So, geschätztes Forum,
der guten Ordnung halber ein kurzer (?) Bericht, welchen Ausgang die Geschichte nun genommen hat.
Ich ersuche um Nachsicht für meine höchst laienhafte Ausdrucksweise. Ich weiß zwar (wie beim Wein ;-)), was mir "schmeckt" und kann "gut" und "weniger gut" plausibel unterscheiden, jedoch fehlt mir der Fachjargon und die - in diesem Fall kann man das fast wörtlich nehmen ;-) - "geschliffene" Ausdrucksweise.
Bilder im Anhang.
Ausgangssituation:
[*] Gesucht war ein Glas, welches man bedenkenlos im Handschuhfach des Autos "lagern" kann, ohne in irgendeiner Hinsicht ein schlechtes Gewissen zu bekommen.
[*] Es sollte klein genug sein, dass man (ich) es - meinetwegen wie die Sonnenbrille - auch "auf Verdacht" mitnimmt und es sich nicht zweimal überlegt, ob man sich jetzt nicht einen "Klotz ans Bein" bindet resp. einen Mühlstein um den Hals hängt.
[*] Und schließlich sollte es eher günstig in der Anschaffung sein, um es auch entsprechend sorglos zB den Kindern zu überlassen, an den Strand mitzunehmen usw.
Die Kandidaten:
Zum Vergleich eingeladen wurden
[*] Leitz Trinovid 8x20 C, etwa Anfang der 1980er-Jahre (je nach Zustand gebraucht gesehen zw. 150,- und 200,-)
[*] Olympus 8x25 WP II, ~ 130,-
[*] Meopta MeoSport 8x25, ~150,-
[*] Quasi "außer Konkurrenz" (s.u.) dabei war auch ein Nikon Aculon T01 8x21, ~50,-
Gleich zum Nikon:
"Außer Konkurrenz" deshalb, weil meine Allerbeste ihr CBS Beck 3x Opernglas letztens in der Wiener Staatsoper liegen hat lassen, somit Ersatz notwendig und das Nikon in der Farbe
Orange lieferbar war (ja, ehrlich; das war ein wesentlicher Grund). Zum gerade anstehenden Geburtstag habe ich nicht lange nachgedacht. Wir konnten es auch gleich beim "Geburtstags-Opernbesuch" erproben. Die 8-fache Vergrößerung macht natürlich das Sichtfeld enger und man erkennt Details in den Gesichtern der Akteure, die einem bei der klassischen 3x oder 4x Vergrößerung eines Opernglases verborgen bleiben, was in manchen Fällen gar nicht das Schlechteste ist ... ;-)
Im Übrigen ist das Nikon sein Geld wert. Mehr aber auch nicht: Gehäuse und Mechanik sind in Ordnung, die Haptik gefällt meiner Besten, die Farbe sowieso.
Die optische Leistung ist hinreichend für die Oper und die Verhältnisse dort (die Bühne ist ja gut ausgeleuchtet, sodass daraus keine Probleme entstehen). Für Brillenträger ist das Nikon überraschender (?) Weise besser geeignet als das alte Opernglas meiner Gattin es war.
Bei Tageslicht und in der Natur treten rasch die Schwächen zu Tage: zum Rand hin rasch unscharf und der Einblick nicht ganz so treffsicher wie zB beim MeoSport. Der Zentralantrieb ist groß übersetzt, sodass es einige Aufmerksamkeit braucht das Bild scharf zu bekommen. Die Abbildung insgesamt erscheint im Vergleich mit den anderen hier - man verzeihe die laienhafte Ausdrucksweise - durchaus hell, ungetrübt und farbtreu.
Als "Fernglas-to-go" möchte ich es nicht haben. Es ist mir dann doch irgendwie "zu billig".
Nachbemerkung: Wir haben in der Oper nachgefragt, und - o Wunder - das Beck wurde gefunden, abgegeben und aufbewahrt!
("Es lag auf Ihrem Abo-Platz, da haben wir gedacht, dass Sie es wohl abholen werden. Kommt ja öfter vor.")
Zu den anderen drei Gläsern:
Die für mich spannendste Frage war: Kann ein gut 30 Jahre altes
Trinovid C (also wie ich hier gelernt habe: die Version noch
ohne Phasenkorrektur), das seinerzeit wohl maßstabsetzend bei den "Mini-Gläsern" war, mit der unteren Mittelklasse von heute mithalten oder übertrifft es sie am Ende gar noch?
Nun, optisch kann es das gerade noch, würde ich meinen:
Im Vergleich zum Olympus und Meopta habe ich den Eindruck, dass Verzeichnungen, Randunschärfen oder Farbstörungen praktisch nicht auftreten. Der Einblick ist nicht so komfortabel wie zB beim Meopta, das Bild ist insgesamt um einen Deut "nebeliger" als beim Meopta, dafür in den Farben "natürlicher". Das Meopta "macht das Bild schöner" als es ohne Glas ist (Kann man das so sagen?), während das Leitz aus schlechtem Wetter kein gutes macht. Insofern erscheint das Leitz "ehrlicher".
Tja, und erst die Mechanik und das Gehäuse! Die "Gummi-Haptik" von Olympus und Meopta greifen sich gut und "modern" an. Das Leitz ist jedoch eine Netsuke. Nicht mehr aus der Hand zu legen. Und es ist tatsächlich ziemlich genau zigarettenschachtelgroß, also in der kleinen Tasche zum "echten" Einstecken geeignet!
Das
Olympus ist praktisch nach dem ersten Durchsehen schon ausgeschieden. Es wirkte irgendwie "störrisch" auf mich: Ich hab lange gebraucht, bis ich alles so eingerichtet und eingestellt hatte, dass ich auch ein brauchbares Bild hatte. Und trotzdem: vielleicht liegt's an meinem Kopf oder den Augen oder meiner Ungeschicklichkeit: kaum halte ich das Glas nicht absolut ruhig und "richtig", kommt ein Schatten ins Bild usw., ich habe laufend den Eindruck "schärfer" stellen zu müssen usw. Alles, bloß nicht "easy viewing".
Das war sehr enttäuschend für mich, war doch Olympus mein "heimlicher Favorit" (in meiner Musik-Jugend war man
entweder ein Beatles-
oder ein Stones-Fan; und in meiner Foto-Jugend war man entweder ein Nikon-F2-Fan oder ein Olympus-OM3-Fan. Ich war auf der Seite der Beatles und auf der Seite der OMs, die ebenso wie die F2 1/1000 "konnte", auch wenn die Batterien leer waren, ... aber das gehört nicht hierher).
Ich bin mir nicht sicher, wie gut die Optik des Olympus ist, aber es macht keinen Spass durchzusehen. Damit war es weg vom Fenster.
Das
MeoSport ist interessanter Weise - obwohl wie das Olympus ein 8x25 - deutlich größer und schwerer. Und es verhält sich am ehestens wie ich es von meinem Svaro EL 8,5x42 gewohnt bin: ans Auge halten und passt. Scharfstellen erfolgt dann nur mehr "nebenher". Ich muss kein "Bild suchen", es ist schon da. Dass es bei genauerer Betrachtung am rechten Auge unten stärker verzeichnet als am linken, ist mir erst aufgefallen, als ich versucht habe bei allen Gläsern die Mängel zu entdecken und zu benennen. Für mich, der ich im Eröffnungsposting noch nicht mal in der Lage war "Meopta" richtig zu buchstabieren, der also die Marke bis dato noch gar nicht wahrgenommen hatte, sehr verblüffend. Liebe auf den ersten (Durch-)Blick.
Bei der Größe des MeoSport allerdings stelle ich mir die Frage, ob es wirklich überall hin "mitgeht". Es ist hart an der Grenze und vermutlich nicht viel kleiner oder leichter als manch ein 7 oder 8x30. Aber es will mir nicht gelingen, es zurückzuschicken...
Fazit:
[*] Das Olympus scheidet (irgendwie "leider") für mich aus.
[*] Wirklich "einstecken" in die Hemd- oder Hosentasche kann man das Leitz. Von den optischen Qualitäten her mithalten kann es als 20er mit den 25 mm Objektiven des Olympus wohl, mit jenen des Meopta nicht ganz. Da liegen 5 mm und wohl auch 30-40 Jahre Entwicklungszeit und Vergütungsneuerungen dazwischen. Im Gegensatz zum Olympus oder Meopta "tunnelt" es für mich als (meist) Brillenträger auch einigermaßen. Für die Kinder ist es eindeutig nicht geeignet, weil "viel zu schade". Aber zurückgeben, weiterschenken, verkaufen usw. geht schon gar nicht. Es hat so irgendwie den Auftritt des "kleinen Schwarzen", das - immer dabei - erstklassige Figur macht. Es ist ein Glas, das man (ich) haben muss! :-)
[*] Wenn man nicht gerade eben durch ein Referenzglas der Spitzenklasse gesehen hat, dann kommt das MeoSport recht ordentlich daher. Einstecken in die Hemdtasche oder Hosentasche geht nicht, eine Jackentasche muss es zumindest sein. Gegen Krümel in der Jackentasche einigermaßen geschützt, weil mit Okular und Objektivabdeckungen ausgestattet (welche nicht nur wie "Wegwerf-Transport-Abdeckungen" des Olympus wirken) verhält es sich schon wie ein "erwachsenes" Fernglas.
Es ist somit passiert, was von Anfang an zu befürchten stand: Im Handschuhfach werden fürderhin
zwei Ferngläser liegen: Das MeoSport als "Fernglas für Unterwegs" und nicht zu schade, um es immer im Auto liegen zu lassen. Und das alte Leitz, das selbst im Sakko problemlos und ohne Peinlichkeiten unterzubringen ist.
Ich danke nochmals für die freundliche Beratung hier und hoffe, dass ich mit diesem mehr subjektiven und weniger konkret-technischen "Vergleichstest" das Forum nicht überstrapaziere.
Besten Gruß aus Wien
Andreas
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.11.14 12:34.