Wie angekündigt, in Folge also meine ersten Eindrücke und somit eine kurze (wird länger) Vorstellung des bereits angesprochenen Gitzo Neiger GH2720QR.
Ich erwähnte bereits, ich habe nicht so viele Erfahrungswerte, die einen wirklich qualitativen Vergleich zu anderen Modellen gleich welcher Hersteller aufstellen können.
Gesammelte Kenntnisse aus Astrooptik montierten Gerätschaften erlauben mir aber zur Bildstabilität des Gitzo ein Urteil zu fällen. Der Grad dessen generiert sich aber auch aus meinem Anspruch, der hinsichtlich der Steifigkeit und Schwingungsfreiheit eines Bildes anhaftet. Und ich mag es ganz und gar nicht, wenn in der Einstellphase wie z.B. im Scharfstellvorgang, oder leichten Anstoß am Gerät oder Stativ, während des Zoomvorgangs das Bild nicht mehr zur Ruhe kommt - oder erst nach der Kaffe / Zigarettenpause.
Also:
Im Lieferumfang die üblichen Papiere, der Kopf (logisch) der Schwenkgriff, die Befestigungsplatte und Ersatzteile ==> ¼“ und 3/8“ Kameraschraube sowie ein Gewindeadapter als Einschraubgewinde - ganz sicher ein + Punkt an Gitzo.
Entnimmt man das Zubehör aus Verpackung, fällt einem sofort das Gewicht des Handgriffes auf. Er hat keines. Karl L. würde sich freuen, schlank und lang. Ich weiß nicht, was Gitzo für ein Material dafür verwendet, Kunststoff ist das nicht - jedenfalls sehr sehr leicht und robust - er scheint wohl auch Magnesium. Ich habe ihn nicht montiert, aber in den Reisekoffer für Kapstadt gepackt, den kann man da zweckentfremden :)
Selbiges gilt annähernd für die rechteckige (längere als Standardplatten) gelieferte Montageplatte, dessen Material aus Kunststoff ist - derart hart und robust - aber sehr leicht im Vergleich zu Metallplatten - im ersten Eindruck sehr gut.
Was mir sofort nicht gefallen hat ist aber die Tatsache, die Befestigungsschrauben, sowohl die ¼“ und 3/8“, haben nur einen Münzschlitz, mit dem man m.E. ein nicht ausreichendes Drehmoment zur wirklich beruhigten Montage der Optik aufbringen kann.
Einen passenden Schraubendreher wird man wohl im Feld nicht mit sich führen. Ich habe den Bildern mal die Lösung - ACHTUNG - der Sirui Platte beigefügt. Diese hat neben den Schlitz einen integrierten klappbaren Knebel aber AUCH zusätzlich zur Vorspannung einen mittig angeordnet integrierten Inbusschlüssel Einlass - und das finde kommt meiner Vorstellung sehr nah. Da kann mit Schmackes eine bombenfeste Verbindung hergestellt werden. Die Gitzo Platte kann nur von einer Seite im Kopf eingesetzt werden und wird nach einem laut vernehmbaren "Klack" (nicht klick) rastend in der Führung gehalten und per Sicherungsstift in beide Richtungen gegen herausfallen gesichert, sehr beruhigend.
Objekt der Begierde - der Kopf - fühlt sich sehr geschmeidig an. Scheint die üblich tarditionell Gitzo bekannte Verarbeitung und Haptik zu sein. Er macht einen sehr wertigen Eindruck - vor allem aber, einen sehr robusten.
Das Feststellrad ist nicht aus Kunststoff, sondern aus Aluminium (?), großzügig griffig ausgelegt und sehr geschmeidig im Lauf. Mit Handschuhgen im Winter wohl absolut unkritisch. Ebenso die Verriegelungsschraube für die Montageplatte, welche aus Kunststoff ist.
Sie hat eine pfiffige Besonderheit: Sie lässt sich von der Schraube per Federelement abheben und dann im Leerlauf an einer anderen Position bringen. Das verhindert zum einen, sich die Finger zu klemmen und zum anderen kollidiert sie nicht in der Funktion, wenn der darunter liegende Handgriff vom Nutzer in hoher Monatelage montiert wäre. Zusätzlich ist er in Drehrichtung "fest" ergonomisch dem Daumenlauf geformt. Sehr aufmerksam. Die Klemmung der Montageplatte selbst ist sehr sicher und fest, ohne wirklich hohen Kraftaufwand wird das Equipment sehr gut fixiert. Die Platte flutscht in die Aufnahme sehr glatt und annähernd geräuschlos ein. Gut, Kunststoff auf Metall - kein Wunder. Erstaunlicherweise erfährt man bei der Klemmung keine Verformung der Kunststoffplatte. Hier wirkt alles sehr steif und zäh.
Spielt man mit den beiden losen Achsen des Kopfes herum, es gibt keinen wirklichen echten "Leerlauf", also die Bewegung ist nicht absolut frei. Will heißen, da gibt es eine Vorfriktion als Grundeinstellung. Und das mag wohl bedeuten (ACHTUNG ANNAHME AUS UNKENNTNIS) je größer die Köpfe, desto mehr ist es wahrscheinlich, auch eine Mindestgröße an Optik - Masse - für eine befriedigende Funktion des Neigers zu nutzen. Anders, ein kleines Spektiv - 50mm mit kleinem Gewicht - wir an diesem Kopf kein Spaß machen.
Das Schwenk,- und Neigeverhalten im Leerlauf würde wohl als Spaßbremse empfunden - sehe ich das Richtig ????
Wie auch immer:
Die Bilder des Feststellrades/Handrades zeigen: "Lock" auf ~ 3 Uhr = lose / "Lock" auf ~ 0 Uhr fest (sehr fest). Das macht also eine 3/4 Umdrehung, die man fast mit einer Handgelenkbewegung erledigen kann - und das bedeutet - alles sehr unkompliziert und schnell/zügig.
Das gefällt mir gut - diese Einhand Bedienung. Funktionelle Bauteile, die Osten per Rädchen, im Westen per Knöpfchen, und im nördlich per Hebelchen bedient werden wollen, sind zwar technisch spannend - aber auch bekloppt in der Handhabung.
Davon distanziert sich der schlaue GH2720QR.
Also Swaro 65er Spektiv montiert - ohne Phone - die Platte erlaubt auf Grund der Länge eine Balance. Mit Phone auch - aber: Da kann es bei noch schwerer aufgesattelten Zubehör passieren, dass der Ringtrieb (je nach Lage am Spektiv) so weit nach vorne in Richtung Montageplatte ragt, das dass Scharfstellen etwas hinderlich wird, weil man eben nicht mehr vollumfänglich greifen kann.
Ist bei mir aber vollkommen unproblematisch.
Der Schwenkmechanismus ist auf Grund der ausgelegten Einhand Bedienung an der Neigebewegung - oder umgekehrt - gekoppelt. Will heißen, je stärker die Friktion der Neigung, je stärker jene des Schwenkens. Naja, man wird je nach Gewicht oft mehr die des Neigens benötigen als jene des Schwenkens. Da muss ein jeder für sich die beiden gekoppelten Richtungsgrade empfinden, es könnte ein individueller Anspruch daran gegen den Kopf sprechen. Fakt ist aber auch, je größer die Masse für die Neigung, je mehr wirkt sie auch im Hebel auf die Horizontale und kann ggf. als angepasst betrachtet werden.
Und genau so habe ich das empfunden, als ein wirklich gut funktionierendes Wechselspiel, obwohl vollkommen voneinander abhängig. Da scheint man im Stande gewesen zu sein, beide Richtungsparameter per Patronen gut aufeinander abgestimmt zu haben.
Das Neigeverhalten ist sehr gut, kein Rucken oder Floppen, kein Spiel, sehr geschmeidiger glatter Lauf. In der Schwenkbewegung ebenso, wenn mein Spektiv ein wenig mehr auf den Rippen hätte :). Der Hebel ist nicht zu kurz aber das Anfahrmoment muss überwunden werden. Da mein Spektiv hinten zu wenig ausladend ist, ich den Kopf ohne Griff nutzen will, fehlt ein wenig Hebelwirkung auf die Schwenkachse. Das stört nun nicht ungemein, die Funktionen sind alle einwandfrei aber einen Kick flüssiger könnte es gehen (sind Balkonversuche und keine Langzeitfelderfahrungen).
Bildstabilität? Schwingungen? Steifigkeit? also so meine Anforderungen - generell? ==> Klasse, da zittert nix bis kaum, der Kopf ist so schnell nicht aus der Ruhe zu bringen. Würde diesem Prinzip auch locker ein 80er Spektiv einen sicheren Stand zusprechen.
Weder im Scharfstellvorgang noch in dem des Zoomens. Und das bei 700 gr. !
So, nach beginnenden Streicheleinheiten nun der Zong auf Auge: Stichwort Versatz! (siehe Bilder)
Das Feststellrad wirkt sich im Klemmvorgang auf die horizontale Zentrierung des Bildes aus. Ich habe so gut es ging mit dem Phone zumindest einen Versuch unternommen, es so gut es ging zu dokumentieren. Einmal bei V min 25x und V max. 50x. Das mag jetzt schlimmer aussehen als es VISUELL wahrnehmbar ist - dennoch, sollte dies nicht sein. MICH stört es jetzt nicht sooo dolle - aber es kratz an meinem Prinzip. Ich habe die Klemmung nun nicht bis zum Endanschlag gewürgt, da wäre noch etwas vorhanden gewesen. Die gewählte Pos. ist aber schon sehr sehr fest - egal für welches Gerät und welche Last.
Wenn ich so in der Gegend (simuliert) beobachte, fällt das gar nicht so auf, weil die Fest-Klemmung die ich benötige im kleineren - zwar nicht versatzfreien - aber kaum sichtbaren Bereich liegt.
Fotografen oder Filmer dürften sich hier wohl vor´s Knie getreten fühlen.
Unabhängig davon spekuliere ich: Der aus gleicher Serie 2120 dürfte nach meinem Ermessen rein von den Werten her zu klein sein (???). Vor allem wohl hinsichtlich Steifigkeit und Schwingungsfreiheit (??)
Blieb als Alternative der 2180 - dessen Handhabung ich im Vergleich zum 2720 nicht beurteilen kann.
Ist der Versatzfrei ?
Diese Einhandbedienung ist für mich agil und quickig - sie überzeugt durch Unterstützung des unbeschwerten Beobachtens. Der Kopf macht wirklich Spaß, ist wertig, robust und wohl auch sehr zuverlässig (dem Anschein nach).
Mal schauen, ob ich mit der kleinen Schwäche (Versatz) leben kann oder doch noch einmal ein Auge auf ein anderes Modell werfe. Jedenfalls sollten die 700gr nicht noch weiter überschritten werden.
