Über einen Zeitraum von mehreren Wochen habe ich mich, wie bereits vereinzelt angedeutet, in mehreren „Runden“ an vergleichenden Auflösungstests versucht. Ich beschreibe hier kurz die Uebungsanlage und sodann die dabei gewonnenen, zweifellos provisorischen und subjektiven Erkenntnisse.
Es kamen 16 Ferngläser der Klasse 8x40 zum Einsatz, genauer:
- ein 8.5x42
- ein 8x44
- zwei 8x43
- vierzehn 8x42
TESTBEDINGUNGEN
Alle Tests wurden für alle FGs unter identischen Bedingungen durchgeführt:
- immer auf Stativ
- prinzipiell wurde nur durch den linken Tubus gemessen (Ausnahme: Zeiss HT)
- es kam immer dasselbe (rechte) Auge zum Einsatz
- die Testrunden wurden auf jeweils 10m und 12 m durchgeführt, für all FGs immer mit denselben Bedingungen (gleiche Distanz, gleiche Beleuchtung, usw.)
- Als Booster wurden, jeweils nacheinander, verwendet: 2.5x Kite Optics, 4x12 Zeiss Mono, 6x18 Zeiss Mono
- als „Testbild“ fungierte ein mit hoher Auflösung ausgedrucktes USAF 1951 (siehe BILD 1)
- bei jedem Fernglas wurde versucht, das kleinste noch aufgelöste Set der horizontalen und vertikalen Balken zu ermitteln. Entsprechend wurden Punkte vergeben: Balkenserie A gab Punkte 1-6, B gab 7-12, C gab 13-18. Bsp: wenn bei der Serie B das 3. Set Balken noch aufgelöst wurde, gab das 9 Punkte. Sofern nur entweder die vertikalen ODER die horizontalen Balken aufgelöst werden konnten, gab das 0.5 Punkte.
- aus den Tests lassen sich naturgemäss lediglich Aussagen zur Auflösung schwarz-weiss machen (schwarze Zeichen auf weissem Grund)
- ein FG (Swaro EL 8.5x42 SV) hatte eine leicht höhere Vergrösserung als die anderen. Das muss bei der Interpretation der Ergebnisse berücksichtigt werden.
ERKENNTNISSE
Vorab:
Ich habe versucht. Ratschläge zu befolgen, die im Forum bereits zirkulierten. Es war mir klar, dass ohne Booster kaum systematische Unterschiede zwischen guten Ferngläsern festgestellt werden könnten (Beiträge Tobias Mennle und Holger Merlitz).
Zudem war klar, dass Auflösungs-Messungen (mit dem Ziel, die Auflösung einzelner Ferngläser zu bestimmen) nicht möglich sind; es ging nur um den Vergleich ZWISCHEN den verschiedenen Gläsern. Mehr liegt nicht drin, weil mein Sehapparat zu wenig zuverlässige „Mess“-Ergebnisse liefern würde (Beitrag Ute in diesem Thread).
Holger Merlitz hatte kürzlich ausgeführt, dass er nicht wisse, ob es überhaupt eine einfache, zuverlässige, dem Laien zugängliche Testmethode für Auflösungstests gebe. Ich hatte mich damals etwas gewundert, neige aber nach meinen Erfahrungen zur gleichen Aussage.
Tobias Mennle (und auch Ute) hatten vorgeschlagen bzw. versucht, derartige optische Tests unter Verwendung eines Fotoapparat durchzuführen (z.B. Fotografie des auf ein Testbild fokussierten FG-Bildzentrums, erst dann „optische“ Auswertung mit dem Auge auf der Basis eines Bildschirms oder Ausdrucks), statt mit Boostern herumzuhantieren. Wahrscheinlich haben sie recht.
Mehr der Vollständigkeit halber als im Sinne eines brauchbaren Ergebnisses zeige ich die Resultate der Booster-Tests in der Beilage (BILD 2). Dort wurde zur Ergänzung ein Kolonne mit den Resultaten des Auflösungstests mit blossem Auge, ohne Booster, eingefügt (Resultate sind, wie bekannt, nicht zuverlässig). Das Folgende sind meine eigenen Erkenntnisse daraus:
- Booster hin oder her, das Auge ist in jedem Falle ein (teilweise erheblich) begrenzender Faktor, sodass Testresultate von Versuch zu Versuch variieren (Holger Merlitz hatte das ja angedeutet)
- Das gilt nicht nur, aber auch rein physiologisch: gegen Ende jeder Testreihe ist der Faktor Ermüdung von Einfluss. Ich habe daher mehrfach die Testreihenfolgen umkehren müssen
- Insgesamt schwanken zwar die Resultate von Testreihe zu Testreihe, aber es ergeben sich zumindest ähnliche Resultate
- eine eigentliche Rangfolge wage ich aufgrund dieser Tests nicht aufzustellen, dazu müssten signifikant mehr Testreihen durchgeführt werden
- Über das Ganze gesehen bestätigten die Ergebnisse mehr oder weniger die Erwartungen: Swaro (EL SV und SLC), Nikon EDG, Minox APO, Leica, Zeiss zeigen generell überdurchschnittlich gute Resultate. Am besten schnitt hier ab das Zeiss Conquest HD (!), gefolgt von den beiden Swaros, dann folgen Nikon EDG und Minox APO HG. Das in letzter Zeit immer wieder positiv erwähnte Eschenbach Trophy zeigt zwar keine Spitzenresultate, platziert sich aber irgendwo im Mittelfeld
- Zu den eher überraschenden Ergebnissen: dass das Conquest HD das Victory HT um Längen übertrumpft; eine Nachprüfung ergab signifikante Unterschiede beim HT zwischen rechtem und linkem Tubus; ev. muss das HT deswegen zurück ins Werk.
- erwartungsgemäss schnitt das Terra am schwächsten ab; das schien mir schon aufgrund der Tests ohne Booster voraussehbar. Überraschend gut schnitt dagegen das Nikon Monarch 7 ab, dem ich die guten Booster-Resultate nicht zugetraut hätte
- wieweit Fragen des Einblickverhaltens sowie der Randunschärfe einen Einfluss auf die Ergebnisse haben, ist mir unklar. Beim Herumpröbeln mit den Boostern konnten erhebliche Schärfe-Unterschiede festgestellt werden, je nachdem, wie das FG auf das Testbild ausgerichtet wurde. Ob das schlechte Abschneiden des Victory HT auf dessen relativ enges Mittenschärfe-Feld zurückzuführen ist, sodass die Verwendung der Booster eine Verfälschung des Resultats ergab, oder schlicht auf einen Ausreisser bei der Produktion, ist derzeit offen. Die Tests ohne Booster mit blossem Auge platzieren das HT nicht hervorragend, aber im oberen Feld der Konkurrenten, also ist „auf den ersten Blick“ von einem Problem nichts zu merken.
- die Aussagekraft dieser Tests ist nicht nur wegen der vielen Unzuverlässigkeiten des Sehapparats (vermutlich auch der Testanordnung) beschränkt, andere Faktoren als die reine schwarz-weiss Auflösung werden den – guten oder weniger guten – Bildeindruck wohl mindestens ebenso stark prägen.
Zusammenfassend verweise ich nochmals auf die oben zitierten Aussagen von Holger, Tobias und Ute; die geschilderten Erfahrungen führen mich zur gleichen Erkenntnis: Booster-Tests mit dem Auge sind vermutlich von beschränktem Nutzen. Interessant waren sie trotzdem.
For whatever it’s worth.
Viele Grüsse. Pinac