Zwei Fragen von vielleicht allgemeiner Tragweite gehen mir durch den Kopf.
- Wenn ich mich vor 30 Jahren finanziell ruiniert und das Leitz Trinovid (so hieß es glaub ich) gekauft hätte, wäre das dann eine beglückende Anschaffung fürs Leben gewesen?. Die Antwort ist für mich ein klares „Jein“. Sicher könnte das Glas heute noch (falls ihm nichts unvorhersehbares widerfahren wäre) gute bis sehr gute Dienste leisten. Andererseits hat der Kampf der „Großen Drei“ mittlerweile ein paar Generationen immer besserer Gläser hervorgebracht, und wenn man fernglasmäßig schon in dieser Liga mitspielt, wäre möglicherweise die Lust auf das eine oder andere Update ziemlich stark geworden. Jedenfalls bin ich mit dem Terminus „Anschaffung fürs Leben“ ziemlich zurückhaltend.
- Mein mittlerweile entstandener, derzeitiger bescheidener Wohlstand hätte es mir wohl erlaubt, ein Glas aus der Premium-Klasse zu erwerben, ohne dass ich sofort tot umgefallen wäre. Warum tat ich es (bislang) nicht?. Wieviel Zeit bleibt mir ggfs. noch dafür? Das Phänomen ist sicher nicht auf meine Person beschränkt. Ich kann aber nur für mich versuchen, eine Antwort zu geben. Zum einen sind da natürlich die wohlbekannten Verantwortlichkeiten gegenüber dem Partner und den Kindern, der damit verbunde Diskussionsbedarf (so richtig notwendig ist so eine Anschaffung ja nun nicht) und all das. Die allgemein beklagte Schnäppchen-Geiz-ist-geil-Mentalität ist sicherlich nicht spurlos an mir vorübergegangen (ich habe durchaus schon zweitbeste Lösungen gewählt, weil sie besonders günstig zu haben waren). Letztlich spielt aber auch noch eine Rolle, dass ich in entscheidenden Abschnitten meiner Jugend in Umständen gelebt habe, wo ich zwar weder Hunger noch Kleidermangel leiden musste, aber es darüber hinaus immer etwas geklemmt hat. Ein Lustkauf solchen Ausmaßes kam da überhaupt nicht in Betracht. Ich denke, so was prägt, auch unterbewusst. Ein weiterer Aspekt ist für mich, dass man bei einer Anschaffung in dieser Größenklasse ein gewisses Optimierungsbedürfnis hat. Es würde mich ärgern, für viel Geld ein Glas zu kaufen und hernach zu bemerken, dass das vergleichbare Glas eines Mitbewerbers mir viel besser liegen würde. Und alles ausprobieren ist wie gesagt nicht so einfach. Es fiele mir schlichtweg schwer, mich zu entscheiden.
Die Frage nach dem Schönwetterglas wäre also vorläufig beantwortet. Was aber, falls mich der Rappel packt und ich auf der Jagd nach Abenteuer durchs schmutzige nasse Gehölz zu brechen anfange? Wenn ich partout auch im Regen und bei schlechtem Licht vogelspechteln will? Wenn der Sternenhimmel so toll wird, dass 3,6mm Pupille eine arge Einschränkung bedeuten? So ein Zweitglas vom Schlage eines 8,5x42 EL wäre sicher eine feine Sache …
Und dann noch die Frage nach dem Immer-dabei-Urlaubsglas. Möglichst in doppelter Ausführung, eins noch für die Frau. Da gibt es noch Fragen Fragen Fragen …
servus - martin adler