In der Tat, Herr Fuchs, so könnte man es sagen. Ich habe denselben Weg hinter mir (Classic Dialyt 10x40 BG/A zum Victory 10x42 FL), zeitweilig mit zusätzlichem Classic Dialyt 8x30 BG/A als leichtem Wanderglas. Auch mich beeindruckt immer noch die äußerliche Eleganz und das geringe Gewicht der Classic-Serie von Zeiss. Fast vergleichbar mit den aktuellen Ultravids von Leica.
Nicht ganz zustimmen kann ich Ihrer Beschreibung des Fortschritts als Schnecke. Es ist schon ein beträchtlicher Schritt hin zu noch etwas größerem scheinbarem Sehwinkel, Halbierung der Naheinstellgrenze, der überragenden Transmission der Victory FL-Serie, der Gewährleistung von Wasserdichtigkeit und auch Optimierung des Einblickverhaltens.
Zweifellos waren die Classic-Ferngläser zu ihrer Zeit bis Ende des Jahrtausends überragend gute Ferngläser, aber der Fortschritt ist mechanisch wie optisch gut sichtbar. Im Übrigen erfordern auch kleine Verbesserungen einen immensen Entwicklungsaufwand. Nur bei der Randschärfe hat sich in meinen Augen nicht viel getan bei Zeiss (und Leica). Allerdings sieht man an der aktuellen Diskussion über die neuen Swarovision-Gläser, wie stark die Fernglaswelt in zwei Lager gespalten ist. Diejenigen, die eine gewisse Verzeichnung dem Globuseffekt vorziehen und eine zu den Bildrändern nachlassende Schärfe eher in Kauf nehmen und die andere Fraktion (zu der ich mich zähle) die ein verzeichnungsfreies und randscharfes Bild bevorzugen und die sich am Globuseffekt weniger stören. Ich wäre sofort bei Holger Merlitz, der sich ein verzeichnungsfreies UND gleichzeitig randscharfes Glas vorstellen kann. Ohne die tieferen optischen Feinheiten beurteilen zu können, vermute ich allerdings mal, dass das nicht ohne Weiteres geht - denn, ganz einfach gedacht - ginge es mit vertretbarem Aufwand, gleichen sonstigen optischen Qualitäten und bei gleichbleibend überschaubarem Gewicht der Ferngläser, dann hätte die Fernglasindustrie diesen Weg mit Sicherheit schon längst beschritten.
Man wird letzlich im Blick auf Kosten und Gewicht von Ferngläsern nicht um Kompromisse in der einen oder anderen Weise herumkommen - auch nicht in der Topklasse.
Frank Distel
