So sehr ich das Leica Apo-Televid 77 aus eigener Erfahrung schätze (ich halte es optisch nach wie vor für sehr gut und auf dem aktuellen Stand der Technik, auch wenn das Gerät ein bißchen, aber wirklich nur ein bißchen schwerer ist und eine etwas kleinere Öffnung hat als die Konkurrenzmodelle), so wenig rate ich Ihnen zum Apo-Televid 62. Das gravierende Problem und für mich ein K.O.-Kriterium ist dessen zu klein dimensioniertes Umkehrprismensystem, das bei niedrigster Vergrößerung eine deutliche Einschränkung des Sehfeldes (im Vergleich zur Konkurrenz) bringt. Gerade bei einem kleinen Spektiv mit 60 bis 65 mm Öffnungsdurchmesser sind doch die niedrigeren Vergrößerungsstufen die wichtigsten, weil bei den höchsten die AP für gute Bildhelligkeit und entspanntes Beobachten zu klein wird – wer das will, muß ein großes Spektiv mit 77 bis 85 mm Öffnungsdurchmesser nehmen.
Ich habe mich deshalb (zugegebenermaßen auch, aber nicht nur und nicht vorrangig) für das Swarovski ATS 65 (HD) entschieden - also eine normale und eine HD-Version. Sie können, wenn Ihnen die HD-Version zu teuer ist, ohne Bedenken die deutlich günstigere ohne "HD" nehmen, denn ich stellte beim gründlich und mehrfach durchgeführten Vergleich fest, daß auch das Modell ohne HD erstklassig ist und die Unterschiede zum HD so gering sind, daß sich der Mehrpreis fürs HD eigentlich nicht lohnt. Derzeit wird aber auch das Zeiss Diasope 65 speziell in der geraden Version deutlich günstiger als das Swarovski angeboten. Sie sollten also auch dieses mal in Erwägung ziehen. Ich bevorzuge zwar die abgewinkelte Version, weil Sie dafür kein so hohes Stativ benötigen (die ausgezogene Mittelsäule ist nie wirklich stabil) und weil damit verschieden große Personen (meistens ist die Frau gut 10 cm kleiner als der Mann) ohne Höhenverstellung des Stativs abwechselnd beobachten können. Wenn Ihr Weg zu Herrn Jülich nicht zu weit sein sollte, können Sie dort gewiß in Ruhe das für Sie optimale Modell herausfinden.
Beim Vergleich Swarovski/Zeiss und evtl. trotzdem Leica (wenn Ihnen Markentreue wichtig ist) sollten Sie auf die sehr unterschiedliche Fokussierung achten: Swarovski mit einem großen Ring ums Spektiv, Zeiss und Leica mit den Walzen oben am Spektiv für Grob- und Feineinstellung. Man kann schwer sagen, was besser ist, da mancher mit dem einen und mancher mit dem anderen System besser zurechtkommt. Wird das Spektiv nicht aufs Stativ montiert, sondern z.B. auf einen „Bohnensack" oder eine Brüstung gelegt, ist die Fokussierung beim Swarovski problematisch, weil man das Rohr umgreifen muß. Andererseits macht das Swarovski wieder Pluspunkte mit der Gummiarmierung. Also bitte selber prüfen, damit vor dem Kauf und nicht erst hinterher klar wird, welche Fokussierungsart Ihnen und/oder Ihrer Frau am angenehmsten ist.
Ich hoffe, daß Leica bei der nächsten Aktualisierung des Spektivprogramms, die auch wegen der mittlerweile größeren Objektivöffnungen der Konkurrenz (65 mm gegenüber 62 mm und vor allem 80 mm bzw. 85 mm gegenüber nur 77 mm) irgendwann demnächst fällig wird, die Prismen des kleinen Spektivs nicht wieder so knapp dimensioniert.
Walter E. Schön
