Ich will einmal versuchen, Ihre Frage zu beantworten.
Wer kauft bei uns gute=teure Ferngläser?
Ein Drittel sind Frauen, überwiegend gut ausgebildet, aus den Gesprächen entnehmen wir eine Vorliebe für die Naturbeobachtung und für Reisen. Diese Kundinnen legen großen Wert auf Qualität und Design. Die Ferngläser dürfen nicht zu schwer und nicht zu klobig sein.
Zwei Drittel sind Männer, davon ein großer Teil in technischen oder naturwissenschaftlichen Berufen oder mit einer Vorliebe für technische Geräte. In der Regel sind diese Kunden sehr genau informiert und könnten mühelos den Strahlengang durch ein Abbe König Prisma aufzeichnen. Zum Kaufargument Naturbeobachtung kommt häufig noch Himmelsbeobachtung und/oder Jagd hinzu. Diese Kunden wissen ganz gut, wie sie ein Fernglas zu testen haben. Sie brauchen nur wenige Minuten um ein simples von einem Spitzenprodukt zu unterscheiden.
Diese Kunden sind anspruchsvoll. Sie wollen gründlich informiert werden und zwar sowohl von uns als auch durch die technischen Unterlagen der Hersteller.
Zu Ihrer Einschätzung bezüglich des einfachen Chinaglases kann man feststellen.
Es ist völlig unerheblich, ob Sie gute oder sehr gute Augen haben, Abbildungseigenschaften wie Kontrast und Punktabbildung, Verzeichnung und Farbwiedergabe sollte ein erfahrener Beobachter erkennen und bewerten können. Eventuell ist hier noch etwas Übung notwendig.
Vorsicht mit der Aussage, jüngere Augen könnten Bildfeldwölbung kompensieren. Dies gilt nur sehr eingeschränkt, wie Sie einfach überprüfen können. Beobachten Sie doch einmal ein paar Minuten länger z. B. die Milchstraße. Sie werden feststellen, wie anstrengend die Kompensation ist und wie nachdrücklich sich die Muskeln melden.
Warum sind also junge Menschen oft mit recht einfacher Optik zufrieden?
Weil sie keine gute Optik kennen.
Weil sie einem gewissen Gruppendruck unterliegen, gerade in populären Foren, wo sich die Jungs gegenseitig bestätigen, wie toll doch ihre preiswerte Optik ist. ab und zu bekomme ich dann so eine Optik in die Finger, wirkliche Ausreisser nach oben habe ich noch nicht erlebt.
Werner Jülich