Die Tatsache, daß das 8x56 T* RF ein kleineres Sehfeld bietet, läßt den Rückschluß zu, daß kleinere Prismen verbaut sind. Außerdem kann dann auch das Okular einfacher gebaut sein (kleinere Linsendurchmessern oder auch mit einer gänzlich anderen opt. Konstruktion aus weniger Linsen), was ich vermute, aber nicht zwingend ist. Sowohl die kleineren Prismen als auch die einfacheren Okulare ermöglichen eine Gewichtsreduzierung.
Ihr Rückschluß, daß das 10x56 T* RF keine kleineren Prismen habe, ist dagegen falsch. Wenn das Sehfeld nur 110 m auf 1000 m beträgt, also kleiner ist als das Sehfeld des 8x56 T* RF, braucht es keine größeren Prismen als dieses 8x56 T* RF zu haben! Im Grunde brauchte das 10x56 FL keine so große Prismen wie das 8x56 FL zu haben, sondern käme ebenfalls mit den kleineren Prismen des 8x56 T* RF oder 10x56 T* RF aus! Aber es war natürlich ökonomisch sinnvoll (Modulbauweise), in beiden Modellen 8x56 FL und 10x56 FL gleiche Prismen zu verwenden.
Wir dürfen ferner vermuten, daß das 8x56 FL und das 10x56 FL auch gleiche Objektive haben, die für einen so großen Bildwinkel korrigiert sind, daß das beim 8x56 FL ausgenutzte Sehfeld von 130 m möglich wird. Bei den beiden neuen RF-Modellen sind diesbezüglich die Anforderungen geringer: Der Bildwinkel, innerhalb dessen die Objektive ein scharfes Bild liefern müssen, darf kleiner sein, weil das max. Sehfeld (beim 8x56 T* RF) nur 115 m ist. Das erlaubt einfacher aufgebaute Objektive, die vielleicht eine Linse weniger oder/und dünnere Linsen haben. Damit ist eine weitere Gewichtsreduzierung möglich.
Da nicht mit „fluoridhaltigen Gläsern“ geworben wird, können wir annehmen, daß keine verwendet werden. Welcher Hersteller würde ein derartiges werblich wirksames Argument denn seinen potentiellen Käufern verschweigen? Wir müssen also damit rechnen, daß die neuen RF-Ferngläser ähnlich wie die schon bekannten mit 45 mm Öffnung deutlichere Farbsäume erzeugen als die FL-Modelle. Ich finde es, wie sicher viele andere an diesem Forum teilnehmende Fernglasfreunde, schade, wenn ein für besonders hohe optische Qualität bekannter Hersteller die Qualität absichtlich „drosselt“, weil er meint, daß es den potentiellen Käufern vor allem auf die Entfernungsmessung und die ballistischen Funktionen ankomme und sie dafür optisch zurückzustecken bereit wären. Man kann zwar so einen günstigeren Preis kalkulieren, aber man verhindert so auch Käufe durch solche Kunden, die keine optischen Kompromisse eingehen wollen.
Fluoridhaltige Gläser sind nicht besonders schwer (Dichte 2 bis 3,68 g/cmˆ3), aber falls in den besser korrigierten Objektiven der FL-Modelle außer fluoridhaltigen Gläser auch besonders hochbrechende Gläser verwendet werden, so tragen diese wegen ihrer höheren Dichte (um 4,4 bis 5,5 g/cmˆ3) ein wenig zu höherem Gewicht bei. Umgekehrt können bei Fehlen solcher schwerer Gläser die RF-Modelle ein bißchen leichter sein.
Walter E. Schön