Ich kann das Gitzo GT3531LSV, das keine Mittelsäule hat (aber bei Bedarf damit nachgerüstet werden kann), einschränkungslos als das nach meiner Erfahrung und Meinung derzeit beste Stativ für die Spektivbeobachtung empfehlen. Leider kostet es richtig Geld (um 800 Euro ohne Mittelsäule und ohne Neiger).
Wer ein Spektiv mit Schrägeinblick hat, kann getrost auf die Mittelsäule verzichten, die ohnehin die bezüglich des Bildzittern wichtigste Schwachstelle ist. Er gewinnt damit aber einen deutlichen Gewichtsvorteil. Die Größe dieses Stativs läßt mit Neiger, aber ohne Mittelsäule sogar bei Spektiven mit Geradeeinblick eine ausreichende Höhe bis zu einer Beobachter-Körpergröße um ca. 190 cm zu. Die oberen Segmente der dreiteiligen Beine haben einen Außendurchmesser von 30 mm, die mittleren 28 mm und die unteren 24 mm. Das Stativ wiegt ohne Neiger (und ohne die nachrüstbare Mittelsäule) nur 1840 g (keine Herstellerangabe, sondern soeben auf meiner Digitalwaage gewogen), ist also für seine ausgezeichnete Stabilität erstaunlich leicht.
Wer auf der letzen „photokin“ war und dort meinen Vorträgen über Digitalobjektive auf dem LINOS/Rodenstock-Messestand gelauscht hat, hat dieses Carbonstativ dort sehen können: Ich hatte oben meinen Beamer und darunter zwischen den drei Beinen auf einer selbstgebauten Plattform meinen Laptop MacBook Pro montiert, von dem aus ich die Beamerprojektion steuerte. Das Beamer-Projektionsbild hat niemals gezittert, sondern stand immer bomnenfest, auch wenn ich die Laptop-Tasten traktierte!
Als Alternative für alle, denen das Gitzo GT3531LSV zu teuer ist, empfehle ich das ca. halb so teure Linhof Doppel-Profil-Stativ 003317, das etwa dieselbe Höhe erreicht, allerdings aus Aluminium besteht, zusammengeschoben wegen der nur zweiteiligen Beine ein deutlich größeres Packmaß hat und mit ziemlich genau 3 kg auch merklich schwerer (aber für seine hohe Stabilität immer noch relativ leicht) ist. Auch dieses Stativ sollte nicht mit Mittelsäule nachgerüstet werden, weil sie angesichts der Stativhöhe nicht nötig ist, nur das Gesamtgewicht erhöht und die Stabilität unnötigerweise herabsetzt.
Als Neiger empfehle ich nach wie vor den auch für große Spektive ausreichend stabilen Manfrotto 701RC2, der sehr preisgünstig und nicht zu schwer ist (731 g), sich sehr gut bedienen läßt, links- und rechtshändige Bedienung zuläßt, einen teilweisen Gewichtsausgleich über eine gedämpfte Feder und eine um ±2 cm verschiebbare Auflageplatte zur Optimierung der Schwerpunktlage bietet. Natürlich hat er auch eine Schnellklemmung.
Walter E. Schön
