Ich hatte nicht geschrieben, daß es keinen Unterschied gibt, sondern daß er kleiner ist, als man üblicherweise annimmt. Die Helligkeitszunahme entspricht nur bei kleinen Pupillen noch annähernd der Pupillenfläche, doch bei größeren Pupillen bleibt der Zuwachs an Helligkeit immer weiter hinter dem Zuwachs an Pupillenfläche zurück. Der Unterschied zwischen 3,2 mm und 4,2 mm Pupillenduchmesser (z.B. Wechsel von 10x32 auf 10x42) ist noch gut erkennbar, dennoch aber geringer, als er aufgrund des Flächenzuwachses sein sollte. Der rechnerisch fasr exakt gleich große Unterschied zwischen 5,43 mm und 7,14 mm (Wechsel von 7x38, was durch eine Pappschablone vor den Objektiven simulierbar ist, auf 7x50) bringt jedoch schon sichtbar einen geringeren Helligkeitsgewinn.
Was Ihre 3-4 Minuten Gewinn beim Wechsel von 8x42 auf 7x42 betrifft, so haben Sie gar nicht schlecht geschätzt, aber doch trotz der für viele zu kurz erscheinenden Zeit bereits übertrieben: Ich habe exakte Messungen des Helligkeitsverlaufs zum Zeitpunkt der längsten Dämmerung, also zur Zeit der Sommersonnenwende gemacht (exakt: sechs Tage danach) und festgestellt, daß sich im kritischen Bereich im die Beleuchtungsstärke 1 cd/mˆ2 die Helligkeit etwa innerhalb von 5,5 Minuten halbiert. Selbst wenn man den von mir genannten Effekt außer acht läßt und den Zuwachs von 5,25 mm (8x42) auf 6 mm (7x42) in vollem Umfang proportional zur Pupillenfläche annimmt, kommt man auf einen Helligkeitsgewinn um nur den Faktor 1,306, und das ist nur der 2,6te Teil einer Verdoppelung (Begründung log 2 : log 1,306 = 2,596). Wenn eine Halbierung der Helligkeit 5,5 Minuten braucht, dann braucht eine Verminderung der Dämmerungshelligkeit um den Faktor 1,306 nur 5,5 min : 2,596 = 2,12 min. Sie gewinnen also bei Vernachlässigung des von mir beschriebenen Effektes tatsächlich nur 2 Minuten und 7 Sekunden. Wenn Sie den genannten Effekt auch noch berücksichtigen, sind es vielleicht nur 1,5 Minuten. Ich kann Ihnen momentan noch keine exakt berechnete Zahl angeben, weil ich das oben erwähnte Diagramm noch nicht erstellt habe und darum jetzt nur schätzen muß.
Ich bin aber sicher, daß die meisten Fernglasfreunde ohne Kenntnis dieser Zusammenhänge geschätzt hätten, durch Wechsel von 8x42 auf 7x42 mindestens 10 bis 15 Minuten zu gewinnnen! Diese Diskrepanz meinte ich, als ich schrieb, daß der Nutzen großer AP-Durchmesser stark überschätzt wird. Warum das so ist? Ganz einfach: Der Unterschied ich eigentlich klein, fast schon winzig. Aber er bleibt ständig erhalten, und das ruft den subjektiven Eindruck hervor, der Helligkeitsgewinn sei tatsächlich größer.
Walter E. Schön