Liebe Forumsteilnehmer,
einige Beiträge über Kompaktgläser, die hier in letzter Zeit verfasst wurden, haben mich dazu animiert, diesen kleinen Erfahrungsbericht zu schreiben. Letzter Auslöser war der gute Eindruck, den das kompakte Nikon HG auf der Photokina bei mir hinterließ.
Kurz und gut, ich habe mir ergänzend zu meinem Zeiss Victory Compact 8x20 das entsprechende Modell von Nikon ( 8x20 HG ) besorgt und beide Gläser verglichen.
Zu meiner Person: Ich bin schon leider jenseits der 50, kurzsichtiger Brillenträger mit einem Visus von ca. 1,2. Mit Ferngläsern beschäftige ich mich wegen meiner Hobbies Astronomie und Ornithologie schon seit über dreißig Jahren.
Dieser Vergleich kann kein fundierter Testbericht sein, dazu fehlen mir die fachlichen Voraussetzungen. Ich werde lediglich meine subjektiven Eindrücke schildern.
Zunächt zu den Äußerlichkeiten. Beide Gläser sind in den Außenabmessungen vergleichbar, sowohl im Gebrauchszustand als auch gefaltet. Um wenige Millimeter will ich da nicht streiten. Allerdings ist das Zeiss mit 230g ( Küchenwaage ) deutlich leichter als das Nikon mit 270g.
Bei der Ergonomie punktet das Victory. Zum einen finde ich dessen eine Knickachse bedeutend unproblematischer als die doppelte Achse des Nikon - der bei nur 2,5mm AP sehr genau einzuhaltende Abstand der Okulare verstellt sich bei zwei Achsen viel leichter, ohne das man es will oder bemerkt. Außerdem ist der Mitteltrieb beim Nikon an der Objektivseite, das gewohnte, besonders feinfühlige Fokussieren mit dem Zeigefinger ist somit nicht möglich, man muss ganz ungewohnt den Mittel- oder Ringfinger bemühen. Beide Ferngläser lassen sich ausreichend leichtgängig scharfstellen, das Fokussiergefühl ist beim Nikon etwas präziser. Ich muss dazu noch anmerken, dass es beim Zeissglas auch relativ schwergängige Exemplare gibt, u. a. hat Hr. Schön dieses hier schon erwähnt. Positiv beim Victory sind auch die gummiarmierten Objektivringe zu bewerten, beim Nikon tut einem das metallische Geräusch geradezu weh, wenn man das Glas auf einer harten Oberfläche abstellt.
Nun zum Wichtigsten, zur Optik. Beide Gläser haben ein vergleichbares Sehfeld, bei genauem Hinschauen erscheint mir das Zeiss beim scheinbaren Sehfeld die Nase minimal vorn zu haben. Auch ist das Zeiss, wie der Schön`sche Papiertest zeigt, etwas heller und farbneutraler. Aber auch das Nikon hat seine Stärken. Bei schwierigen Lichtverhältnissen zeigt es weniger Streulicht und das Bild erscheint mir subjektiv minimal schärfer und kontrastreicher zu sein, außerdem hat es für meine Augen/Brillen-Kombination das etwas bessere Einblickverhalten. Die Randschärfe ist bei beiden Gläsern auf vergleichbarem Niveau.
Übrigens hat mich mein subjektiver Vergleichstest keineswegs zum Kompaktglasfreund gemacht. Nach wie vor empfinde ich nach dem Minigebrauch den Blick durch ein "richtiges" Fernglas geradezu als Erlösung. Die deutlich größere Austrittspupille ( ruhigeres Einblickverhalten ) in Verbindung mit der verringerten Zitterneigung - durch das Mehrgewicht und den stabileren Griff mit der Hand und nicht mit den Fingerspitzen - führen zu einem erheblich entspannteren Seherlebnis.
Gruß
Manfred Müllers
4-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.10.08 00:43.
