Stellen Sie sich vor, Sie machen eine Reise zum Amazonas und dürfen an einer Wunderheilung durch einen Schamanen teilnehmen. Er hackt einem Huhn den Kopf ab, bindet das kopflose Huhn mit den Krallen nach oben an einen Baumstamm, wirft den Hühnerkopf ins Lagerfeuer und spuckt dreimal darauf, legt seinem Patienten die Hand auf die Stirn und murmelt etwas, das Ihnen überssetzt wird als „Du bist geheilt“.
Würden Sie dann in einem medizinischen Forum fragen, „wie funktiniert mikroinvasive Chirurgie"?
Erwarten Sie im Ernst, daß ein primitivst zusammengeschustertes China-Fernglas mit derartigen Verunreinigungen je einen Reinraum gesehen hat?
Wenn ja, dann werden Sie sich wahrscheinlich wundern, warum die Ferngläser von Leica, Swarovski und Zeiss 50mal so teuer sind wie Ihr ebenfalls 8fach oder 10fach vergrößernder Partikel-Sammelbehälter.
Übrigens: Auch chinesische Billigferngläser sind bereits mit Stickstoff befüllt. Aus Kostengründen jedoch nicht zu 100%, sondern nur zu 79%. Sie müssen also nur noch 21% nachfüllen. Vergessen Sie aber nicht, alle Nahtstellen am Gehäuse, Schraubgewinde, Linsenfassungen usw. mit einer mindestens 3 mm dicken Bitumenschicht abzudichten (natürlich von innen, damit der Innendruck beim Einfüllen des Stickstoffs dann das Dichtungsmaterial in die Fugen preßt und nicht von außen, weil sich sonst bei zu hohem Stickstoffdruck oder wenn sich das Fernglas später durch Sonneneinstrahlung erwärmt, über den Fugen unter der Bitumenschicht Blasen bilden. Außerdem müssen Sie den Stöpsel gut festzuschrauben, weil der Stickstoff sonst wieder entweicht. Da sich aber nach der Bitumenbehandlung die Fokussierung nicht mehr verstellen läßt, sollten Sie vorher genau die Entfernung einstellen, auf die Sie später beobachten wollen, sonst werden Sie nicht mehr viel Freude an Ihrem Goldstück haben.
Wenn das Okular weiter nach hinten ragt, mit dem Sie weniger nah einstellen können, sollten Sie mal nachsehen, ob nicht auch das zugehörige Objektiv weiter hinten eingebaut ist oder eine längere Brennweite hat als das andere. Die Präzisionsfanatiker im Reich der Mitte nehmen es da sehr genau und passen die Lage der Okulare sorfältig derjenigen der Objektive an.
Wie Sie die Partikel entfernen? Ich nehme zum Flaschenreinigen ein paar Tropfen Spülmittel, fülle mit Wasser etwa halbvoll auf, verschließe die Öffnung mit dem Daumen und schüttle kräftig. Eventuell muß man das ein einige Male wiederholen. Wenn nach dem Nachspülen mit frischem Wasser immer noch Ketchup an der Wand hängt, hift nur noch eine gute Flaschenbürste.
Warum nur fallen immer wieder Menschen, die im normalen Leben halbwegs logisch denken können, immer wieder auf solche Schrott-Recycling-Angebote herein? Können Sie den Flusenbehälter nicht zurückgeben und sich vom rückerstatteten Kaufpreis bei MacDonalds richtig satt essen?
Jetz noch ein ernstes Wort: Jede weitere Minute, die Sie sich mit dem beschäftigen, was man Ihnen mit der Bezeichnung „Fernglas“ verkauft hat, ist vergeudete Zeit.
Walter E. Schön