Hmm, noch 1-2 weitere Porros ins Programm… Ich kenne weder die EII noch die SE, kann mich aber neben den vielen bekannt guten Urteilen über das 8x an Berichte von Frank Schäfer über sein 10x35EII erinnern, der als guter Kenner von diesem Glas auch am Sternenhimmel sehr angetan war, weil es neben dem weiten Winkel einen schönen Kontrast bot und seine AP den aufgehellten Himmelshintergrund in Stadtnähe gut unterdrückte. Auch die Nahgrenze scheint für Porros recht gut und für Leute mit Schwerpunkt auf Bildqualität dürfte das Preis-Leistungsverhältnis sehr interessant sein.
Bei den UVP der SE-Porros mit etwas kleinerem Sehfeld frage ich mich, ob das 8x32 SE mit einem Kowa 8x33 konkurrieren kann und ob ein Monarch X 10,5x45 gegenüber dem 10x42 SE zwar nicht in der Bildqualität, aber in der Summe der Eigenschaften das attraktivere Angebot wäre. Das 12x50 SE dagegen könnte vielleicht zwischen dem Conquest 12x45 und dem Leica 12x50 eine Lücke interessant ausfüllen und dabei mit Sehfeld, Gewicht, Preis, Raumeindruck und Bildqualität punkten, aber keine Ahnung, wie der Umsatz bei 12fachen aussieht und ob die kleinen Abstriche bei Einblick und Dichtigkeit verkaufsrelevant wären. (Das ca. 30 Jahre alte 8x56 Dialyt, das ich zur Zeit leihweise habe, ist ebenfalls nicht dicht, hat aber trotz härtestem Einsatz im Inneren keine Spuren davon getragen). Schade, dass das große 18x70 Porro keine Zentralfokussierung und eine schlechte Nahgrenze hat, eine reines Astromodell und damit wohl zu speziell, das laut Herrn Wiesner aber besser sein soll als die berühmten Fujinons.
Nikon hat schon in der Mittelklasse mit den Monarch X begonnen die Prismenverspiegelung aufzuwerten, deshalb würde ich, so schön die 8- und 10-fach HG-Taschenmodelle und das kleine 5x15 auch sind, auch deren Überarbeitung oder Transformation in EDG-Versionen abwarten. Ich kenne einen guten Fachhändler, in dessen Schaufenster schon seit gefühlt 10 Jahren dasselbe 5x15 herumsteht, kenntlich am mehrfach überklebten Etikett. Von Zeit zu Zeit erhöhte sich sein Preis, inzwischen sind es 700 Euro, die die nötige Überzeugungsarbeit nicht einfacher zu machen scheinen, allerdings liegt dort auch nur ein Kinopalast mit Proletenprogramm in der Nähe, und keine Oper. Auch wenn ich nicht glauben mag, dass Herrn Jülich die Bude danach eingerannt würde, dielektrisch verspiegelt und mit den genannten Designapplikationen versehen, könnte die anspruchsvolle Zielgruppe beim Defilieren schon kauflustiger werden. Wenn dann noch MC als Programmdirektor Bonn zum Opernhaus des Jahres machte, könnte Herrn Münzers Prognose eintreten und es wären angepasste Ladenöffnungszeiten fällig, oder ein Nachtschalter, für besonders akute Fälle. Aber aufgepasst, möglicherweise hält Swarovski auch in Sachen Glamouroptik ein paar Patente.
Wie sich die neuen EDG im Vergleich zum Etablishment schlagen werden interessiert mich sehr, ich traue Nikon einiges zu. Wenn die veröffentlichten Transmissionskurven stimmen, kann man im Bereich von 500-550nm von ca. 91-92% ausgehen, eine Steigerung gegenüber den HGs um 3% im Bereich, in dem das Auge am empfindlichsten ist, das sieht vielversprechend aus. Auch der leichte Farbstich, bei meinem HG10x25 ins Grüngelbe, dürfte Geschichte sein, denn speziell im Blauen fällt die Steigerung noch deutlicher aus, hier kamen die HGs z.B. bei 420nm nur auf ca. 67%, was subtraktiv die Farbwahrnehmung ins komplementäre Gelbgrün bewirkt haben dürfte. Die neuen EDGs bieten hier 82%. Ihre ED-Objektive dürften die Chromasie weiter minimieren, die Bildfeldebnungslinsen eine höhere Randschärfe bieten, und auch die Streulichtunterdrückung wurde angeblich mit Blenden und geänderter Schwärzung verbessert, was alles dem Kontrast zu Gute kommen sollte. Schicker aussehen tun sie auch. Als Händler würde ich mir jedenfalls keine HGs mehr ins Regal legen, die dürften über kurz oder lang zu Ladenhütern werden.