So robust das EDF 7x40 B auch sein mag, weil es ein Militärglas ist (also NVA) bzw. war (als Docter), ich kann Ihnen so wie Herr Emmerling, dem ich in allen Punkten zustimme, nur davon abraten.
Sie werden nach Ihrer Antarktisreise das Fernglas sicher nicht verkaufen oder verschenken, sondern auch danach noch nutzen wollen.
1. Spätestens dann werden Sie an einer Einzelokular-Fokussierung keine große Freude haben, weil sie umständlich ist und viel zu lang dauert, wenn sich Ihr Beobachtungsobjekt auf Sie zu oder von Ihnen weg bewegt (z.B. Vögel und Landtiere) oder Sie mal dahin und mal dorthin schauen und Ihre Motive verschieden weit entfernt sind. Solange Sie auf dem Schiff sind und Ihre Pinguine usw. 100 m oder weiter weg sind, müssen Sie nicht oft oder gar nicht nachfokussieren, aber später oder auch auf dieser Reise, wenn Sie an Land gehen werden, ist das anders.
2. Spätestens dann werden Sie auch mit der nur bis 5 m reichenden Naheinstellung keine große Freude haben. Schmetterlinge, Libellen, Hummeln, Eidechsen, Frösche, Blumen und vieles mehr ist oft viel näher. Falls Sie im Garten oder auf dem Balkon einen Futterplatz für Vögel haben, sind Sie dem auch oft (auf dem Balkon wohl immer) viel näher als 5 m. Wollen Sie da aufs Fernglas verzichten? Die Leica-, Swarovski- und Zeiss-Gläser mit 42 mm oder 32 mm Öffnung erlauben Naheinstellung bis 3 m und weniger, teils bis ca. 2 m . Weniger ist nicht mehr sinnsoll, weil die beiden Bilder des linken und rechten Rohres einander dann nur noch unzureichens überlappen und außerdem die Augen dann für den Nahbereich stark schielen müssen, was bei längerer Beobachtung anstrengend sein kann. Bei 2 m Abstand und 8fach Vergrößerung müssen die Augenachsen bereits so konvergieren, also die Augen so schielen wie ohne Fernglas auf 25 cm (= 2 m : 8) Entfernung. Alles, was darunter liegt, kann problematisch werden.
3. Docter schreibt zwar „extrem leichtes ... Gehäuse“, aber falls das stimmt, muß da noch irgendetwas anderes ungewöhnlich Schweres drin sein (außer den schweren Linsen und Prismen), denn 980 g sind für ein 7x40 nicht zeitgemäß. Leichte 7x42 oder 8x42 wiegen heute knapp über 700 bis 800 g. Wollen Sie unnötigerweise gut 200 g mehr herumschleppen (den ganzen Tag um den Hals oder an der Schulter)?
4. Das Sehfeld von 131 m auf 1000 m bedeutet noch nicht „Tunnelblick“, aber alle anderen Ihnen empfohlenen Gläser bieten mehr: Leica 7x42 hat 140 m, Zeiss 7x42 FL sogar 150 m. Und sogar die 8fach-Gläser von Leica und Zeiss bieten schon 130 m bzw. 135 m, bei Swarovski schafft sogar das 8,5x42 ganze 130 m.
5. Sie sollten sich nicht unbedingt auf 7fach festlegen (lassen). Das ist zwar die Standardvergrößerung von Marinegläsern, aber Sie fahren nicht auf einem Segel- oder Motorboot, sondern auf einem großen Schiff, das bei weitem nicht so schaukelt. Da kommt man wunderbar auch mit 8fach zurecht. Ich halte diese Vergrößerung für einen besonders guten Kompromiß aus einerseits großem realen Sehfeld und ruhigem Bildstand und andererseits ausreichend hoher Vergrößerung für gute Detailerkennbarkeit.
8x42 oder auch 8x32 ist wirkich universell einsetzbar. Bei Swarovski hätten Sie 8,5x42 oder 8x32. Diese Swarovski-Gläser haben ein besonders großes Sehfeld, allerdings habe ich gelegentlich gehört, daß ihre Fokussierung bei sehr niedrigen Temperaturen (unter -10°C) evtl. schwergängig werden soll (wegen der komplizierenen Kraftübertragung von der Fokussierwalze zu den Rohren, da der offene Durchgriff eine völlig andere mechanische Kontruktion verlangt). Das ist nicht meine Erfahrung, aber ich halte dieses Problem für möglich. In diesem Punkt (Kälteunempfindlichkeit) liegen die Ultravids von Leica derzeit vorn.
6. Gerade in Schnee- und Eislandschaften ist es besonders hell. Wenn Sie nicht viel in der Dämmerung beobachten, sollte dann ein 8x32 auch gut ausreichen. Das wäre etwa 150 bis 200 g leichter und sehr kompakt und hätte mindestens denselben großen Sehwinkel wie die 42er-Gläser. Ein 8x32 ist ein ideales Wanderglas, das auch über lange Strecken nicht lästig wird, aber mit ca. 550 bis 600 g dennoch schwer genug ist, um ruhig in der Hand zu liegen und nicht so zu zittern wie die Kompakt-Leichtgewichte mit weniger als dem halben Gewicht. Auch ist die Größe (Länge, Rohrdurchmesser) für normale Männer- und Frauenhände fast immer optimal. Wenn Sie an später, also die Zeit nach Ihrer Reise, denken, könnte ein 8x32 noch interessanter als ein 7x42 oder 8x42 sein.
7. Da Sie schrieben, daß Sie ein wenig kurzsichtig seien, sollte bei allen von mir genannten Ferngläsern die Austrittpupillen-Längsabstände ausreichen (nur Weitsichtige brauchen evtl. deutlich mehr und würden dann zuerst beim Leica Probleme bekommen). Dennoch sollten Sie wegen des Einblickverhaltens unbedingt vor dem Kauf durch das oder die in die engste Wahl genommene(n) Fernglas/Ferngläser schauen. Das muß man einfach selbst ausprobieren, denn jedes Gesicht hat eine etwas andere Form, und auch Brillen können sehr verschieden sein.
Walter E. Schön