Haben Sie mit den Sendungsmachern Kontakt, oder waren Sie etwa an dem Projekt gar selbst beteiligt? Da Sie schrieben „Reinschauen lohnt unbedingt!“, läßt das vermuten, daß Sie den Inhalt schon vor der öffentlichen Ausstrahlung kannten.
Ich fand manches durchaus interessant, so daß es sich für mich gelohnt hat, Ihrer Empfehlung zu folgen, insbesondere wegen der Bilder aus der sonst für Außenstehende nicht zugänglichen Produktion, obwohl mit ähnliche Fertigungsdetails aus der Fotoobjektivproduktion schon bekannt waren.
Aber: Die Kombination von 1. Teleskoprestaurierung, 2, Fernglasmontage und 3. Kameraobjektivfertigung fand ich etwas unglücklich (besser nur ein Thema, dieses aber richtig), erst recht aber, daß die jeweiligen Themen immer wieder unterbrochen wurden, um zu einem der anderen Themen zu wechseln (ganz abgesehen von den fürchterlichen Werbeunterbrechungen, für die natürlich nicht die Macher dieser Sendung, sondern andere verantwortlich sind). So mitten drin – wäre es gesproches Wort gewesen, dann müßte man sagen: mitten im Satz – beim Prüfen einer Linse abzubrechen und zur Werbung oder einem anderen Thema zu springen und dann ebenso von diesem anderen, wiederum unvermittelt abgebrochenen Thema bei der Linse weiterzumachen, zeigt, daß der Cutter wohl nur einen ohne Rücksicht auf den Sendungsinhalt erstellten Zeitplan und sekundengenaue Intervallvorgaben im Kopf hatte und gar nicht hinsah, was da jeweils gezeigt wurde, wenn er das Thema wechselte. Schrecklich!
Schwach war auch die Kuratorin des Zeiss-Museums, die etwas leidend-gequält erzählte (gelegentlich fürchtete ich, sie würde gleich in Tränen ausbrechen) und vor allem bei der Erklärung des astronomischen und des terrestrischen Fernrohrs nach Keppler sehr oberflächlich blieb (z.B. wenn Sie statt von Objektiv, Okular und Umkehrsystem nur immer von „Linse“ sprach). Auch daß Sie die Verwendung von Prismen im Fernglas ausschließlich damit begründete, daß man damit das Fernglas kürzer bauen konnte und dazu auch noch der Eindruck entstand, daß dies wohl Wunsch des Militäts war, aber kein Wort über die Bilddrehung um 180° verlor, läßt auf mangelhaftes Wissen oder mangelhafte Konzentration der Dame beim Interview schließen.
Da Sendungen zu solchen Themen leider in Fernsehen rar sind, muß man froh sein, daß wenigstens ab und zu solche Otto Normalverbraucher bruchstückhaft informierende Reportagen kommen, auch wenn sie dann etwas mißglückt sind. Ich könnte mir aber solche Sendungen didaktisch erheblich (!) besser aufbereitet vorstellen.
Sollten Sie, Herr Ullmann, also zu den Sendungsmachern in irgendeiner Beziehung stehen, sagen Sie ihnen bitte, daß das noch nicht das letzte Wort gewesen sein sollte, sondern daß die Damen und Herren sich etwas mehr anstrengen sollten, derartige Themen fachlich qualifizierter und nicht im Stil der zur Zeit auf allen Kanälen laufenden Zoosendungen von 2 Minuten bei den Eisbären zu 3 Minuten beim Warzenschwein, dann 1 Minute beim Tierarzt und 4 Minuten bei den Klapperschlangen gestalten sollen. Konzept, Didaktik und Dramaturgie sind zwar sprachlich Fermdwörter, aber solchen Sendungsmachern sollten Sie inhaltlich keine Fremdwörter sein!
Walter E. Schön