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Auf ehrliche Fragen gibt's korrekte Antworten und keine Ohrfeigen

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29. September 2005 12:15
Wenn Ihr einleitender Satz eine Anspielung auf meinen Beitrag bei einer anderen Frage zur Schärfentiefe sein sollte, möchte ich Sie beruhigen: Ich habe bei solchen Fragen nie „Ohrfeigen“ verteilt, sondern mich um verständliche Erklärungen bemüht (auch wenn es da jemanden gibt, der das als langatmig und unpräzise empfand, was ich angeblich aus Konstrukteursbüchern abschreibe – er muß es wissen, denn er steht immer direkt hinter mir und guckt mir über die Schultern, wenn ich schreibe). Ihrer Frage ist anzusehen, daß sie ehrlich gemeint war und nicht eine Provokation eines Stänkerers ist. Ich weiß das wohl zu unterscheiden, und deshalb bekommen Sie von mir selbstverständlich die erbetene Antwort.

Jedes Objektiv erzeugt, wenn nicht spezielle Gegenmaßnahmen getroffen werden, eine Bildfeldwölbung, die normalerweise mit der „hohlen” Seite dem Objektiv zugewandt ist. Da auch das Okular optisch gesehen nichts anderes als ein Objektiv ist, nur daß es wie ein Projektionsobjektiv umgekehrt angeordnet ist, weist auch das Okular eine Bildfeldwölbung auf, die gleichfalls mit der hohlen Seite zum Okular zeigt. Somit klaffen die beiden einander auf der optischen Achse berührenden gewölbten Flächen des Objektivs und des Okulars am Rand auseinander, man könnte sagen, daß die Bildfeldwölbung des Okulars die des Objektvs nicht kompensiert, sondern sie noch verstärkt.

Wegen des Auseinanderklaffens am Bildrand bildet das Okular nicht die Bildpunkte des Objektivs in dessen gewölbter Bildschale scharf ab, sondern Punkte, die weit dahinter liegen, also eine größere Bildweite haben. Eine größere Bildweite haben Gegenstandspunkte, die näher liegen als die Entfernung, auf die scharfgestellt wurde. Somit werden Sie nun verstehen, warum Sie am Rand den Bildfeldes Gegenstandspunkte in größerer Nähe als in der Bildmitte scharf sehen.

Von deshalb größerer Schärfentiefe zu sprechen, ist jedoch falsch. Es handelt sich nur im eine Verlagerung des Schärfentiefenzone im Randbereich. Man sieht also am Rand fast exakt einen ebenso großen Tiefenbereich scharf wie in der Bildmitte, nur daß er am Rand insgesamt näher liegt.

Praktisch aber wird das dennoch oft (auf den ersten Blick) als eine Erweiterung der Schärfentiefe empfunden, weil man den näheren Vordergrund unterhalb der Bildmitte (wo sich das Hauptmotiv befindet) dank der Bildfeldwölbung schärfer sieht. Wenn man allerdings sein Augenmerk auf den linken und rechten und insbesondere auf den oberen statt auf den unteren Bildrand richtet, sieht es anders aus: Wenn das Reh in der Mitte vor einem Waldrand steht, der sich links und rechts bis zum Bildrand fortsetzt, so hat dann die Bildfeldwölbung den entgegengesetzten Effekt wie beim Vordergrund unten im Bildfeld: Der Waldrand erscheint weniger scharf, man hat hier also den Eindruck reduzierter Schärfentiefe. Und da man oberhalb des Hauptmotivs so gut wie immer nur die ganz ferne Landschaft sieht, wo die Bildfeldwölbung die Schärfe noch stärker reduziert, sieht man dort alles deutlich unschärfer. Wenn sich über dem Hauptmotiv nur Himmel ausbreitet, fällt das allerdings nicht weiter auf.

Man hat es also nur mit einer Verlagerung der Schärfentiefe, aber keinesfalls mit einer Vergrößerung der Schärfentiefe zu tun.

Der Effekt ist natürlich ungewollt, eben weil er unten im Bild zwar in die gewünschte, rechts und links und erst recht oben im Bild aber in die unerwünschte Richtung geht. Deshalb bemühen sich alle Hersteller darum, die Bildfeldwölbung sowohl des Objektivs als auch des Okulars zu reduzieren (z.B. durch Einfügung sog. „Bildfeldebnungslinsen” oder „field flattener“ in die Okularkonstruktion). In den meisten Fällen hat man dann meistens eine noch immer deutliche Bildfeldwölbung des Objektivs und dank Bildfeldebnungslinsen eine entgegengesetzte Bildfeldwölbung des Okulars. Da jede Korrekturmaßnahme ähnlich wie Medikamente auch „Nebenwirkungen” hat, also dadurch evtl. andere Abbildungsfehler wieder anwachsen, reduzieren die meisten Fernglashersteller die Bildfeldwölbung nur auf ein erträgliches Maß und beseitigen sie nicht vollständig. Bei einigen japanischen Herstellern wie (allen voran) Nikon, Canon und Fujinon wird aber zumindest in der jeweiligen Topklasse, bei Nikon z.B. bei den HG(L)-Ferngläsern, der Bildfeldwölbung größere Bedeutung beigemessen als von europäischen Herstellern (Leica, Swarovski, Zeiss usw.), weshalb sie ein nahezu ebenes Bildfeld zeigen. Übrigens korrigiert Nikon auch die kissenförmige Verzeichnung bei den HG(L)-Modellen wesentlich mehr als die europäischen Hersteller, die mehr darauf bedacht sind, den Globuseffekt zu unterdrücken. Was besser ist, muß der jeweilige Käufer entscheiden. Also empfiehlt es sich, vor dem Kauf selbst durchzuschauen!

Walter E. Schön


Eine Frage an Herrn Alkof: Haben Sie sich noch nie gewundert, wie schnell ich in meinem Konstrukteurshandbuch eine exakt zur jeweiligen Fragestellung passende Antwort zum Abschreiben finde? Ich bin doch ein fixer Bursche, nicht wahr?
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Schärfentiefe Zeiss Classic 7x42

Toni Maroni 2086 29. September 2005 09:14

Re: Schärfentiefe Zeiss Classic 7x42

Werner Jülich 1308 29. September 2005 09:38

Auf ehrliche Fragen gibt's korrekte Antworten und keine Ohrfeigen

Walter E. Schön 1115 29. September 2005 12:15

Bildfeldwölbung

Torsten Kassel 1005 29. September 2005 13:28

Bildfeldwölbung bringt keinen Schärfentiefegewinn

Walter E. Schön 1139 29. September 2005 13:55



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