Armin Freese, geb. 1952, inzwischen Brillenträger, Beruf Bauingenieur bei einem großen Baukonzern.
2001 habe ich mir ein Spektiv gekauft, Zeiss Diascope 85, dazu das Variookular und das Alustativ 055 von Manfrotto. Später kam der Kameraadapter T2 hinzu.
Mein Steckenpferd ist die Beobachtung von Vögeln, daneben interessiere ich mich auch etwas für die Astronomie.
Ich habe mich von Anfang an bemüht, ein Beobachtungsbuch zu führen. Ein Notizbuch für unterwegs und später die Übertragung in lesbarer Schrift in Kladden.
Gemeinsam mit einem Freund begehen wir mindestens 2 x pro Woche ein festes Gebiet und notieren alle Vögel, die wir sehen oder hören können. Wie bestimmen den Termin zum Abflug in den warmen Süden und genauso die Rückkehr. Die Arbeit erfordert Disziplin und eine gewisse Wetterhärte. Zu meiner Ausrüstung gehören neben dem genannten Diascope noch ein Zeiss Victory 10x42.
Rückblickend kann ich sagen, dass das Diascope in dieser Zeit wöchentlich 2-3 Stunden zum Einsatz kam, aufsummiert sind es bis heute vielleicht 1000 Stunden, die das Spektiv bis jetzt überstanden hat. Es gab zwei Unfälle, die ihre Spuren hinterlassen haben, einmal ist mir das Spektiv umgefallen, einmal habe ich es auf dem Autodach abgelegt und beim Anfahren heruntergeworfen, zum Glück war es in der Transporttasche.
Weder Stürze noch Wetter konnten seiner Funktion etwas antun, es arbeitet heute noch wie am ersten Tag, es sieht nur nicht mehr so schön aus.
Im Dezember wollte ich es dann gegen das modernere schwarze Diascope 85 eintauschen, der Deal war schon besprochen. Doch dann kamen wir ins Reden und zum Schluß habe ich es dann wieder mitgenommen, Gnadenbrot sozusagen, jetzt habe ich zwei.
Natürlich ist es interessant, das alte mit dem neuen zu vergleichen, zumal es sich bei meinem Modell um ein wirklich frühes Exemplar handelt.
Kann man den Fortschritt erkennen oder hat das neue Diascope nur ein modischeres Mäntelchen bekommen?
Das ist auch der erste Eindruck, aus metallisch silbern wurde mattschwarz, sonst ist alles beim Alten geblieben, Form und Abmessungen sind gleich. Dann fällt der Blick auf den neuen Einstellknopf und man sucht unwillkürlich die Feinverstellung. Die hat man sich gespart, dafür gibt es diesen trickreichen Kombiknopf, an den man sich erst einmal gewöhnen muß, Grobtrieb, dann etwas zurückgedreht im Feintriebmodus, dann wieder vor ebenfalls fein bis zu einen bestimmten Punkt ab dem dann der Grobtrieb wieder greift. Gewöhnungsbedürftig, sehr gewöhnungsbedürftig. Ich kann es immer noch nicht so intuitiv wie mit meinem silbernen Diascope, man muß aber zugeben, dass der neue Mechanismus wunderbar weich läuft und auch nicht mehr so kaugummiartig zäh, wie man es beim alten Diascope erleben konnte.
Die Vorteile des schwarzen Gummis kann ich noch nicht einsehen, er soll die Kälte besser dämpfen, das mag ja auch sein, aber wer beobachtet im Winter ohne Handschuhe? Na also, hier ging es wohl mehr ums Nachäffen der anderen Hersteller, weniger um Funktion.
Dagegen ist das neue Bajonett gelungen, auch wenn man die Verriegelung schon von Swarovski kennt, jetzt ist ein Okularwechsel kein Kraftakt mehr, jetzt geht es kinderleicht und butterweich.
Es gibt ein neues Variookular 1 Pfund schwer und ziemlich lang, erreicht man 20-75fache Vergrößerung und Dank verbesserter Leistung kann man diese höhere Vergrößerung auch gebrauchen, manchmal jedenfalls, wenn die Luft von besonderer Qualität ist und wenn es nicht so weit ist. Im Januar gab es zwei Tage, an denen ich diese Bedingungen genossen habe, ein Eichelhäher aus mehr als 100 Meter und du kannst jede Feder einzeln unterscheiden, Klasse. Wir lernen aber auch, dass 75fache Vergrößerung und gemäßigtes westeuropäisches Winterwetter keine ideale Verbindung sind. Dann heißt es runter mit der Vergrößerung, aber wenigstens der tolle Kontrast bleibt erhalten. Wir haben dann Oldtimer und aktuelles Modell miteinander verglichen, doch das ist müßig, das neue ist immer so weit voraus, da wundert man sich, womit man früher mal zufrieden war. So fühlt sich der Golffahrer, wenn er aus dem Urgolf ins aktuelle Modell wechseln darf, dem alten bleiben die Erinnerungen, mehr nicht.
Wunschlos glücklich bin ich aber nicht. Es bleiben ein paar Fragen, zum Beispiel, warum man den Schlauch aus einem alten LKW-Reifen zur Spektivumhüllung recyclen musste. Meine Frau meint, die hässliche Hülle diene dem Diebstahlschutz, weil so die inneren Werte verheimlicht würden, ich kann es nicht sagen.
Mich stört mehr, das der Kameraadapter immer noch auf Vollformat ausgelegt ist, wo doch die Mehrheit der Digiknipser die leichteren Modelle mit APS-C vorziehen, was ja auch völlig ausreicht, man bedenke Blendenzahl 11.
Es ist also noch eine Menge Feintuning notwendig bis Zeiss seinen Kunden ein rundherum gelungenes Produkt anbieten kann, ich finde das schade, es ist nicht ehrenrührig, die gute Optik angemessen zu verpacken.
Soweit mein Bericht vom Treffen der Generationen
Armin Freese
Hier mein erster Beitrag [
www.juelich-bonn.com]