Ich darf mich kurz vorstellen. Baujahr 41, Brillenträger.
Mein erstes Fernglas bekam ich mit 14 zur Konfirmation. Es gab eine kurze Hitze, dann waren Mopeds wichtiger, dann Mädchen, dann Beruf und Familie.
Vor ein paar Jahren begannen wir unseren Garten neu zu gestalten, ein kleiner Teich, ein paar Büche hier, ein paar Obstbäume dort. Der Garten wurde auch für Tiere interessant, es gab ein Hornissennest, es gab einen Steinkauz, Gartenvögel und den Reiher.
Ein Fernglas mußte her. Auf der Suche nach einem geeigneten Händler stießen wir durch Zufall auf Herrn Jülich, das Bernhardinerbild auf dem Schaufenster hatte es unserer kleinen Nichte angetan und wir mußten unbedingt anhalten und schaun, ob da auch ein realer Hund hinter dem Bild versteckt wäre.
Wenn man schon einmal da ist, dann kann man ja ruhig mal durch ein paar Ferngläser sehen. Ich fand im Zeiss 7x42 schnell meinen Favoriten und habe dann ein paar Tage später dieses Glas erworben. Mit meiner Entscheidung bin ich sehr zufrieden, ich vermisse die höheren Vergrößerungen nicht und freue mich am großen Sehfeld und der Schärfentiefe, die Beobachtungen ohne nervösen Zeigefinger erlaubt.
Morgens ist der Garten voller Leben. Ich bin Kurzschläfer und Frühaufsteher und meistens schon gegen 7.30h beim Frühstück, das Glas griffbereit. Zwei-dreimal pro Woche schwebt der Graureiher ein und untersucht hoffnungsvoll unseren Teich nach Freßbarem. Er findet im Sumpfgras ab und an ein Insekt oder einen kleinen Frosch, die Fische habe ich durch ein Netz geschützt, sonst wäre der Teich längst leer. Der Teich ist keine 20 Meter von meinem Sitzplatz entfernt, mit dem Glas meint man, den Vogel anfassen zu können. Nach einigen Minuten hebt sich der Reiher mit einigen Flügelschlägen ab, kippt etwas zur linken Seite und fliegt weiter. Der Teich zieht noch andere Viecher an, besonders farbenprächtige Libellen verharren lange genug an einer Stelle und erlauben eine genaue Beobachtung. Schmetterlinge, unsere Hornissen, der Teich ist ein Anziehungspunkt.
Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Futterstelle unseres Hundes. Er lebt im Überfluß und entsprechend nachlässig bleiben kleine Bröckchen liegen, zur Freude der Krähen und Elstern. Krähen und Elstern verstehen sich nicht gut, dagegen dulden die Krähen Spatzen in ihrer Nähe, vielleicht sind diese zu schnell. Besonders im Herbst macht es großen Spaß, den intelligenten Krähen beim Nüsseknacken zuzuschauen. Die Walnüsse holen sie in der Nachbarschaft, aber bei uns gibt es eine größere Betonfläche und diese wird dann aus etlichen Metern Höhe mit den Nüssen bombardiert. Wie mögen die Vögel diesen komplizierten Zusammenhang durchschaut haben? Zuerst braucht man eine harte Unterlage, denn eine Wiese funktioniert nicht. Dann braucht man aber noch eine gewisse Fallhöhe.
Es sind aber nicht nur Vögel, die mir mein Glas heranholt, im Sommer haben wir Igel und im Herbst Eichhörnchen. Unser Garten ist nicht klein, aber selbst bis zur hintersten Ecke reicht ein 7x42 immer aus. Ich habe einmal überschlagen, dass ich mein Glas ungefähr 4 Stunden pro Woche am Haus und etwa weitere 1-2 Stunden auf Spaziergängen benutze. Natürlich begleitet es uns mit auf Reisen, ich kann sagen, es ist immer dabei. Dies sieht man dem Glas nicht an, es ist immer noch in einem neuwertigen Zustand und das gilt auch für die mechanischen und optischen Teile. Was ich besonders zu schätzen weiß, ist die entspannte Handhabung. Das Glas liegt richtig ausbalanziert in der Hand. Es gibt eine mittlere Entfernungseinstellung mit der ich fast immer zurechtkomme ohne weitere Korrekturen. Das Einblickverhalten ist so einfach, dass man sofort das Ziel erfaßt, es gibt keine schwarzen Schatten und das Bild ist kontrastreich und hell.
Es gibt ein paar Sonderfälle, da brauche ich eine Entfernungsüberbrückung, zum Beispiel in der Oper oder wenn ich Hinweistafeln lesen möchte. Da will ich nicht mit so einem auffälligen Fernglas herummachen und für diesen Zweck werde ich mir noch eine kleine Lösung suchen. In allen anderen Fällen habe ich das Glas dabei, ganz selbstverständlich.
Wolfgang Meister
