Die Margen sind bei Konsumprodukten aus China zwar unterschiedlich, doch für Massenoptik gilt sicher eher ein Verhältnis von 1:8 bis 1:10 manchmal sogar noch höher.
Das muß teilweise auch so sein, denn der europäische Abnehmer hat eine Fülle von weiteren Kosten.
Ein paar Positionen gefällig?
Chinaware wird üblicherweise bei Abnahme gezahlt.
Chinaware lohnt nur ab einer bestimmten Menge, sonst werden die Aufschläge für Fracht-Abwicklung usw. zu hoch.
Große Posten müssen gelagert werden, kostet Platz und hiesiges Personal.
Der Abnehmer ist für die Garantieabwicklung verantwortlich, er kann zwar zurückschicken, zahlt aber den Transport.
Der Abnehmer muß den ganzen Marketingzauber leisten, deutsche Dokumentation, Werbung, Logistik.
Das Geschäftsmodell ist nicht originell, es ist keinesfalls sicher, dass die Partie zum gedachten Preis abverkauft werden kann. Dann bleiben manchmal erhebliche Mengen im Lager zurück.
Es ist ebenfalls völlig offen, ob der Lieferant sich an seine Absprachen hält oder ob er später auch andere Abnehmer beliefert, die dann von den Marketingleistungen des Pioniers profitieren.
Diese Art Geschäfte zu machen verhindert auch, dass chinesische Ferngläser wirklich gut werden. Denn dann müßte man die Strategie komplett ändern und während dieser Zeit hängt man in der Luft. Ausserdem ist völlig offen, ob der Kunde einem Volumenschieber überhaupt Qualität zutraut. Dann setzen die Verantwortlichen lieber auf Schrott und offensives Marketing.
Das heißt andererseits nicht, dass man in China keine gute Optik fertigen kann. Die Fortschritte bei Mikroskopen zeigen, wie sowas läuft. Anerkannt gute Marken übernehmen direkt beim Hersteller das Qualitätsmanagement und sorgen dafür, dass die Ware ihren Ansprüchen genügt. Ulkigerweise schaffen es die Chinesen zur Zeit noch nicht, dieses QM zu lernen und so ihre eigenen Produkte schrittweise an eine gute Qualität heranzuführen. Dafür ist die Gier und auch das Selbstbewußtsein zu groß. Sie stehen sich da im Augenblick selber im Weg.
Ein Freund war vor ein paar Monaten bei einigen Betrieben in Indien, da ist eine andere Mentalität anzutreffen, die Inder sollte man nicht unterschätzen, die können viel mehr als nur Callcenter für die Welt zu betreiben. Und Sie denken eher langfristig wie die Japaner
Robert Fritzen