Es ist kein für alle Dachkantgläser typisches Phänomen, sondern nur für solche, deren Dachkante schlicht zu grob gefertigt ist. Eine sehr präzise Dachkante zu fertigen, also einerseits den Dachkantwinkel mit einer Genauigkeit in der Größenordnung von 1" bis 2" (" = Zeichen für Winkelsekunde, also 1/3600 eines Winkelgrades) zu fertigen und die rechtwinklige Kante dann scharf und dünn, gewissermaßen „unsichtbar“ zu machen, erfordert viel Know-how und Aufwand, und den kann man bei einem Fernglas dieser Preisklasse nicht erwarten. Es wurdert mich immer wieder, daß Käufer billiger Ferngläser eine Bildqualität erwarten, die der von zehnmal so teuren nur geringfügig oder gar nicht nachsteht. Offenbar ist die Meinung, man bezahle bei Leica, Swarovski und Zeiss (die ich hier und auch sonst möglichst immer in wertungsfreier alphabetischer Reihenfolge nennen) mit dem erheblichen Mehrpreis nur den Namen. Das ist aber falsch. In Amerika, wo sonst die Qualitätsansprüche der Konsumenten meistens deutlich niedriger sind als bei uns, gibt es den Spruch: „You get what you pay for“ (frei übersetzt: Sie bekommen soviel Qualität, wie Sie zu zahlen bereit sind). Das gilt aber nicht nur inden USA, sondern auch hier. Zusätzliche Informationen zu diesem Thema finden Sie hier
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www.juelich-bonn.com]
Dort stehen dann noch zwei weitere Links, unter denen Sie nachlesen sollten.
Wer nicht mindestens ca. 400 Euro bezahlen will, fährt qualitativ mit einem Porrofernglas fast immer besser. Erst darüber kann man eine halbwegs gute Dachkante und auch einen funktionierenden Phasenbelag erwarten, der für Dachkantprismen ebenfalls nötig ist.
Was die Wischspuren betrifft, so ist auch das eine Preisfrage. Saubere Produktionsräume, gereinigte Luft und sorgfältiges Arbeiten des Personals gibt es nicht zum Billigpreis. Eine Endkontrolle, die solche Mängel entdeckt und nachbessern läßt, ebenfalls nicht.
Andererseits sollten Sie, wenn Sie nicht mehr als 180 Euro für ein Fernglas ausgeben können oder wollen, nicht geradezu nach Fehlern suchen (es sei denn, um das Glas gegen ein besseres umzutauschen). Sie erleben sonst eine Enttäuschung nach der anderen, statt sich über das Fernglas und die damit machbaren Beobachtungen zu freuen.
Walter E. Schön