterne oder anderen Objekte vorhanden sind. Dieses Bild sollte bereits geflatfielded und dunkelstrom-subtrahiert sein.
Um das Rauschen eines einzelnen darks zu bestimmen, sollte man zwei darks voneinander subtrahieren, und den rms-Wert des Differenzbilds bestimmen. Dieser muss dann noch durch Wurzel(2) dividiert werden. Der Grund für dieses Vorgehen ist, dass der Dunkelstrom von Pixel zu Pixel sehr stark unterschiedlich sein kann, was den Rohbildern einiger Kameras (z.B. von einigen SBIG-Modellen) ein sehr körniges Erscheinungsbild einträgt. Dies ist jedoch kein Rauschen, sondern der Dunkelstrom selbst, der wiederum sehr stabil ist, weshalb er durch die Subtraktion eines darks entfernt werden kann. Das tatsächliche Dunkelstromrauschen kann nur vom Differenzbild zuverlässig bestimmt werden. Bevor man dieses erzeugt, müssen die Ausgangsbilder allerdings in 32-bit float Format umgerechnet werden, um die negativen Werte nicht abzuschneiden. kD ist dann durch das Verhältnis des Himmelsrauschens und des Dunkelstromrauschens gegeben.

Warum geht Belichtungszeit verloren?
Wenn Aufnahmen nicht gegeneinander versetzt werden, dann wird das Rauschen im Dunkelbild in die Objektbilder kopiert und wächst nicht mehr mit Wurzel(n) an, sondern linear mit n. Das Rauschmuster wird also n-mal aufeinandergelegt, und kann sich daher nicht wegmitteln.

Wann geht Belichtungszeit verloren?
Je dunkler der Himmelshintergrund in den Aufnahmen, umso stärker ausgeprägt ist der Effekt. Die Verwendung von Farb- oder Schmalbandfiltern verschärft das Problem. Es ist ebenfalls wichtig zu verstehen, dass der Anteil der verlorenen Belichtungszeit an der Gesamtbelichtungszeit nicht konstant bleibt, sondern sogar mit der Anzahl der Einzelaufnahmen wächst (siehe die Beispiele oben).

Wieviel Belichtungszeit geht verloren?
Sind die Aufnahmen nicht hintergrundlimitiert, so ist der Effekt sehr bedeutend. Für Breitbandfilter reduziert sich die effektive Belichtungszeit schnell um einen Faktor 1.5 bis 2, für Schmalbandfilter fällt die Bilanz oft noch wesentlich schlechter aus.

Welche Pixel verlieren Belichtungszeit?
Die Formeln, wie sie oben angegeben sind, gelten für einen bestimmten Pixel des Detektors. Ist dieser Pixel nicht hintergrundlimitiert, so gilt oben gesagtes. Sitzt der Pixel jedoch auf einem Objekt, dessen Photonenrauschen aufgrund grösserer Helligkeit deutlich grösser als das Kalibrationsrauschen ist, so ist der Pixel hintergrundlimitiert.
Das hat den eigentümlichen Effekt, dass z.B. in einer Schmalbandaufnahme einer Galaxie die helleren Hα-Regionen im ungeditherten Summenbild ein sehr gutes S/N-Verhältnis besitzen, während für die schwächeren Regionen das Kalibrationsrauschen zu gross bleibt, und deren S/N schlichtweg nicht oder nur viel langsamer anwächst als im Vergleich zu geditherten Aufnahmen. Die erreichte Bildtiefe hängt also stark von der Helligkeitsverteilung in der Aufnahme ab. Derartige Bilder sind stark irreführend, da die angegebene Belichtungszeit nur für die helleren Bildbereiche gilt, die schwachen bleiben weit dahinter zurück.

Wieviele darks für einen Satz aus geditherten Aufnahmen?
Auch für eine Serie geditherter und nicht hintergrundlimitierter Aufnahmen kann eine höhere Anzahl darks zu einem verbesserten S/N führen:



Wenn zum Beispiel kD = 1.4, dann würde sich das S/N um 5% (effective Belichtungszeit: 10%) verbessern, wenn mD1 = 20 anstelle von mD2 = 4 darks genommen würden. Als grobe Merkregel gilt in diesem Fall, in etwa so viele darks zu machen wie man auch Aufnahmen des eigentlichen Objekts hat.

Bildfeldrotation durch Aufstellungsfehler:

Bedingt durch Einnordungsfehler kommt es zu einer langsamen Drehung des gesamten Bildfelds um den Leitstern, welche effektiv einem Dithering entspricht. Allerdings verdrehen sich bei Verwendung eines Polsuchers die Einzelaufnahmen im Laufe einer Stunde nur um etwa 0.01 Grad relativ zueinander. In den vom Leitstern am weitesten entfernten Bildecken entspricht dies einem Versatz von etwa 0.3 Pixel je Stunde (für eine ST-10XME bei 1600mm Brennweite). Durch die Ungenauigkeit eines Polsuchers bedingte Aufstellungsfehler müssen also nicht unbedingt zu einem "automatischen" Dithering führen.

Deshalb:
All diese Probleme können vermieden werden, in dem das Teleskop nach jeder Aufnahme etwas versetzt wird. Der gleiche Leitstern muss an der neuen Position erneut ausgewählt werden, sonst fährt das Autoguiding des Beobachtungsprogramms das Teleskop exakt an die ursprüngliche Stelle zurück (genau hierfür wurde es ja gemacht).
Aber selbst wenn die Einzelaufnahmen gut hintergrundlimitiert sind, sollte man dennoch dithern, da ein Detektor nur selten völlig frei von jeglichen Chipdefekten ist, die sich ohne dithering nicht wegmitteln lassen.

Anhänge:
Öffnen | Download - sn_improve.png (4.7 KB)
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit Anhänge

Immo Gerber 3466 16. Oktober 2009 22:06

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit Anhänge

Immo Gerber 2421 16. Oktober 2009 22:45

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Bernd Sommerfeld 1649 17. Oktober 2009 06:59

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1729 18. Oktober 2009 13:24

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Christian Lufen 1516 17. Oktober 2009 14:22

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1647 18. Oktober 2009 13:40

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Rüdiger Volkmar 1593 26. Oktober 2009 08:54

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1836 26. Oktober 2009 10:55

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1650 17. Oktober 2009 14:25

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1584 18. Oktober 2009 13:50

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1493 19. Oktober 2009 20:17

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1503 19. Oktober 2009 21:59

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1542 19. Oktober 2009 22:34

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1455 20. Oktober 2009 00:21

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1601 20. Oktober 2009 10:58

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit Anhänge

Immo Gerber 2449 20. Oktober 2009 22:12

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1522 21. Oktober 2009 09:59

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

Immo Gerber 1515 21. Oktober 2009 11:14

Re: NGC6888 mit 70h Gesamtbelichtungszeit

T. Bauer 1535 21. Oktober 2009 14:50



In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.

Klicken Sie hier, um sich einzuloggen