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Also, zwar für „wenig Geld", aber „oft weit überteuert"?! Natürlich ist ein Preis letztlich das, was am Markt gezahlt wird, aber, wenn sie „oft weit überteuert" sind, dann sind sie, was den Gegenwert anbelangt ganz einfach ihr Geld nicht „wert", es sei denn, es würde alleine aus kulturhistorischen Gründen gekauft und gesammelt, ohne dabei auch (noch) einen gewissen optischen Gebrauchswert anzustreben, was man ja dahingestellt lassen könnte.
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Hallo Herr Textoris,
wenn man über Preise redet, dann sollte man zwei Punkte bedenken:
1. Die Leute, die ein wirklich gutes Gebrauchsglas (z.B. für Astro) suchen, zahlen den Preis, den ihnen das Fernglas wert ist. Oft steht vor einer Kaufentscheidung ein Vergleich mit aktuellen, neuwertigen Ferngläsern für Preise um 200 Euro oder darunter. Man merkt dann sehr schnell, dass ein gutes Dekarem oder Binoctem aus den 80-er Jahren sein Geld auch wert ist, was für aktuelle Produkte aus dem Fotoladen oder vom Astrohändler nicht im selben Maß gilt. Ich halte übrigens 200 Euro für ein sehr gutes Dekarem von Ende der 70-er oder aus den 80-er Jahren keineswegs für überteuert.
2. Die Preise auf ebay schwanken erheblich und richten sich natürlich auch an Angebot und Nachfrage aus. Ich habe schon Dekarem Gläser für Bekannte oder unsere Volkssternwarte besorgt, die waren in einem tadellosen Zustand und haben mich weniger als 170 Euro gekostet. Es gibt auch Zeiten, da muß man sehr gute Exemplare mit der Lupe suchen und zahlt für ein Glas im vergleichbaren Erhaltungszustand mit Seriennummern > 5,5 Mio. mehr als 200 Euro.
Was die Diskussion über die vermeintlich hohe Reparaturrate betrifft, sollte man bedenken, dass die CZJ Gläser verglichen mit ihren "Brüdern" aus dem "Westen" in ungleich höheren Stückzahlen produziert, verkauft und genutzt wurden. Woher weiß eine Werkstatt denn, dass CZJ Ferngläser überproportional häufig ein Fall für den Service sind? Kennt man die Zahl der Nutzer, die ihr Fernglas über die vielen Jahre pfleglich behandelt haben und nie zur Reparatur bringen mußten? Kann man diese Zahl ins Verhältnis zu den reparaturbedürftigen Exemplaren setzen? Da melde ich leise Zweifel an. Die Zahl der im Umlauf befindlichen Zeiss West oder Leitz Gläser dürfte um einiges niedriger ausfallen als die der Zeiss Ost Gläser und ein Vergleich der Reparaturraten sollte das berücksichtigen.
Ich nutze nun an die 20 Jahre die alten "Classic-Ferngläser" von CZJ und habe keinen Grund, über eine erhöhte Anfälligkeit für Dejustage zu klagen. Auch ein hartes Aufsetzen auf den heimischen Stubentisch hat über die Jahre keinem der Gläser geschadet. Geht man sorgsam mit seinem Fernglas um, dann ist auch Pilzbefall und Feuchtigkeit im Innern kein Thema. Anders sieht das freilich bei ebay Angeboten aus, wo man die Vorgeschichte nicht kennt. Ein Kauf ohne Risiko ist da schwer möglich. Das gilt aber (wenn auch in eingeschränktem Maß) ebenso für alte Zeiss West oder Leitz Gläser. Ich hatte auf Fotobörsen schon einige alte Zeiss Dialyt und Leitz Trinovid Ferngläser in den Händen, deren Innenleben stärker gelitten hatte als das meiner drei alten CZJ Porrogläser ...
Viele Grüße, Frank Schäfer