Hallo liebe Forumskollegen,
seit einiger Zeit lese ich hier mit, und nutze den Erfahrungsschatz der Teilnehmer:
Daher vielen lieben Dank für Euer Engagement. Als kleinen Beitrag in diesem Sinne
möchte ich Euch meine Erfahrungen mit einem Spontankauf erzählen:
Ein Meopta Optika HD 10x42.
Das Meopta fand ich aufgrund des Designs und der technischen Parameter recht
vielversprechend. Ein 10x42 Glas fehlte mir im Grunde nicht wirklich in der Sammlung,
aber der Preis machte das Ganze etwas attraktiver. Also habe ich es mir zukommen
lassen – ohne zuvor durchgesehen zu haben.
Meine anderen Gläser vergrößern allesamt 8-fach. Daher war das 10-fach Meopta-Glas
für mich durchaus einen Versuch wert.
In erster Linie möchte ich dieses Glas genau dann einsetzen, wenn mir die vorhandenen
Alpha-Gläser zu schade sind, und vielleicht kann ich dieses Glas auch mal eher im
Handschuhfach meines Wagens liegen lassen. Es kostet mit ca. 300 Euro etwa ein
Drittel (m)eines Leica Trinovid 8x 42 HD Preises.
Zu meiner Vorbelastung:
Seit über 30 Jahren betreibe ich die Astronomie als Hobby. Folgende Instrumente
besitze ich:
Ein Celestron C8 und ein C11; einen 110mm und einen 80mm Triplet-APO, ein Zeiss
Victory 8x54 HT, ein Zeiss Victory SF 8x42 der zweiten Generation, ein Zeiss Victory 8x25
und ein Leica Trinovid 8x42 HD. Außerdem bin ich verhalten aktiv in Sachen Mikroskopie,
hier kommt ein Motic BA 310 E zum Einsatz. Vor diesem Hintergrund bzw. Anspruch
relativiert sich dieser Bericht vielleicht etwas.
Ich möchte das Meopta Optika 10x42 bewerten (oder vielleicht einordnen), und
vergleiche es gelegentlich mit meinem Trinovid 8x42. Allerdings geht die Helligkeit
bei Restlicht aufgrund der größeren AP natürlich zugunsten des Leica. Daher halte
ich mich in diesem Vergleichsaspekt zurück, reduziere mich erstens auf konkrete
Einzelparameter bei der Tagbeobachtung, und möchte zweitens den generellen
Bildeindruck beschreiben - der etwas detaillierter sein darf. Ein echter Vergleichstest
kann dies prinzipbedingt nicht sein.
Ich besitze das Glas seit etwa drei Wochen und konnte es in der Zeit recht häufig vor
meine Augen halten – dies meistens am Tag. Ich beobachte übrigens ohne Brille.
--- MECHANISCHE AUSFÃœHRUNG
GEHÄUSE: 9 von 10 Punkten
Das Gehäuse des Meopta wirk hochwertig, kompakt und robust: Genau DAS hat mich
auf dieses Meopta Fernglas aufmerksam werden lassen.
Es besteht aus Magnesium, und nicht aus Polykarbonat - wie es bei günstigen Vergleichs-
produkten oft üblich ist. Die Gummierung ist hervorragend gemacht, sehr griffig. Die
Verbindung zum Gehäuse sitzt fest; alle Konturen wirken perfekt; Schmelzfugen („Grate“)
sind sauber ausgeführt.
Die Gummierung ist wohl etwas dünner bzw. härter und die Oberfläche „glatter“, als
beim Leica.
Beide Gläser fassen sich recht gut an, das Leica ist in meinen Händen dezent im Vorteil.
Nebenbemerkung: Die Tragegurtösen sind ein wenig scharfkantig, stören mich persönlich
aber nicht.
FOKUSSIERER: 9,5 von 10 Punkten
Der Fokussierer (Mittentrieb) ist nahezu perfekt, für mich genau richtig übersetzt,
arbeitet sehr präzise und spielfrei.
DIOPTRIENKORREKTUR (Drehmechanismus am rechten Okular): 9 von 10 Punkten
Die Dioptrienkorrektur ist angenehm schwergängig, guter (zäh) gedämpfter und
„satter“ Eindruck. Kein Losbrechmoment, läßt sich sehr präzise und feinfühlig drehen.
Unbeabsichtigt verstellt sich hier wohl nichts. Es gibt außerdem keine Rasterung,
dadurch ist selbst nahe am Nullpunkt eine sehr präzise Korrektur möglich.
-AUGENMUSCHELN: 7,5 von 10 Punkten
Die Augenmuscheln bestehen aus robusten Metallhülsen und haben eine angenehme
Gummiauflage. Bis hier volle Punktzahl.
Sie rasten in drei Stufen deutlich wahrnehmbar ein. Axiale Kräfte drücken die Augen-
muscheln nicht ein, ausreichende Selbsthemmung ist vorhanden.
Allerdings haben die beiden Zwischenrastpositionen aus meiner Sicht etwas viel
rotatorisches Spiel. Hier ist das Leica (mit 9 von 10 Punkten) deutlich präziser.
KNICKBRÃœCKE: 9 von 10 Punkten
Der Abstand der Augen zueinander („interpupillary distance") läßt sich über die Knickbrücke
sehr genau einstellen, die Mechanik läuft angenehm schwergängig, es gibt so gut wie kein
Losbrechmoment. Wenn man das Glas vor der Brust trägt, verstellt sich der eingestellte
Winkel nicht.
GENERELLES EINBLICKVERHALTEN: satte 8,5 (Tendenz sogar zu 9) von 10 Punkten
Das Glas liegt sicher und ruhig in der Hand. Mit 650g ist es kein Leichtgewicht, aber nicht
zuletzt dadurch läßt es sich am Auge sehr gut stabilisieren. Die Augenmuscheln sind
ergonomisch passend ausgeführt und unterstützen hierbei.
Das Einblickverhalten ist völlig unkritisch, Kidney-Beaning bzw. Blackouts traten am Tage
absolut nicht auf. Die Austrittspupillenschnittweite empfinde ich als sehr angenehm,
ebenfalls unkritisch.
Die Optik dieses Glases verzeiht es dem Auge erstaunlich gut, wenn die es von der
Optimalposition bzw. von der optischen Achse etwas abweicht! Das Leica Trinovid 8x42
ist in diesem Punkt am Tag erkennbar empfindlicher.
--- OPTIK
SCHÄRFE: 7,5 bis 8 von 10 Punkten
Die Schärfe ist übers gesamte Feld wirklich gut, mit nur geringer Randunschärfe. Mehr
als 80% des Feldes sind scharf, die verbleibende Randunschärfe ist sehr dezent.
Die Bildschärfe des Leica 8x42 würde ich bei gut 8,5 von 10 Punkten einordnen, das
Zeiss Victory SF 8x42 mit satten 9,5 und das Swarovski 8x42 NL PURE tendenziell
10 von 10 Punkten.
BILDHELLIGKEIT am Tag: 8 von 10 Punkten
Das Meopta macht ein helles und klares Bild, am Tag wie auch in der Dämmerung. Die
Tagtransmission wird herstellerseitig mit ca. 88% angegeben. Wirkt für mich glaubhaft.
Das Leica Trinovid 8x42 ist tagsüber mit ca. 90% Transmission vergleichbar hell, in der
Dämmerung ist das Leica dann wiederum erkennbar heller (s.o., Thema größere AP).
KONTRASTE / FARBE: 7,5 von 10 Punkten
Am Tag: Das Meopta bietet ein etwas kühleres Bild als das Leica Trinovid 8x42, mit (noch
zufriedenstellender) geringerer Sättigung und dezent abgeschwächten grün- und braun-
Tönen, keine Schlieren, keine Trübung. Das Leica würde ich in diesen Punkten mit 9 von 10
Punkten bewerten.
GESICHTSFELD insgesamt: 6,5 von 10 Punkten
Das scheinbare Gesichtsfeld beträgt, herstellerseitig angegeben, ca. 55 Grad
(119m auf 1000m).
Das klingt zunächst einmal ganz OK, allerdings nicht üppig: 7,5 Punkte wäre mir das
wert gewesen.
Etwas befremdlich ist allerdings, dass das Gesichtsfeld - bei korrektem Augenanstand –
nicht durch die Feldblende des Okulars sauber bzw. scharf beschnitten wird, sondern
vorher schon abgewürgt wird! Dadurch wird die Feldblende verdeckt, und das schwächt
den eigentlich guten Blickeindruck etwas. Daher reduziere ich hier um einen Punkt.
Erst wenn man die Okularhülse NICHT auszieht, und damit der Augenabstand dann
leider zu gering ist, kann man die Feldblende scharf umrandet sehen. Aber SO kann
man nun mal nicht beobachten. Dadurch gehen geschätzte 5° des Gesichtsfelds verloren.
Insgesamt ist dies wohl der schwächste Punkt dieses Glases.
Ich beobachte mit dem Meopta daher jetzt in der vorletzten Position der Augenmuscheln
(sie sind also nicht ganz ausgezogen), damit die Feldreduktion nicht allzu groß wird. Der
Augenabstand reicht dann noch aus, um weiterhin einen sehr guten Einblick zu haben.
Allerdings ist diese Augenmuschelposition rotatorisch nicht ganz spielfrei (siehe oben).
Bei allen anderen Ferngläsern, die ich besitze, sind die Augenmuscheln beim Beobachten
übrigens ganz ausgezogen.
CHROMATISCHE ABERRATION: 7,5 von 10 Punkten
CA ist recht gut korrigiert, in Bildmitte unauffällig, aber vorhanden, ED-typisch;
grüne Farbränder vorherrschend, aber insgesamt dezent. Zum Rand hin steigt die CA
natürlich an (vgl. Fotos, Ausschnitt aus dem äußeren Drittel des Feldes).
Das Leica ist etwas besser in der Mitte, deutlich besser zum Rand hin – und damit
vielleicht auf dem Niveau von 8 von 10 Punkten.
STREULICHTEMPFINDLICHKEIT: 7,5 von 10 Punkten
Am Tag: Die Streulichtempfindlichkeit ist zum Glück sehr verhalten, selbst bei
Sonnenlicht bemerkte ich nichts Störendes. Die Kontraste und Farben brachen,
auch bei 15° zur der Sonne hin gewendet, nicht ein. Störende (inhomogene) Aufhellung
bzw. deutlich erkennbares Streulicht trat nicht auf, nichts Störte.
Bei Nacht: Ich konnte diesen Punkt nur mit dem Zeiss Victory 8x54 HT vergleichen.
Bei extremen Verhältnissen (Dunkelheit/Laterne) gab es beim Meopta deutliche
Streulichtaufhellung (inhomogen, von der Lichtquelle abgewandt), dies selbst bei mehr
als 15 Grad Divergenz von der Lichtquelle.
Streulicht zeigte das Zeiss selbst in direkter Nähe der Lichtquelle (sogar bis zum Eintritt
ins Feld) so gut wie gar nicht.
Der Vollmond (in Bildmitte) war im Meopta wiederum kein Problem: kaum störende
Reflexe, kein Streulicht.
INTERNE REFLEKTIONEN: 7,5 von 10 Punkten.
Eine interne Reflektion von mittlerer Intensität in (nicht unmittelbarer Nähe) der
Austrittspupille ist erkennbar (vgl. Foto; beim Leica Trinovid 8x42 war in dieser
Richtung absolut nichts erkennbar, alles schön schwarz).
Dieser Effekt macht sich allerdings eher in extremen Situationen bemerkbar.
Ansonsten ist der Tubus gut geschwärzt, kaum nennenswerte interne Reflektionen.
Die Austrittspupille ist rund.
FINDEN DES FOKUSPUNKTS: 9 von 10 Punkten
Der Fokus findet sich sofort, wirkt wie ein- und ausgeschaltet, ist klar erkennbar.
Dazu sind sehr feine Bewegungen am Mittentrieb ausreichend. Die mechanische
Qualität des Fokussierers spielt der Optik hier in die Hände.
ZUSAMMENFASSUNG:
Das Fernglas macht insgesamt einen echt guten Eindruck. Der erste Einblick ist hell,
knackig und scharf. Das Auge strengt sich kaum an, und eine allererste „Eingewöhnungs-
sekunde“ an die Optik, wie sie es bei einigen Gläsern oft nötig ist, nahm ich nicht
deutlich wahr.
Das Meopta erreicht hier aber nicht ganz meine persönliche absolute Referenz:
Das Zeiss Victory SF 8x42 wirkt für mich wie eine Brille, aufsetzen und SOFORT top.
Optik und Mechanik sind, insbesondere vor dem Hintergrund des Preises, richtig klasse.
Das ruhige und stabile Einblickverhalten ist ausgezeichnet, fast vorbildlich.
Leider ist das etwas abgewürgte Feld ein kleiner Wermutstropfen – den ich aber
durchaus verschmerzen kann.
- Qualitätsanmutung top
- Mechanik insgesamt ausgezeichnet
allerdings ein wenig rotatorisches Spiel in den Zwischenrasten der Augenmuscheln
- optische Qualität des Glases: insgesamt sehr gut
Einschränkung ist der beschriebene Gesichtsfeldrand
- kompakt und handlich
Abmessungen vergleichbar mit dem Leica Trinovid 8x42 HD
RELATIVIERUNG
Im Vergleich zum deutlich teureren Leica Trinovid 8x42 stürzte das Meopta 10x42
sowohl in Bezug auf die Optik als auch die Mechanik nicht ab! Und das bei etwa einem
Drittel des Preises. Gefühlsmäßige Einordnung: Zwischen dem Meopta und dem Leica
liegen vielleicht gute 15% Leistungsdifferenz – wenn man das so sagen darf.
Zu einem Zeiss Victory 8x42 SF besteht wiederum ein deutlicher Unterschied, dies
aber sowohl beim Meopta als auch beim Leica.
Viele Grüße aus Münster
