Hallo Herr Brandt,
sicherlich schmäht hier niemand die Taschenferngläser(Als Kompaktferngläser werden i.d.R. die 32er bezeichnet.), oder setzt sie generell herab. Auch wenn ein Beobachter aufgrund seiner altersbedingten Akkommodationsschwäche die starke Bildfeldwölbung der deutschen Gläser nicht mag, oder wegen seiner bevorzugten Anwendung starke Randunschärfe nicht tolerieren möchte, sind dies eben einfach ganz persönliche Bedürfnisse und Vorlieben. Die sollten wir doch einander zugestehen.
Gleiches gilt wohl auch für unterschiedliche Fähigkeiten. Ich würde keinem ernsthaften Leistungsbergwanderer ohne primäres Interesse an der Naturbeobachtung vom 8x20 abraten, im Gegenteil. Ich selbst nehme auf regelmäßige Wanderungen von ca. 15 bis 35 km Wegstrecke und zwischen ca. 0 und bis zu 1500 m Höhenunterschied anstatt des 8x32 ganz oft ein 42er mit. Entweder 7x42 oder 8,5x42. Einen plötzlich an der Wand abkippenden und pfeilschnell abtauchenden Adler, einen nur kurz auftauchenden Wal oder so manches, scheue Bergtier verpaßt man sonst nämlich bei hohem Puls im 8x20 und kann es für den kurzen Augenblick im engen Sehfeld nicht verfolgen. Vom eindrucksvollen Anblick eines Landschaftspanoramas im Weitwinkelformat ganz zu schweigen. Dazu trage ich meist noch den Tagesrucksack mit der Ausrüstung für uns beide. Das strengt an, beeinträchtig meine Leistung aber nicht wesentlich. Dafür schleppe ich keine große Kamera(ausrüstung). Als junger Mensch bin ich auch mal Marathon gelaufen oder 10 km den Meerestrand entlang geschwommen. Andere werden sich die 300 g Mehrgewicht für ein Kompaktfernglas von den Hüften, bei der Art des Proviants oder von der Zusammensetzung der restlichen Ausrüstung leicht absparen, wenn sie besser und mehr beobachten möchten, ohne dabei ihre körperlichen Grenzen überschreiten zu müssen. Allein bei den Rucksäcken kann man ganz locker 500 g und mehr sparen, wenn man mit Bedacht auswählt. Für die Tragetechnik des Fernglases selbst gibt es jede Menge hilfreiche Tricks.
Insofern sollten Sie ruhig jedem Forumsmitglied seine persönlichen Vorlieben, Bedürfnisse und Fähigkeiten zugestehen, auch wenn sich Meinungen, die dann vielleicht sogar die Mehrheit bilden, nicht mit Ihrer persönlichen Anschauung decken. Denn nicht zuletzt Sie, "...plädiere(n ja) für eine individuelle Entscheidung...". Verteufeln wir die Schwarmintelligenz nicht und heben wir aber auch eine ganz persönliche Meinung nicht zur göttlichen, absoluten Wahrheit empor.
Alle-Fernglastypen-benutzende Grüße
Jan Münzer