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Antworten zum Zeiss Victory 8x42 FL und Swarovski EL 8x32 WB

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07. Dezember 2007 00:59
Danke für die Anerkennung meines Bemühens.

Sie hatten zwar keine Frage zum Zeiss Victory 8x42 FL gestellt, aber Ihre Bemerkung zu seinem Einsatz in Südafrika fordert dennoch eine Antwort auch zu diesem Fernglas.

Bezüglich der Haptik dieser Serie mit den stark ausgeprägten Längsrippen und einem „Zahnrad“ als Fokussierwalze bin auch ich nicht zufrieden. Ferner halte ich den Schärfeabfall zum Rand für etwas zu groß in dieser Preisklasse (die meisten Vogelbeobachter sind da weniger kritisch, aber ich beobachte nicht nur Vögel und andere Tiere, sondern z.B. auch und sogar ziemlich Landschaft). Ansonsten ist am Victory 8x42 FL kaum etwas auszusetzen (evtl. an der kissenförmigen Verzeichnung, wenn man selten beim Beobachten schwenkt oder gegen den Globuseffekt unempfindlich ist).

Aber bezüglich der Kontrastwiedergabe ist das Victory FL ganz vorn, und deshalb kann Ihre Kritik an den nicht erkennbaren Details in den Schatten nicht diesem Fernglas angelastet werden, sondern bedarf einer anderen Begründung bzw. Erklärung. Gerade dann, wenn ein Fernglas besonders kontrastreich (= mit besonders wenig Falschlicht) abbildet, verbessert sich die Detailerkennbarkeit in den Schatten oder genauer in den dunklen Bildpartien (die ja nicht unbedingt Schatten sein müssen), weil diese NICHT durch Lichtschleier überdeckt werden. Es ist eine oft zu hörende FALSCHE Annahme, daß ein Fernglas mit besonders guter Kontrastwiedergabe den (im Originalgegenstand existierenden) Helligkeitskontrast übermäßig steigerte und evtl. sogar ein „unnatürlich wirkendes“ Bild zeigte. Das ist völlig unmöglich. Der Originalkontrast kann durch kein optisches Fernglas der Welt gesteigert und schon gar nicht übermäßig gesteigert, sondern immer nur durch das sich vor allem den dunklen Bildbereichen sichtbar überlagernde Falschlicht abgeschwächt werden (übrigens gilt das genauso für die ebenfalls verbreitete Annahme einer übertrieben Farbsättigung, die durch ein Fernglas nie gesteigert, sondern wiederum nur durch solche Falschlichtschleier reduziert werden kann). Leider wird die Ausdrucksweise „Abbildung mit hohem Kontrast“ von Nichtfachleuten oft im Sinne von „Abbildung mit erhöhtem Kontrast“ mißverstanden! Hoher Kontrast bei einem Fernglas ist nie erhöhter, sondern immer nur ein WENIGER VERMINDERTER Kontrast.

Innerhalb der dunklen Bildpartien sind Strukturen deshalb schwerer erkennbar, weil erstens dort die Helligkeits- und Farbunterschiede sehr klein sind und weil zweitens das Auge durch die sehr hellen Bildpartien geblendet diese im Vergleich dazu sehr geringen Helligkeitsdifferenzen kaum oder nicht mehr wahrnehmen kann. Sind die Helligkeitsdifferenzen gerade noch wahrnehmbar, aber werden sie dann durch Falschlicht(schleier) überdeckt, so bleiben zwar die Differenzen dieselben, aber die Verhältnisse (= Quotienten) verkleinern sich. Aufgrund der Wahrnehmung von Helligkeitsunterschieden in logarithmischem Maßstab (also gleicher Helligkeitsstufen bei gleichen Quotienten) bedeutet Falschlicht in den dunklen Partien also Reduzierung oder gar Verlust an Detailerkennbarkeit. Fast alle Ferngläser der Welt erzeugen mehr Falschlicht als das Zeiss Victory FL, und deshalb hätten Sie mit fast jedem anderen Fernglas unter denselben Bedingungen in Südafrika noch weniger Details in den Schatten wahrgenommen.

Warum ist Ihnen aber dann dieses Fehlen von Schattendetails so negativ aufgefallen? Ganz einfach: Sie haben bei Ihren Beobachtungen extreme Lichtverhältnisse gehabt (nämlich einen extremen Beleuchtungskontrast), wie sie sie aus unseren Breiten nicht kennen. Nahe dem Äquator steht die Sonne sehr hoch. Deshalb werden vor allem horizontale Flächen sehr hell beleuchtet, vertikale (wie Hauswände, Baumstämme, steile Felsen usw.) aber wegen des dort nur streifenden Lichteinfalls viel weniger. Deshalb sind diese Flächen eineseits dunkler als bei uns, und andererseits kann von dort, wenn sie beleuchtet werden, kaum diffus reflektiertes Streulicht kommen, das sonst erheblich zur Aufhellung von Schatten beiträgt (gäbe es gar kein diffus reflektiertes Streulicht, wären alle Schatten SCHWARZ!). Nur vom Boden her gibt es solches Streulicht, aber das wird wiederum bevorzugt nach oben reflektiert und nur viel weniger auf die meistens annäherns vertikalen Flächen, die Sie bei der Fernglasbeobachtung in horizontaler Richtung überwiegend sehen.

Dann ist dort auch noch der Himmel oft wolkenlos und tiefblau. Das heißt aber, daß auch von der sich über Ihnen und Ihren Motiven wölbenden Himmelshalbkugel nur sehr wenig diffuses Streulicht kommt, das die dunklen Schatten aufhellen könnte. Machen Sie doch bei uns in Deutschland den Vergleich: Schauen Sie aus Ihrem Wohnzimmerfenster in die Landschaft oder auf die Häuser davor – a) einmal an einem trüben Tag, b) einmal an einem sonnigen Tag mit weißen Wolken und c) einmal an einem sonnigen Tag zur Mittagszeit (= Sonne im höchsten Punkt) bei völlig wolkenlosem Himmel. Sie werden sehen, daß Sie im Falle a kaum dunkle Bildpartien haben, weil kein direktes und nur diffuses, indirektes Licht vorhanden ist, also alles wie unter einem Lichtzelt gleichmäßig ausgeleuchtet ist. Außerdem werden Sie wegen des sehr geringen Beleuchtungskontrastes (Größenordnung <1:1,5) überhaupt nicht geblendet und sehen alle Details der fiktiven Schatten. Im Falle b sehen Sie deutliche Schatten, und der Beleuchtungskontrast wird etwa um 1:4 bis 1:6 liegen. Die Schatten sind also schon als dunkle Bereiche zu erkennen, aber noch (vom Streulicht der Wolken) so aufgehellt, daß Sie dort fast so viele Details wie im Fall a sehen. Geblendet werden Sie auch noch nicht, sofern Sie nicht die Sonne vor sich haben, so daß die hierdurch erfolgende Verschlechterung der Schatten-Detailerkennbarkeit noch keine große Rolle spielt. Aber im Fall c mit einem Beleuchtungskontrast von 1:10 oder mehr beginnt es mit der Detailerkennbarkeit in den dunkleren Schatten schon kritisch zu werden. In Südafrika (und näher am Äquator, auch z.B. in der Sahara schon nördlich des Äquators) hätten Sie quasi einen Fall d mit einer noch höher stehenden Sonne und wegen der weniger durch Industrie- und Autoabgase verschmutzten Luft einem viel dunklerem Himmelsblau. Also noch intensiveres direktes, fast vertikal einfallendes und nur ganz wnig diffuses indirektes Licht.

Ich bin sicher, daß Sie dort durch Ihr altes Trinovid, von dem Sie nostalgisch schwärmen, noch sehr viel weniger Details in den Schatten erkannt hätten. Aber weil ein echter Vergleich unter identischen Bedingungen fehlte, kommt es dann zu einem schiefen Bild mit Verklärung erinnerter Beobachtungen, die unter viel günstigeren Bedingungen stattgefunden haben.

Es waren also die Umweltbedingungen, die außergewöhnlichen Lichtverhältnisse, denen Sie die Schuld geben müßten. Das Zeiss Victory FL hat nicht versagt, sondern konnte TROTZ seiner außergewöhnlich guten Kontrastwiedergabe auch nicht helfen, die Sehleistung ihrer vom vorliegenden Motivkontrast (= Summe aus Objekt- und Beleuchtungskontrast) überforderten Augen zu steigern.

––––––

Zum Swarovski jetzt nur noch ganz kurz: Das 8x32 EL ist ebenfalls ein sehr gutes Fernglas, auch wenn es die Leistung des 8,5x42 EL nicht ganz erreicht. Gegenüber dem Zeiss Victory FL und dem Leica Ultravid 8x32 ist es in der Kontrastwiedergabe geringfügig (normalerweise nicht, aber unter extremen Ggenlichtbedingungen doch erkennbar) schwächer. Dafür ist es in der Randschärfe beiden überlegen, obwohl es sogar einen noch um ca. 2° größeren scheinbaren Sehwinkel hat.

Daß es eine größere Baulänge hat, dürfte folgende Gründe haben:

1. Man kann 8fach Vergrößerung z.B. mit 150 mm Objektiv- und 18,78 mm Okularbrennweite oder mit 160 mm Objektiv- und 20 mm Okularbrennweite oder mit 170 mm Objektiv- und 21,25 mm Okularbrennweite ... usw. erzielen. Wenn man sich für längere Brennweiten entscheidet, wird das Öffnungsverhältnis des Objektivs „entspannter“ und kann bei gleichem Aufwand besser korrigiert werden. Das hat Swarovski wohl gut genutzt.

2. Die EL-Serie hat den sog. Durchgriff, und der muß natürlich lang genug sein, daß mindestens drei Finger (der Zeigefinger einer Hand liegt an der Fokussierwalze, der Daumen unter dem Fernglas) einer normal großen Hand dort Platz finden. Wäre das 8x32 EL so kurz wie das Leica Ultravid oder das Zeiss Victory FL 8x32, wäre der Platz dafür zu klein.

Gute Nacht, das muß reichen, ich muß jetzt zu Bett, denn ich habe morgen (nein: heute) früh schon um 8:15 Uhr einen Termin außer Haus.

Walter E. Schön
Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Fragen zum Swarovski EL 8x32 WB

Mick 4230 06. Dezember 2007 23:15

Antworten zum Zeiss Victory 8x42 FL und Swarovski EL 8x32 WB

Walter E. Schön 3055 07. Dezember 2007 00:59

Re: Antworten zum Zeiss Victory 8x42 FL und Swarovski EL 8x32 WB

champollion marc 1735 07. Dezember 2007 01:12

Größe des Durchgriffs beim Swarovski EL 8x32 WB ?

Mick 1499 07. Dezember 2007 13:30

Größe des Durchgriffs beim Swarovski EL 8x32 WB

Walter E. Schön 1622 07. Dezember 2007 13:41

Wieder was gelernt!

Dietmar Sellner 1524 07. Dezember 2007 12:18



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