Diverse Beiträge hier verweisen darauf, dass das Trinovid "nur" spritzwasserdicht" und nicht "wasserdicht" sei. Da ich mittlerweile alt genug bin, um noch die alten Trinovids in größerer Zahl im Feld gesehen zu haben, hierzu einige Anmerkungen:
1. Die Trinovids wurden damals - wie fast alle von Birdern benutzten Ferngläser, inklusive des Zeiss Dialyt 10x40B, aber auch des klassischen Seglerglases, des Zeiss 7x50 BGA - vom Hersteller NICHT als wasserdicht bezeichnet. Selbst die Bezeichnung "spritzwasserdicht" wurde de facto nicht verwendet.
2. Die häufigsten Gläser in England, wo ich längere Zeit gelebt und intensiv beobachtet habe, waren damals das Zeiss Dialyt 10x40 B, gefolgt vom Leica/Leitz Trinovid (verschiedene Modelle, z.B. 7x35, 8x40 u. 10x40) und diversen, definitiv nicht wassergeschützten Porros von Carl Zeiss Jena und Swift. Dennoch habe ich nur ganz wenige Fälle erlebt, in denen Gläser von innen beschlugen, weil die Leute einfach ein bisschen vorsichtig mit den Gläsern umgingen, wenn es gar zu nass wurde. Betroffen waren in aller Regel Porros von Carl Zeiss Jena und Swift.
3. Um zu den Trinovid zurückzukommen: Ich habe in all den Jahren, in denen die alten Trinovids noch häufig im Feld benutzt wurden, genau EINEN Fall erlebt, in dem ein Glas nach zwei extrem nassen Tagen im Feld von innen beschlug. Ich kenne zwei Trinovids, die in deutlich mehr als 10 Jahren z.T. extrem harter Benutzung nicht EINMAL Feuchtigkeitseinbrüche hatten, obwohl eins der Gläser nach meinem Empfinden grob misshandelt wurde - das Glas hatte bereits nach einem Jahr tiefe Riefen in den Okularen, im GLAS, nicht nur in der Vergütung, weil der Freund das Glas permanent mit einem Taschentuch putzte, auch wenn feiner Sand auf den Okularen war. Das Glas sah nach ein paar Jahren aus, als wäre ein Bagger drübergefahren, aber Wassereinbrüche - Fehlanzeige.
4. Was die "Wasserdichtigkeit" moderner Gläser angeht: Es sollten allen klar sein, dass es gute Chancen gibt, dass ein Glas, selbst wenn es bei Kauf wasserdicht war, nach ein paar Jahren eventuell eben NICHT mehr wasserdicht ist, da die Dichtungen altern etc. Der Vorteil, den man als Kunde dann noch hat, ist, dass man beim Hersteller - wenn das Glas noch in der Garantiezeit liegt - eine kostenlose Reparatur einfordern kann. Das wird man beim Trinovid nicht können. Übrigens habe ich auch schon "wasserdichte" Gläser gesehen, die es nicht waren und die von innen beschlugen. Und zwar Gläser von unterschiedlichen Herstellern, AUCH von Premiumherstellern.
Fazit: Man sollte die Sache mit der Wasserdichtigkeit nicht zu hoch hängen. Es ist immer sinnvoll, mit Ferngläsern einigermaßen sinnig umzugehen, und wenn man nicht gerade die Angewohnheit hat, seine Gläser in der Badewanne (unter Wasser) zu benutzen, dürfte man mit den Trinovids auch keine Probleme haben.
Übrigens: Das einzige Glas, in dem ich einmal Wasser hatte, war ein Carl Zeiss Jena Deltrintem 8x30, in dem nach zwei Stunden in Starkregen das Wasser auf den Objektiven stand, von innen. Ich Depp hatte das Glas nicht unter die Regenjacke gesteckt, wohl weil ich damals, in den 90er Jahren, durch mein wasserdichtes Leica Trinovid 8x32 BA verwöhnt war. Mein Fehler. Punkt.