Vor etwa 1000 Jahren schenkten die Eltern des kleinen Martin ihrem Sohn ein Fernglas, Revue 10x50, wurde vom Sohn dann fĂŒr DM 59.- im Quelle-Katalog gesichtet. Aufkleber "Lens made in Japan" und "passed". Ihrem Patensohn schenkten sie das korrespondierende 8x30 fĂŒr DM 49.-. Wohlmeinend hatten sie ihren eigenen Sohn damit etwas besser bedient. Das Glas machte zwar SpaĂ, war aber ein recht groĂes und schweres (ca. 1 kg) Porro und kam wohl auch daher nur ab und zu ins Freie (und ĂŒberhaupt, was macht ein Teenager mit einem Fernglas?). Insofern wĂ€re das 8x30 vielleicht doch die bessere Wahl gewesen, weil praktischer. Und ja, das Sehfeld betrug nur 88 m und konnte vom kleinen Martin, nachdem er BrillentrĂ€ger geworden war, nicht mehr vollstĂ€ndig eingesehen werden (ohne Brille spechteln war unbefriedigend, des bösen A-Wortes wegen).
Etwas spĂ€ter wĂ€hlte der inzwischen herangewachsene kleine Martin einen Studiengang, bei dem Fernoptik fĂŒr die sogenannten "Ornithologischen AnfĂ€ngerexkursionen" wieder ein Thema wurde.
So ziemlich am Ende der 70er-Jahre betrat der kleine Martin also mit zwei Kumpanen ein Optik-FachgeschĂ€ft, um der Frage nach einem neuen Fernglas etwas Substanz unterzufĂŒttern. Die meisten dargereichten Teile legte er etwas enttĂ€uscht zur Seite. Warum fĂŒr etwas mehr Sehfeld und etwas weniger Gewicht ein paar Hunderter auf den Tisch legen? So rein von der QualitĂ€t der Darstellung des Gesehenen konnten sich diese MittelklassegerĂ€te, wenn ĂŒberhaupt, von dem vorhandenen Revue-Porro nicht so sehr absetzen. Einer der Kumpanen entschied sich fĂŒr ein Optolyth-Porro 10x40, schön leicht (fĂŒr mich fast zu leicht), klares Bild, halbwegs passabler Einblick, mir (ja, der kleine Martin bin ich) war der Fortschritt damals keine 400.- DM wert. Dann machte der HĂ€ndler den klassischen Fehler und legte ein Zeiss und ein Leitz 10x40 auf den Tisch. Kostenpunkt je etwa 1100.- DM. Ich war noch gerade alert genug, um festzuhalten, dass ich das Leitz trotz des spĂŒrbaren Mehrgewichts etwas besser fand. Dann ging ich aus dem Laden, natĂŒrlich ohne Glas.