Hallo Dominique,
die beugungsbegrenzte Auflösung ist ja durch die effektive Eintrittspupille vorgegeben: Am Tage ist meist die Augenpupille enger als die Austrittspupille, also bestimmt das Produkt (Durchmesser der Augenpupille)*Vergrößerung = effektive Eintrittspupille die theoretische Auflösung. Ein Vergrößern der Austrittspupille würde also nicht helfen, da nur die Augenpupille eingeht. So weit die Theorie.
Die Praxis sieht oft anders aus: Ferngläser bilden fast nie beugungsbegrenzt ab. Es sind andere Aberrationen, u.a. die sphärische Aberration, die die Auflösung der Optik begrenzen. Hersteller sind durch gewisse Normen dazu angehalten, eine vorgegebene Auflösung zu erreichen - bei voller Austrittspupille. Am Tage benutzt man jedoch eben nicht die volle Eintrittspupille, sondern (im Idealfall, falls Augenpupille und AP perfekt konzentrisch sind) nur die abgeblendete effektive Eintrittspupille. Man verwendet quasi nur den zentralen Teil des Objektivs, der eine bessere Abbildung liefert und das langsamere Öffnungsverhältnis (effektive Eintrittspupille)/Brennweite aufweist.
Im Idealfall verbessert man also die optische Abbildung eines Fernglases, das eine übergroße Austrittspupille hat, wenn man es am Tage verwendet. Am besten ist es, sich dazu eine Blende zu basteln, die z.B. ein 8x56 für die Tagesbeobachtung auf 8x32 abblendet, damit die Augenpupille auch wirklich den zentralen Teil des Objektives erwischt. Statt eines Öffnungsverhältnisses von vielleicht 1/4 kommt man dann auf 1/7 und vermutlich auch auf eine entsprechend verbesserte Abbildung. Henry Link (Birdforum) ist bekannt dafür, dass er sein Zeiss 8x56 Victory FL auch am Tage verwendet und damit die (seiner Aussage nach) optimale Abbildung erzielt.
Viele Grüße,
Holger
1-mal bearbeitet. Zuletzt am 23.03.18 09:57.