Fresnel- oder Fraunhoferbeugung an der Dachkante, je nach deren Breite... Würde mich auch interessieren, übersteigt aber meinen Horizont. Wieviele Atomlagen bilden eigentlich die Kante, heutzutage? Können das manche Hersteller ein bisschen besser als andere? Was ich mich auch oft frage ist, ob Effekte die theoretisch deutlich unter der Wahrnehmbarkeit liegen sollten, nicht vielleicht doch irgendwie hintenrum und ganz klitzeklein unter bestimmten Umständen das Bild irgendwie beeinträchtigen.
Ich habe in den letzten Tagen unser über 50 Jahre altes Familien-Porro (Uhlenflucht Silvana) dagehabt. Eine schwache Einfachvergütung ist zwar erkennbar, aber wieviel die (noch) hilft ist schwer zu sagen, dessen ungeachtet sind Schärfe und Kontrast auf den ersten Blick exzellent. Es zeigt deutliche Reflexe an Laternen und hat Tunnelblick. Verblüffend ist aber, dass die Transmission im Papiertest einen Hauch besser (!) ist als bei meinem Nikon HG. Das HG hat zwar ein siebenlinsiges Okular und damit samt Fokussierlinse vermutlich 4 Linsen mehr als das alte Porro, auch die Silberverspiegelung des HG ist nicht ganz state of the art. Die schlechtere Farbneutralität der Silberverspiegelung ist übrigens auch leicht auszumachen. Aber wenn man an die schlichte Einfachvergütung des Porros im Vergleich zu den ausgetüftelten Mehrfachschichten beim Nikon denkt, kann ich seine leicht bessere Transmission kaum glauben.
Und auch der Kontrast ist im Porro, da war ich nochmal platt, sichtbar besser. Man kann das schön am Mond erkennen, den ich hiermit allen Dachkant- und zugleich Porrobesitzern als Testobjekt empfehlen möchte. Wenn ich die dunklen Mondmeere und die Schattenpartien der Mondberge anschaute, waren die dunkelsten Flächen im Nikon eher grau, im Porro tiefschwarz. Einmal auf den feinen Unterschied aufmerksam geworden, fiel mir im direkten Vergleich auch bei der Tagbeobachtung der um eine Nuance schwächere Kontrast des HG auf, z.B. beim genauen Blick auf kilometerweit entfernte Schilderschrift. Leider habe ich kein großes aktuelles Dachkant zur Verfügung mit dem ich vergleichen könnte, um auszuschliessen, dass ich mit meinem Kompaktglas in Sachen Kontrast den Gang nach Canossa gehen muss, wo mich Herr Müllers und Herr Fritzen vielleicht zum Grillen erwarten...
Deshalb ein neuer Aufruf an die glücklichen Besitzer beider Bau-Prinzipien: Wenn Sie zwei einigermaßen aktuelle Gläser möglichst gleicher Vergrößerung besitzen, schauen Sie sich - möglichst vom Stativ aus - Mondmeere und Mondbergschatten an. wenn Sie an diesem Extremobjekt Unterschiede finden, versuchen Sie auch andere schwächere Hochkontrastmotive bei der Tagbeobachtung. Vergleichen Sie lange und sorgfältig konzentriert, möglichst über längere Zeit und viele Tage hinweg immer wieder, und berichten Sie dann über ihre Eindrücke! Es würde vielleicht nicht nur mich sehr interessieren.
3-mal bearbeitet. Zuletzt am 26.02.09 08:08.