Ich war wärend meiner Berufstätigkeit in vielen Produktionsstätten in denen Ferngläser, Kameras und Objektive gefertigt wurden. Ich habe noch nie, auch nicht in Europa Reinräume vorgefunden, bestenfalls gab es Filteranlagen und intelligente Vorrichtungen um Staub zu reduzieren.
Was geschieht denn bei der Fernglasproduktion, sagen wir bei Leica.
Die optischen Elemente werden mit Maschinen produziert, getestet und dann in speziellen Bädern ziemlich perfekt gereinigt.
Die mechanischen Komponenten ebenso.
Dann werden diese Komponenten schrittweise zusammengefügt, von Hand und nicht in Reinräumen, sondern wie vorher beschrieben in Räumen mit kräftig reduzierter Staubbelastung. Die Mitarbeiter sollten Schutzkleidung tragen, ich habe aber auch schon Mitarbeiter ohne Schutzkleidung gesehen.
Die sehr wichtige Endmontage ist fast ausschließlich Handarbeit. Die weitestgehend staubfreien Komponenten werden in geeignet hergerichteten Arbeitsplätzen zusammengesetzt und durchlaufen eine Vielzahl von Testschritten. Die Tuben der Ferngläser sind so beschaffen, das vagabundierende Partikel haften bleiben. Ich halte diese Fertigung für optimal, echte Reinraumbedingungen würde selbst ein Leicafan nicht zahlen.
Schwieriger sieht es bei der Serviceprozedur aus, denn die eingelieferten Ferngläser sind zwangsläufig kontaminiert. Nicht nur Herr Mackenbrock hat deshalb moniert, dass nach dem Eingriff die sichtbare Schmutzfracht größer war als vorher. Staubarme Umgebungen und gebrauchte Produkte passen einfach nicht so gut zusammen wie Neuware.
Wie sieht es in China aus? Holger Merlitz hat es treffend beschrieben und wenn irgendein Astrohändler in Deutschland etwas anderes behauptet, dann spricht er maximal vom Besenreinraum. Es ist auch nicht notwendig, denn der Billigmarkt unterliegt eigenen Gesetzen. Qualität ist Werbeprosa und dies sollte eigentlich allen Beteiligten, also Herstellern - Handel - Verbrauchern bewußt sein.
Wenn man die Produktionsmethoden der mir bekannten chinesischen Hersteller betrachtet, dann muß man vor deren Fähigkeiten und Improvisationskunst den Hut ziehen, denn sie bieten einen fairen Gegenwert für den Abgabepreis an den Handel.
Im Gegensatz zu unseren Spitzenherstellern findet man in der VRC Hersteller, die nur Teile der Fertigung übernehmen, nur sehr wenige Firmen sind mit den uns bekannten Europäern zu vergleichen. Da fehlt die Planschleifeinrichtung, also werden Prismen zugeliefert, manchmal wird extern beschichtet oder sogar montiert, Optik in der dritten Welt war und ist immer arbeitsteilig, weil die Kunst nicht der perfekte Zusammenbau, sondern das preiswerte Endprodukt ist. Da kann es dann auch mal vorkommen, dass Komponenten genommen werden, weil sie gerade lieferbar sind.
Glauben Sie, dass man ein 5 Jahre altes Glas aus der VRC noch reparieren kann? Glauben Sie, dass die Armierung auf Allergiebelastung getestet wurde? Glauben Sie, dass die veröffentlichten Daten auch eingehalten werden, besonders was die freie Öffnung und die Vergrößerung angeht? Glauben Sie an die Stickstoffbefüllung über den Anteil, der in der Atemluft ist?
Dann dürfen Sie auch an den Weihnachtsmann glauben.
Robert Fritzen
