Wo hat wer (habe ich?) jemanden als „Deppen an die Wand gestellt“? Wer meine erste Antwort nicht böswillig zu interpretieren versucht, müßte sie eigentlich als „Parodie“ wahrnehmen, und die ist doch sicher erlaubt. Der Schreiber der die ganze Geschichte auslösenden Zeilen hat immerhin auch MEINE Sprache verzerrt und MEIN Sprachgefühl beleidigt, was Ihrer Ansicht nach wohl ganz in Ordnung zu sein scheint. Haben Sie schon mal die Sendung „Scheibenwischer“ gesehen? Wenn ja, muß man aufgrund Ihrer Verteidigung des Sprachverhunzers und der Kritik an meiner Parodie wohl annehmen, daß Sie auch gern den „Scheibenwischer“ verböten.
Stellen Sie sich eine Ortschaft vor, deren Bürger Zeit und Geld investiert haben, um gemeinsam einen schönen Park anzulegen. Und nun kommt einer daher, der im Park Zigarettenschachteln, Butterbrotpapier oder leere Bierflaschen auf den Weg oder ins Gras wirf. Sollen sich das die Bürger, die den schönen Park zu ihrer Freude und Erholung eingerichtet hatten, widerspruchslos gefallen lassen? Ich hoffe, Sie sagen „nein“.
Nun sehe ich in der von einer Volksgemeinschaft über jahrhunderte hinweg entwickelten Kultursprache mit einem reichhaltigen Bestand an wohldefinierten Begriffen (Substantiven, Adjektiven, Verben usw.) und einer weitgehend logischen Grammatik, die freilich aus vielfältigen Gründen auch Ausnahmen kennt, so etwas Ähnliches wie den gemeinsam gestalteten Park und betrachte einen gedankenlosen oder gar absichtlichen (provokativen) Sprachverhunzer so wie einen, der den Park mit seinem unachtsam oder böswillig verstreuten Abfall verschandelt. Vielleicht können Sie mittels dieses Bildes verstehen, warum ich mich durch solche Sprachverhunzung geradezu aufgefordert sehe, mit einer Zurechtweisung in Form einer Parodie zu reagieren, die gewiß keine Unhöflichkeiten enthielt.
Manchmal kommt eine Unhöflichkeit erst dann zustande, wenn durch einen falschen Zungenschlag Dritter eine Eskalation heraufbeschworen und damit ein Bedeutungswandel ausgelöst wird.
Wenn Sie einen besseren Vorschlag haben, wie man einen Sprachverhunzer auf seine Tat hinweist und zum Nachdenken darüber veranlaßt, dann geben Sie ihn hier bitte preis. Ihr Schweigen zur Sprachverhunzung ist in meinen Augen nicht die richtige Antwort, erst recht nicht, wenn ihm anschließend ein Tadel der Person folgt, die sich dagegen zur Wehr gesetzt hat. Das ist so, als würden Sie nicht einen Graffiti-Sprüher wegen seiner Sachbeschädigung tadeln, sondern den aufmerksamen Beobachter, der sich erfrecht hat, ihn zu schnappen und anzuzeigen. Wegsehen bei Mißständen war noch nie eine Tugend, und wohin derart mangelhafte Zivilcourage in extremen Fällen führen kann, hat die Vorgeschichte des 2. Weltkrieges mehr als deutlich gezeigt.
Walter W. Schön