Wieso hat denn der "bekannte Möwenspezialist" ein 10faches Glas verwendet (nur an der Küste oder benutzt er sogar nur ein 10faches Fernglas?) und kein 7faches? Offenbar war er doch von den Qualitäten des 10x40 B Dialyt überzeugt, sonst hätte er es nicht erworben.
Lassen wir lieber die Endlosdiskussion um die eine "richtige" Vergrößerung. Die Argumente dazu stehen in diesem Forum wie andernorts auch. Neue sind nicht mehr zu erwarten und der Käufer hat die Wahl. Wenn er mit einem einzigen Fernglas auskommen muss oder will, dann muss er sehen, dass das eine eben seine Hauptanwendungsgebiete so weit und so gut wie möglich abdeckt.
Ihr Beitrag könnte übrigens bei Nicht-Ornithologen den Eindruck erwecken, als ob die Bestimmung von Hochseevögeln, insbesondere Möwen, mit dem Fernglas ein Kinderspiel sei, wenn nur entsprechende Erfahrung vorläge. Ein Spektiv sei gar nicht notwendig. Ich vermute, dass Sie das so aber gar nicht aussagen wollten.
Aus meiner Erfahrung sei dennoch für die Leser zur Klarstellung dieser Thematik gesagt: Großmöwen sind derzeit in leider vielen Fällen gar nicht sicher zu bestimmen. Hier, wo wir (viel häufiger als in Frankreich, denke ich) auch Steppenmöwen beobachten, müssen wir oft eine Kombination von 8-10 Merkmalen anwenden, insbesondere um schwimmende, nicht ausgefärbte Großmöwen (also insbesondere Silber-, Steppen-, Mittelmeermöwen, gelegentlich Heringsmöwen) so gut es geht voneinander zu trennen. Individuelle Unterschiede können hinzukommen, z.B. beachtliche Größenunterschiede zwischen Männchen und Weibchen. Nur mit zwei bis drei Schlüsselmerkmalen geht es oft eben leider nicht. Sehr wichtig ist die Altersbestimmung der Möwen, die einer Artbestimmung oft vorausgehen muss. (Großmöwen benötigen vier Jahre zur Geschlechtsreife und verändern ihre Färbung in dieser Zeit, Altvögel zeigen auch saisonale Färbungsunterschiede von Beinen und Schnabel). Möwen, die vor dem Ufer in nur 100 m Entfernung vielleicht wegen der Windverhältnisse so schwimmen, dass man sie überwiegend nur von hinten sieht, sind teilweise nicht einmal mit dem Spektiv sicher zu bestimmen. Ohne Spektiv geht's oft aber gar nicht! Stehende Möwen können den Schnabel verbergen oder werden von anderen verdeckt usw. Man muss manchmal 15 Minuten oder länger warten, bis sich dann ein Vogel so bewegt, dass man mit der Bestimmung weiter kommt. Bei Hunderten von Möwen, die man auf diese Weise durchmustern müsste, wird die Geduld des Beobachters aber auf eine sehr harte Probe gestellt. Die meisten geben in solchen Fällen auf und beobachten dann lieber interessante andere Arten. Die genaueste Diagnose kann z.B. lauten: "Großmöwe im 2. Kalenderjahr mit Merkmalen einer Mittelmeermöwe" usw.
MP