Es gibt für jeden Hersteller gute Gründe, bereits geplante und eventuell sogar schon in der Produktion angelaufene Neuheiten bis zu einem geeigneten Vorstellungstermin (z.B. bis zu einer Fachmesse oder einer weltweit für den gleichen Tag geplanten Pressekonferenz) vor der Konkurrenz und vor dem Endkunden geheimzuhalten, z.B. um die Preisstabilität der Restbestände eines Vorläufermodells im Handel nicht zu gefährden oder um keine Kaufzurückhaltung bei anderen Modellen zu provozieren. Wenn dann ein Interessent, der nicht zum Kreis der vorab informierten Fachleute (z.B. Importeure anderer Länder, Großhändler, Händler, evtl. Fachjournalisten) gehört, eine entsprechende Frage an den Hersteller richtet, was soll dieser dann sagen? Sagt er „ja, das kommt demnächst“, dann verstößt er gegen die beschlossene Geheimhaltung. Sagt er „dazu geben wir keine Stellungnahme ab“, so heizt er die Gerüchteküche an, denn eine solche Antwort wird oft als das Ausweichen vor der als wahr vermuteten Aussage „ja, das kommt demnächst“ interpretiert. Also sagt der Hersteller meistens „dazu gibt es noch keine Entscheidung“ oder gar „nein, das ist derzeit nicht geplant“ oder sinngemäß ähnlich.
Letztlich kann sich das jeder vernünftig Denkende so zusammenreimen, und daher eigentlich auf eine Anfrage beim Hersteller verzichten, weil er die kommende Antwort vorhersehen kann. Denn eine Antwort, die 1. dann, wenn die erhoffte Neuheit wirklich nicht geplant ist, und 2. dann, wenn sie gaplant ist, aber noch geheim gehalten wird, immer gleich lautet, nämlich „dazu gibt es noch keine Entscheidung“ oder öhnlich, ist wertlos. Wozu also fragen und wozu anschließend darüber diskutieren? Da kann man ebenso gut den Kaffeesatz befragen.
Sinnvoll kann nur eine Spekulation oder Diskussion über Neuheiten unter dem Gesichtspunkt sein, daß Gründe dafür gesucht und gefunden werden, warum ein solches Produkt nützlich, wichtig oder notwendig wäre, nicht aber auf Basis von nichtssagenden Herstellerauskünften. Spekulieren Sie also möglichst nur im erstgenannten Sinne ruhig weiter. Es kann dem betroffenen und auch den mit ihm im Wettbewerb stehenden anderen Herstellern aufgrund der ausgetauschten Argumente durchaus helfen, ihre schon oder noch nicht gefallene Entscheidung zu bestätigen oder sie zu beschleunigen.
Walter E. Schön