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Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

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14. Januar 2008 17:47
So ist es wohl, so mag´s wohl sein, - und "Imponiergläser" finde ich wirklich witzig, haben Sie gut gesagt.

Aber der Mensch - besonders der männliche - ist erst dann ganz Mensch, wenn er spielt. Ich schließe mich da keineswegs aus, zuweilen, wenn Geld übrig zu sein scheint, frage ich mich auch innerlich ganz hibbelig vor Vorfreude: "Jetzt vielleicht mal ein neues Fernglas?"

Und dann fange ich auch an, zu suchen und zu vergleichen, wie alle Anderen auch, das macht ja auch Spaß, nicht wahr? Trotzdem habe ich seit Jahren nichts neues gekauft.

Ich kann mich nämlich auch bremsen. Denn ich weiß, daß jedes Instrument, auch ein optisches - sei es in der Biologie, Jagd, Seefahrt oder Astronomie - eben nur ein Hilfsmittel ist; wirklich entscheidend ist, wer durchguckt.

Ein weiser Optiker stellte mir einmal die listige rethorische Frage: "Haben Sie im Kino schon einmal einen Indianer mit Brille gesehen?"

"Nö!" "Eben!"

In der Tat, Erfahrung ist ein immens wichtiger Faktor, daher konnte "Alter Adler", auch wenn er kurzsichtig war, immer noch besser der Spur des Wildes folgen, als "Junger Fuß". Auch ohne Brille und Fernglas. Und aus dem selben Grund sieht ein alter Seebär oder der alte Förster vom Silberwald notfalls durch ein billiges Kaufhausglas mehr, als ein Neuling oder Laie durch das teuerste Zeiss-Gerät.

Aber es ist natürlich aufregend, ein solches zu besitzen, das schon.

Man kann es sogar wissenschaftlich untermauern: Sehen, visuelle Wahrnehmung auf akademisch, ist ein hochgradig k o n s t r u k t i v e r Vorgang. Wir sehen nicht mit dem Auge, sondern mit dem Gehirn. Ganz hinten, am Hinterkopf, da sitzen die Sehareale. Aber unsere Retina-Ganglienzellen liefern dorthin kein Bild der Außenwelt, - sondern nur neuronale Impulse, Stromstöße gewissermaßen.

Auf die Objekte vor unserem Auge, beziehunsgweise die elektrochemischen Depolarisationen, die Inputs also ("Stromstöße") die sie von der Retina über den Tractus Opticus vermittelt bekommen, reagieren zahllose hochspezialisierte Detektionszellen, - einige feuern nur dann, wenn eine bestimmte Raumorientierung (Winkelgrad im Raum, für je 10° gibt es jeweils "zuständige" Zellen) gegeben ist, andere nur bei Bewegungen von links, andere bei solchen von rechts, wieder andere nur bei schnellen oder langsamen Bewegungen, bei erkannten Kantenstrukturen, runden Strukturen, bestimmter Größe (das machen bereits die Retinazellen gleich am Eingang), gefüllten Mustern oder Farben usw. usw.

All diese Zellen sitzen an ganz unterschiedlichen Orten im hinteren Gehirn, einige wie gesagt auch schon in der Retina, und die Frage, wer oder was daraus wieder ein "Bild" der "gesehenen" Objektgestalt außerhalb des Kopfes - der externen "Wirklichkeit" - philosophisch-erkenntnistheoretisch gesprochen, zusammenfügt, das ist noch völlig unklar.

Klar ist aber folgendes: das Allermeiste, was wir zu "sehen" glauben sehen wir garnicht!

Vielmehr komplettiert das Gehirn intern nur sehr schnell (in Sekundenbruchteilen) abgescannte grobe und unvollständige Rahmendaten und Grundmuster der Außenwelt aus seinem internen Gedächtnisspeicher. Und uns - oder dem, was im Gehirn "Ich" ist, wie immer es da hinein kommt oder darin entsteht -, bietet es sozusagen die Illusion an, daß wir das Objekt tatsächlich "gesehen" hätten.

Gehirne sind Meister im internen v e r v o l l s t ä n d i g e n objektiv nur bruchstückhaft wahrgenommener Gestaltstrukturen.

Zur Verdeutlichung: Sie sehen garnicht den Vogel, - sondern höchstens dessen grobe Umrisse und das, was "ihrem" Gehirn - an seinem Gedächtnisspeicher abgeglichen -, bzw. aus Erfahrung (!) über dieses Objekt - und diese Objektkategorie - bekannt ist. Daraus bietet es Ihnen das "Bild", oder anders gesagt, die Illusion oder innere Vorstellung des Vogels an. Sie merken es nicht, und glauben stattdessen: "Ich" habe den Vogel "wirklich gesehen"! Das hat sich aus bestimmten Gründen evolutiv so entwickelt.

Hätten Sie hingegen nie auch nur irgendeinen Vogel in ihrem Leben gesehen und wüßten auch garnicht was das ist,- dann würden Sie auch im Wald keinen sehen; so angestrengt Sie auch durch Ihr Fernglas blickten. Katzen, die man experimentell in einem visuellen Milieu aufzieht, in dem es z.B. keine senkrechten Linien gibt, können solche im späteren Leben auch nicht sehen. (Und sind natürlich handlungs- und lebensunfähig). Auch bei bestimmten Naturvölkern, die keine zweidimensionalen figürllichen Abbildungen kennen, ließ sich feststellen, daß sie außerstande waren, auf Fotos Angehörige oder Tiere zu erkennen. Sie sahen - nichts!

Erst wenn am wahrgenommenen Objekt das Kriterium "neu und wichtig", "interessant oder gefährlich" usw. erfüllt wird, etwa ein Vogel mit irgendeinem ungewöhnlichen, bisher unbekannten Gestaltmerkmal oder Verhalten, konzentriert sich Ihr Gehirn ausnahmsweise intensiv darauf, fügt es in das interne visuelle Konstrukt ein, - und speichert es für künftige Begebenheiten im Gedächtnis ab. Von dort wird es beim nächsten Mal abgerufen, um erneut das "Bild" dieses Vogels zu konstruieren. Und zwar diesmal wieder blitzschnell, das clevere Gehirn braucht ihn nämlich nicht mehr lange und intensiv "genau anzugucken". Es hat das "Bild" dieses Vogels ja in seinem Speicher und kann es dort abrufen. Sobald wieder ein solcher Vogel auf dem Baum sitzt, dessen Gestalt ein Fragment, irgendeinen Teilaspekt der neu gelernten Struktur enthält. Keineswegs jedoch wird der g a n z e Vogel in allen Details wahrgenommen, das ist niemals der Fall! Das Gesamtbild dieses neuen Vogels wird wiederum aus dem Gedächtnis erzeugt und Ihnen, Ihrem "Ich", sozusagen als Hypothese über externe "Wirklichkeit" angeboten.

Das Ding an sich, wie schon Kant feststellte, ist uns prinzipiell unzugänglich. Ergo auch der Vogel an sich. Man könnte auch sagen, so seltsam es klingt, was ein Vogel wirklich ist, wie er tatsächlich "aussieht" wird uns für immer unbekannt bleiben. Und dem Vogel natürlich ebenso, wie ein Mensch tatsächlich beschaffen ist. Sie zum Beispiel, wenn er Sie so anguckt. Aber wir wollen hier nicht allzusehr in die Philosophie abgleiten.

Das Meiste in unsererer visuellen Wahrnehmung ist jedenfalls nicht Erkennen, sondern W i e d e r e r k e n n e n. Und das heißt: Je mehr visuelle Erfahrung Ihr Gehirn gemacht hat, desto mehr "sieht" es. Auch die Genetik spielt eine Rolle: Hühner reagieren auf ein Modell (z.B. ausgestopftes Tier) oder eine Abbildung des Freßfeindes Marder auch dann mit Schrecken, wenn sie noch nie einen gesehen haben. Auf Bilder anderer gefährlicher Tiere reagieren sie hingegen nicht. Die Objektgestalt "Marder" ist in ihrem Hühnerhirn angeborenermaßen vorhanden; die anderen nicht, die müssten sie erst erlernen. Und selbstverständlich ist das im Prinzip im Menschenhirn nicht anders.

Was nun ein optisches Instrument, z.B. ein Fernglas betrifft, so dient es hauptsächlich "nur" dazu, unserem Gehirn über das Auge diejenigen vorhin erwähnten recht groben und fragmentarischen Rahmendaten der wahrgenommenen Objektgestalten zu liefern, aus denen es sich intern die - im Grunde nur illusionäre, scheinbare, "virtuelle" - Wirklichkeit der Außenwelt konstruiert. Eine unmittelbare, komplette sozuagen 1:1 Abbildung findet im Gehirn nirgendwo statt. Um es noch einmal zu unterstreichen: Es gibt keine "Bilder" im Gehirn, auch liefert die Retina dem Gehirn keine, nur so etwas ähnliches wie Computerdaten, aus dem es sich die Bilder macht. Wie weiß wie gesagt bisher keiner.

Allerdings spielt die Leistunsgfähigkeit des Sinnesorgans Auge durchaus eine Rolle, und natürlich ebenso das gegebenenfalls "davor geschaltete" Fernglas. Nur keine so entscheidende, wie man meinen könnte. Das Wichtigste bleibt das visuelle Gedächtnis und die Erfahrung Desjenigen, der durch das Fernglas hindurchschaut.

















Thema Autor Klicks Datum/Zeit

Spitzenferngläser nur für ältere Herren?

Reinhard Schauerte 2613 10. Januar 2008 15:47

Re: Spitzenferngläser nur für ältere Herren?

Robert Fritzen 1286 10. Januar 2008 16:14

Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Werner Jülich 1398 10. Januar 2008 20:00

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Reinhard Schauerte 1496 11. Januar 2008 07:56

Gute Entscheidung

Gerd Heuser 1181 11. Januar 2008 08:26

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Maria Nettersheim 1200 11. Januar 2008 20:03

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Weißnich 1423 14. Januar 2008 17:47

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Dietmar Sellner 1063 14. Januar 2008 23:25

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Gerd Heuser 1559 15. Januar 2008 10:19

Re: Spitzenferngläser für anspruchsvolle Benutzer

Weißnich 1270 15. Januar 2008 13:55

Verkäufer müssen wohl so reden

Wilfried Heuser 1330 28. Januar 2008 17:34

Meine Meinung als Kunde

Jan Münzer 1051 28. Januar 2008 20:56

Re: Auch arme Schlucker kaufen Leica & Co.!

Manni 1517 28. Januar 2008 21:04

Re: Verkäufer müssen wohl so reden

Maria Nettersheim 1169 28. Januar 2008 21:19

Re: Verkäufer müssen wohl so reden

Fotohändler 1110 29. Januar 2008 09:50

Re: Verkäufer müssen wohl so reden

Werner Jülich 1148 29. Januar 2008 10:01

Re: Spitzenferngläser nur für ältere Herren?

Beat Madagan 1154 11. Januar 2008 14:33

Jeder Jeck is anders

Bernd Sommerfeld 1655 11. Januar 2008 15:35

Re: Spitzenferngläser nur für ältere Herren?

Sepp Zumstein 1154 11. Januar 2008 16:50



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