Auch wenn Ihnen Kompaktheit und geringes Gewicht wichtig sind, empfehle ich Ihnen für die beschriebenen Aufgaben ein binokulares Fernglas:
1. Mit zwei Augen sehen Sie bei sonst gleicher Qualität der optischen Systeme schärfer, also mehr Details. Ich kann es nicht durch Untersuchungen belegen, aber rein gefühlsmäßig meine ich, daß Sie bei nicht wackelndem(zitterndem Fernglas beidäugig z.B. mit 8facher Vergrößerung mindestens so viele Details erkennen, wie einäugig mit 10facher Vergrößerung. Das läßt sich sowohl rein physikalisch als auch aus der physiologischen Funktionsweise des Sehens im Gehirn herleiten.
2. Ein Monokular halten Sie, wenn es kurz und kein langes Fernrohr ist, mit nur einer Hand und deshalb weniger ruhig als ein beidhändig gehaltenes binokulares Fernglas. Das Ausmaß des Zittern hat erheblichen Einfluß auf die Detailerkennbarkeit, so daß die Überlegenheit des Binokulars über das unter Punkt 1 genannte Maß noch deutlich hinauswächst.
3. Nur binokular sehen Sie Oberflächenstrukturen räumlich, wenn auch in flacherer Perspektive als ohne Fernglas aus entsprechend kürzerer Distanz. Ich weiß nicht, um welchen Entferungsbereich es bei Ihrem Suchen nach Kristallen geht, aber ich nehme an, daß es wohl im Breich zwischen 5 m und 30 m oder maximal 50 m liegen dürfte. Da haben Sie sowohl mit Dachkant- als auch mit Porroferngläsern noch eine Tiefendarstellung der Oberflächenstruktur. Wenn es mehr im kürzeren Bereich liegt, z.B. zwischen 3 m und 20 m, würde ich ein Dachkantglas bevorzugen, im weiteren Bereich über 20 m ein Porroglas (falls nicht andere Aspekte wie Wasserdichtheit oder Größe dagegen sprechen). Ich kann mir vorstellen, daß die räumliche Struktur ein wichtige Hilfe bei Ihrer Suche ist.
4. Bekanntlich glänzen viele Kristalle, und das ist bei beidäugigem Sehen ebenfalls deutlicher wahrnehmbar als bei einäugigem: Wenn aufgrund der unterschiedlichen Orte des linken und rechten Auges bzw. bei Fernglasbeobachtung des linken und rechten Objektivs der Glanz nur mit einem Auge oder mit einem Auge stärker als mit dem anderen wahrgenommen wird, fällt er dem Gehirn deutlicher auf, weil bei der Überlagerung der beiden Bilder im Gehirn eine Diskrepanz entsteht. [Nach diesem Prinzip werden übrigens Astrofotos nach neuen Objekten überprüft: Je ein Foto desselben Himmelsausschnitts, aber zu verschiedenem Zeitpunkt aufgenommen, werden dem linken bzw. rechten Auge mittels eines Stereoskops so präsentiert, daß das Gehirn beide Bilder zu einem vereinigt. Ein nur in einer Aufnahme vorhandener Lichtpunkt fällt dann sofort auf.]
Ein 8x32 oder 10x32 (falls Sie das noch ruhig genug halten können) läßt sich gut, bequem und schnell griffbereit in einem Gürtelhalfter tragen.
Walter E. Schön